12.09.2013 Aufrufe

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sowohl Kants als auch <strong>Maimon</strong>s ‚Sympathie’ für Blumenbach letztlich aus ihrer Metaphysik<br />

zu erklären ist.<br />

2.4. <strong>Maimon</strong> <strong>und</strong> Kants Kritik der Urteilskraft<br />

Kant erteilt den von <strong>Maimon</strong> in seinem Brief vom 15. Mai 1790 erwähnten Beifall im § 81 in<br />

der „Methodenlehre“ der „Kritik der teleologischen Urteilskraft“ 161 . Dort heißt es: „In Anse-<br />

hung dieser Theorie der Epigenesis hat niemand mehr, sowohl zum Beweise derselben als<br />

auch zur Gründung der echten Prinzipien ihrer Anwendung, zum Teil durch die Beschränkung<br />

eines zu vermessenen Gebrauchs derselben, geleistet als Herr Hofr. Blumenbach.“ 162 Doch<br />

bereits an zahlreichen Stellen zuvor hatte Kant den Begriffen des Bildungsvermögens, der<br />

Bildungskraft <strong>und</strong> des Bildungstriebes eine konstitutive Rolle in der für die „Kritik der teleo-<br />

logischen Urteilskraft“ wesentlichen Auffassung vom Organismus zugesprochen. 163 Es ist da-<br />

her naheliegend, zunächst in Gr<strong>und</strong>zügen auf Kants Theorie des Organismus einzugehen.<br />

Kant spricht von zwei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um von einem Organismus spre-<br />

chen zu können: nämlich „daß die Teile (ihrem Dasein <strong>und</strong> der Form nach) nur durch ihre Be-<br />

ziehung auf das Ganze möglich sind“ 164 sowie „daß die Teile desselben sich dadurch zur Ein-<br />

heit eines Ganzen verbinden, daß sie von einander wechselseitig Ursache <strong>und</strong> Wirkung ihrer<br />

Formen sind.“ 165 Die Formen der Naturzwecke können nach Kant niemals durch mechanische<br />

Gründe, sondern nur durch eine eigentümliche, nur Organismen zukommende Kausalität her-<br />

vorgebracht <strong>und</strong> erhalten werden: Organismen haben nach Kant eine „sich fortpflanzende bil-<br />

dende Kraft, welche durch das Bewegungsvermögen allein (den Mechanism) nicht erklärt<br />

161 Vgl. hierzu Kroner (1921), 279: „Der zweite Teil der K. d. U. trägt ein doppeltes Antlitz. Er beschäftigt sich<br />

einmal mit dem Problem des Organischen, zweitens aber mit dem in der Einleitung berührten allgemeineren einer<br />

Zweckmäßigkeit der Natur überhaupt, das zur systematischen Betrachtungen über das Wesen unseres <strong>Verstand</strong>es<br />

<strong>und</strong> über den letzten Zweck der Natur hin- <strong>und</strong> schließlich zu moralischen Gottesbeweis zurückführt.“<br />

162 Kant (2001), § 81, 346 [AA V, 424].<br />

163 Vgl. hierzu Kant (2001), § 64, 276 [AA V, 371], § 65, 281 [AA V, 374], § 80, 339 [AA V, 419].<br />

164 Kant (2001), § 65, 278 [AA V, 373].<br />

165 Kant (2001), § 65, 279 [AA V, 373].<br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!