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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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Unterschied zwischen der sinnlichen Einbildungskraft <strong>und</strong> dem <strong>Verstand</strong> <strong>und</strong> der Vernunft in<br />

seinem gr<strong>und</strong>sätzlichen Gegensatz gewahrt.<br />

(2) <strong>Maimon</strong>ides interpretiert weiterhin die Sinnlichkeit in neuplatonischer Tradition als den<br />

Ursprung des Bösen. Wenn dasjenige gut ist, was dem <strong>Verstand</strong> <strong>und</strong> der Vernunft gemäß ist,<br />

dann muß dasjenige, was der Sinnlichkeit gemäß ist oder aus ihr entspringt, notwendig<br />

schlecht oder böse sein. Die Sinnlichkeit ist es, „die den Menschen von der Erreichung seiner<br />

letzten Vollkommenheit abhalten“ <strong>und</strong> die für „alle Mängel <strong>und</strong> sittliche[.] Verfehlungen“ 531<br />

verantwortlich ist. Für <strong>Maimon</strong> ist die Einbildungskraft dem <strong>Verstand</strong> nicht nur entgegenge-<br />

setzt, sondern wird darüber hinaus als „Satan über den guten Geist“, als „Ahriman über den<br />

Ormuzd“ (Versuch 165 [302]) aufgefaßt. Die Einbildungskraft als ein solch ‚satanisches’<br />

Vermögen versucht „beständig ihr Reich zu erweitern <strong>und</strong> die Vernunft zu verdrängen“. (Ver-<br />

such, 166 [302]) 532 Dies erinnert weiterhin an die Bewertung <strong>Maimon</strong>ides’ im Führer der Un-<br />

schlüssigen. Dort behauptet <strong>Maimon</strong>ides in Anlehnung an Genesis 6,5 <strong>und</strong> 8,21, daß die Ein-<br />

bildungskraft als der „Trieb zum Bösen“ 533 ) bezeichnet werden kann, da sie „auf keinerlei<br />

Weise bei dem, was sie erkennt, dem Stofflichen entgehen“ 534 kann. Aus der Einbildungskraft<br />

entspringen die „sinnlichen Begierden“ <strong>und</strong> „Leidenschaften“ 535 .<br />

531 <strong>Maimon</strong>ides (1995), Einleitung, 16.<br />

532 <strong>Maimon</strong>ides gebraucht für die Einbildungskraft auch das Bild der Schlange, „welche den Menschen zum Bösen<br />

<strong>und</strong> zu seinem Verderben“ (Kommentar Adolf Weiß’ in <strong>Maimon</strong>ides [1995], 2. Buch, 30. Kapitel, 213<br />

Anm.). Und Weiß schließt seine Anmerkung folgendermaßen: „Daher wird dieses Vermögen [der Einbildungskraft;<br />

F.E.] mit dem Satan <strong>und</strong> dem Todesengel identifiziert.“<br />

533 <strong>Maimon</strong>ides (1995), 2. Buch, 12. Kapitel, 87.<br />

534 <strong>Maimon</strong>ides (1995), 1. Buch, 73. Kapitel, 349.<br />

535 <strong>Maimon</strong>ides (1995), 1. Buch, 5. Kapitel, 39. Vgl. <strong>Maimon</strong>ides (1995), 1. Buch, 32. Kapitel, 93: „daß die<br />

Phantasie Gewalt über dich bekommt <strong>und</strong> daß du dich den Lastern, den häßlichen <strong>und</strong> schlechten Charaktereigenschaften<br />

zuneigst, weil die Vernunft gestört <strong>und</strong> ihr Licht ausgelöscht ist“. Schechter (1965) untersucht die<br />

Einbildungskraft der rabbinischen Tradition: „Sin being generally conceived as rebellion against the majesty of<br />

God, we have now to inquire after the source or instigator of this rebellion. In Rabbinic literature this influence is<br />

termed the […] (Yezer Hara). This is usually translated ‘evil imagination,’ […].” (242) Und bei Schechter<br />

(1965) heißt es weiterhin: „The two great passions which the Yezer plays most upon are the passions of idolatry<br />

and adultery“ (250); „The name Satan here is identical with the Evil Yezer“ (252); „For apart from what we may<br />

call the mythological view, identifying the Evil Yezer with the serpent, or Samael, and of which some other<br />

names of the Evil Yezer in Rabbinic literature are to be considered as reminiscent at least“ (262).<br />

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