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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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„Realität“ (<strong>Weltseele</strong>, 48) einer <strong>Weltseele</strong> darlegen, welche zum Beispiel durch die Natur der<br />

„objektive[n] Wahrheit“ (<strong>Weltseele</strong>, 67 f.) bewiesen (<strong>Weltseele</strong>, 67) werde. So erstaunt es<br />

nicht, wenn Amrhein behauptet: „Dieser pantheistische Dogmatismus war aber nur eine vor-<br />

übergehende Anwandlung des kritischen Skeptikers.“ 470 In diesem Sinne eines pantheisti-<br />

schen Dogmatismus wurde in der vorliegenden Arbeit <strong>Maimon</strong>s Position rekonstruiert, näm-<br />

lich als Behauptung der Realität einer <strong>Weltseele</strong> in Opposition zur Behauptung Leibniz’ <strong>und</strong><br />

Mendelssohns der Realität der individuellen Substanzen. Auf den Einwand, daß wir „von die-<br />

ser <strong>Weltseele</strong> als Objekt keinen Begriff“ (<strong>Weltseele</strong>, 50) hätten, antwortet <strong>Maimon</strong>, daß dies<br />

nur unter der Prämisse der Kantischen Philosophie seine Richtigkeit habe; er setzt jedoch hin-<br />

zu: „Aber wir haben von unsrer eigenen Seele als Objekt eben so wenig einen Begriff, <strong>und</strong><br />

doch setzen wir ihr Daseyn voraus.“ (<strong>Weltseele</strong>, 50) In diesem Zusammenhang weist <strong>Maimon</strong><br />

dann auch ausdrücklich darauf hin, daß die Theorie der <strong>Weltseele</strong> nicht für oder gegen Kant<br />

argumentiere, sondern ein Angriff auf die „Gegenparthey“ sei, „die das bloße Denken für hin-<br />

reichend hält, ein Objekt dadurch zu bestimmen“ (<strong>Weltseele</strong>, 51). Es scheint demnach, daß<br />

<strong>Maimon</strong>s Bearbeitung der <strong>Weltseele</strong> in der Tat Zeichen seines Problemdenkens ist. Ein Inter-<br />

esse, die Position der <strong>Weltseele</strong> mit der Position des unendlichen <strong>Verstand</strong>es in Verbindung<br />

oder Einklang zu bringen, ist nicht zu erkennen. Auf Gr<strong>und</strong> der beigebrachten Evidenz einen<br />

solchen Schluß zu ziehen, ist jedoch voreilig. <strong>Maimon</strong>s methodologische Äußerungen über<br />

den ontologischen Status der <strong>Weltseele</strong> sind, wie seine Äußerungen über den unendlichen<br />

<strong>Verstand</strong>, vielfältig <strong>und</strong> nicht eindeutig. In der <strong>Weltseele</strong> heißt es dementsprechend weiterhin,<br />

„das Daseyn der <strong>Weltseele</strong> [...] wird bloß a posteriori angenommen.“ (<strong>Weltseele</strong>, 51) Die An-<br />

nahme einer <strong>Weltseele</strong> wird daher auch folgerichtig als „Hypothese“ (<strong>Weltseele</strong>, 74) bezeich-<br />

470 Amrhein (1909), 103. In diesem Sinne auch Adickes (1894): „Nevertheless, <strong>Maimon</strong> expresses himself as believing<br />

in a World-Spirit […], thereby abandoning his strictly critical standpoint.“ (49) Vgl. Auch Zeller (1873):<br />

„Wenn aber <strong>Maimon</strong> trotzdem die Annahme einer <strong>Weltseele</strong> vertheidigt [...], die doch auch nur eine besondere<br />

dogmatische Vorstellung über die letzte Ursache ist, <strong>und</strong> wenn er im Zusammenhang damit behauptet [...], die<br />

höheren Seelenkräfte seien bei allen Vernunftwesen dieselben, alle Verschiedenheit unter ihnen habe ihren Sitz<br />

nur in der körperlichen Organisation <strong>und</strong> den niederen Seelenkräften, so geht dieß über das, was ihm sein kritischer<br />

Standpunkt erlaubte, weit hinaus.“ (592)<br />

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