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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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schen Tradition des Mittelalters charakterisiert, andererseits liegt <strong>Maimon</strong>s Originalität in der<br />

Synthese von mittelalterlichem <strong>und</strong> neuzeitlichem bzw. modernem Gedankengut. Daß Mai-<br />

mon damit eine eigentümliche Stellung in der nachkantischen Philosophie einnimmt, soll ab-<br />

schließend eine Gegenüberstellung von <strong>Maimon</strong> mit der Philosophie des frühen Fichte zu Ta-<br />

ge fördern. 468 Einerseits kann <strong>Maimon</strong> als wesentliches Glied in der Entwicklungsreihe von<br />

Kant bis Fichte bzw. Hegel gelten 469 , andererseits trennt ihn sein mittelalterliches Erbe von<br />

den im Paradigma der Kantischen kopernikanischen Wende philosophierenden Zeitgenossen.<br />

Exemplarisch wird dieses Verhältnis am Begriff der Einbildungskraft verdeutlicht. Zuvor soll<br />

allerdings das Verhältnis von <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> unendlichem <strong>Verstand</strong> bei <strong>Maimon</strong> abschließend<br />

beurteilt werden. Dieses Verhältnis wurde eingangs als widersprüchliches gekennzeichnet.<br />

Die Diskussion von insgesamt vier Thesen zum Verhältnis beider Begriffe soll nicht nur<br />

Klarheit über die Entwicklung von der Lehre des unendlichen <strong>Verstand</strong>es zur <strong>Weltseele</strong> ver-<br />

schaffen, sondern auch eine Erklärung der Widersprüchlichkeit geben.<br />

5.1. <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> <strong>unendlicher</strong> <strong>Verstand</strong><br />

(1) Unter methodologischer Hinsicht scheint die Annahme einer <strong>Weltseele</strong>, wie sie <strong>Maimon</strong><br />

in der <strong>Weltseele</strong> vorträgt, unverträglich mit <strong>Maimon</strong>s Auffassung vom unendlichen <strong>Verstand</strong><br />

zu sein, welcher als Idee aufzufassen ist. In der <strong>Weltseele</strong> heißt es, die Untersuchung soll die<br />

468 Es wäre zu dem Zweck einer abschließenden Schlußsynthese besonders erfreulich, könnte man in Fichte die<br />

Synthese von Leibniz’ ‚Individualismus’ <strong>und</strong> Kants ‚Subjektivismus’ sehen. Eine solche Interpretation schlagen<br />

zum Beispiel Heimsoeth (1958), 199 f. <strong>und</strong> Huber (1989), 333 vor. Allerdings muß im Hinblick auf die Frage<br />

nach der Stellung des Prinzips der Individualität – zumindest für den hier zu untersuchenden frühen Fichte –<br />

Recht gegeben werden: „Es versteht sich, daß die Individualität, so wie Fichte sie definiert, keinerlei Wert für<br />

ihn verkörpert.“ (Frank [1986], 67). Vgl. die bei Frank angegebenen Stellen (SW VII, 69, 505, 516 f.). Siehe<br />

hierzu auch Zöller (1998): „Fichte’s choice of the nominalized pronoun of the first-person singular is not meant<br />

to relativize reason to human individuals but to articulate the gro<strong>und</strong> of individual minds in some generic, supraindividual<br />

conception of reason. Fichte’s I is a super-I.“ (57) Allerdings kann über das Verständnis <strong>Maimon</strong>s von<br />

der Einbildungskraft eine abschließende synthetische Betrachtung von Individualität <strong>und</strong> Subjektivität erzielt<br />

<strong>und</strong> der Philosophie Fichtes entgegengesetzt werden.<br />

469 Siehe beispielsweise Kroner (1921), 326: „Der scharfsinnigste der zwischen Kant <strong>und</strong> Fichte für die Weiterentwicklung<br />

in Betracht kommenden Denker ist ohne allen Zweifel <strong>Salomon</strong> <strong>Maimon</strong>.“<br />

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