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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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hatte <strong>Maimon</strong> einen Brief an Kant verfaßt, welchem eine Kopie seines Aufsatzes „Baco <strong>und</strong><br />

Kant“ beilag, der im Mai 1790 gleichfalls im Berlinischen Journal für Aufklärung erschienen<br />

war. Dort findet sich eine Kant-Kritik <strong>Maimon</strong>s, die bereits in dem 1790 erschienenen Ver-<br />

such über die Transzendentalphilosophie gr<strong>und</strong>gelegt <strong>und</strong> ausgeführt wurde. Zur Charakteri-<br />

sierung nennt <strong>Maimon</strong> seinen Standpunkt in dem Aufsatz „Baco <strong>und</strong> Kant“ einen „verbesser-<br />

ten Leibnizismus“ 2 , welcher u.a. darin bestünde, „die Vorstellung eines unendlichen Verstan-<br />

des“ 3 zu postulieren. Die Behauptung eines unendlichen <strong>Verstand</strong>es <strong>und</strong> die Identifikation<br />

seiner Lehre mit der Lehre Leibniz’ 4 ist gleichfalls zentral für <strong>Maimon</strong>s Position im Versuch.<br />

Die sich im Brief an Kant vom 15. Mai ankündigende Veröffentlichung des Artikels Weltsee-<br />

le stellt hingegen den Auftakt für eine dreijährige Publikationstätigkeit über den Begriff der<br />

<strong>Weltseele</strong> dar, die eine Abkehr sowohl von der Lehre des unendlichen <strong>Verstand</strong>es als auch<br />

von Leibniz zu beinhalten scheint: Im Mittelpunkt von <strong>Maimon</strong>s Bearbeitung der <strong>Weltseele</strong><br />

steht die Kritik an dem Begriff der petites perceptions Leibniz’, wohingegen der damit in en-<br />

ger Verbindung stehende Leibnizische Begriff des Differentials wesentlich für den unendli-<br />

chen <strong>Verstand</strong> ist. Um die „Vorstellung“ 5 dieses unendlichen <strong>Verstand</strong>es geht es noch bis zu<br />

<strong>Maimon</strong>s Brief an Kant vom 9. Mai 1790. Die sich aufdrängenden Fragen lauten: Hat sich in-<br />

nerhalb von nur sechs Tagen <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong> der Lektüre von Blumenbachs Bildungstrieb eine<br />

gr<strong>und</strong>legende Änderung in <strong>Maimon</strong>s Philosophie vollzogen? Ist dies überhaupt der Ausdruck<br />

einer Entwicklung <strong>Maimon</strong>s, oder ist es nicht vielmehr ein Beleg für <strong>Maimon</strong>s Versuch, wi-<br />

dersprüchliche Lehren in ein „Coalitionssystem“ 6 zu bringen? Ist <strong>Maimon</strong>s Verwendung der<br />

Lehren von der <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> dem unendlichen <strong>Verstand</strong> vielleicht ein Indiz dafür, daß Mai-<br />

mon gar keine systematische Position vertritt, sondern bloß problemorientierte „Streifereien<br />

2 GW II, 521.<br />

3 GW II, 522.<br />

4 Siehe Versuch, 116 [206]: „Auch könnte ich leicht zeigen, daß dieses System mit dem Leibnizischen (wenn<br />

dieses richtig verstanden wird, aufs genaueste übereinstimmt, indessen halte ich es jetzt für unnötig“; sowie Versuch,<br />

233 [437]: „Ich glaube aber, daß dieses das Leibnizische System (wenn es recht verstanden wird) ist.“<br />

5 GW II, 522.<br />

6 GW I, 557.<br />

9

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