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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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net. An anderen Stellen bezeichnet <strong>Maimon</strong> die <strong>Weltseele</strong> als „Idee“ (<strong>Weltseele</strong>, 68, 88, 92).<br />

Auf Gr<strong>und</strong> dieser Tatsachen scheint vielmehr nahezuliegen, mit Vaihinger von <strong>Maimon</strong>s<br />

„gewohnte[r] Ungenauigkeit“ 471 zu sprechen. Es scheint nicht in <strong>Maimon</strong>s Interesse gelegen<br />

zu haben, allzu viel Sorgfalt auf methodologische Fragen zu verwenden. Ausdrücklich <strong>und</strong><br />

eindeutig ist <strong>Maimon</strong> allein im Zusammenhang der Behandlung des Themas der Schwärme-<br />

rei, wo methodische Fragen explizit Gegenstand der Untersuchung sind. 472<br />

(2) Obwohl <strong>Maimon</strong> ausdrücklich darauf hinweist, er habe es in der Debatte um die <strong>Weltseele</strong><br />

mit der „Gegenparthey“ (<strong>Weltseele</strong>, 51) Kants zu tun, kann die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> mit<br />

<strong>Maimon</strong>s Kant-Kritik in Verbindung gebracht werden. Mit Kant 473 wendet sich <strong>Maimon</strong> zu-<br />

nächst gegen die Bestimmung Leibniz’ <strong>und</strong> Mendelssohns der Seele als Substanz: „Die indi-<br />

viduelle Seelen der Menschen <strong>und</strong> Thiere sind keine wahre, sondern bloß scheinende Sub-<br />

stanzen, indem ihre Substanzialität <strong>und</strong> Personalität (Einheit des Bewußtseyns im Mannigfal-<br />

tigen der Vorstellungen) bloß formal aber nicht reell ist.“ (<strong>Weltseele</strong>, 72) Aus der bloß forma-<br />

len Einheit des Bewußtseins schließt <strong>Maimon</strong> allerdings nicht wie Kant auf die Unmöglich-<br />

keit einer theoretischen Aussage über die „reelle“ Einheit des Bewußtseins, sondern auf die<br />

‚Realität’ der <strong>Weltseele</strong> 474 . <strong>Weltseele</strong> wie auch <strong>unendlicher</strong> <strong>Verstand</strong> sind in ihrer Funktion<br />

identisch, die bloß formale Einheit des Bewußtseins um eine „reelle“ Einheit zu erweitern.<br />

Weiterhin dient sowohl der unendliche <strong>Verstand</strong> als auch die <strong>Weltseele</strong> dazu, als objektive<br />

Einheit von Denken <strong>und</strong> Anschauung zu dienen. Denken <strong>und</strong> Anschauung sollen als Aus-<br />

471<br />

Vaihinger (1881), 309.<br />

472<br />

Vgl. GW IV, 626-629. Allgemein läßt sich auch in diesem Zusammenhang die Tendenz feststellen, daß <strong>Maimon</strong><br />

mehr <strong>und</strong> mehr zu der Annahme neigt, die <strong>Weltseele</strong> sei als Hypothese aufzufassen, vgl. beispielsweise GW<br />

III, 291 f. sowie <strong>Maimon</strong> (1793 b), 37.<br />

473<br />

Siehe die „Paralogismen der reinen Vernunft“ in der Kritik der reinen Vernunft, besonders A 341-348/B 399-<br />

431, A 348-351,<br />

474<br />

Vgl. James (1987), 402: „It was reserved for his successors to convert Kant’s notion of Bewusstsein überhaupt,<br />

or abstract consciousness, into an infinite concrete self-consciousness which is the soul of the world, and<br />

in which our s<strong>und</strong>ry personal self-consciousnesses have their being.“ Siehe hierzu auch Amrhein (1909), 103-<br />

111.<br />

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