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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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werden kann.“ 166 Dies führt zur Definition, daß „ein Ding [...] als Naturzweck [existiert],<br />

wenn es von sich selbst (obgleich in zwiefachem Sinne) Ursache <strong>und</strong> Wirkung ist“. 167 Diese<br />

wechselseitige Kausalität erläutert Kant am Beispiel eines Baumes. 168 Zunächst ist ein Baum<br />

Ursache eines anderen Baumes, er „erzeugt sich selbst der Gattung nach“ 169 . Weiterhin er-<br />

zeugt er sich selbst als Individuum durch Wachstum, nach Kant eine „Originalität des Schei-<br />

dungs- <strong>und</strong> Bildungsvermögens“ 170 . Zuletzt erzeugt sich der Organismus Baum selbst, indem<br />

er sich bei Verletzungen oder Mangel von Teilen regeniert. Die Regeneration nennt Kant auch<br />

eine „Selbsthilfe der Natur“ 171 , welche weiterhin beobachtet werden könne bei „Mißgeburten<br />

oder Mißgestalten im Wachstum, da gewisse Teile wegen vorkommender Mängel oder Hin-<br />

dernisse sich auf ganz neue Art formen, <strong>und</strong> das, was da ist, zu erhalten <strong>und</strong> ein anomalisches<br />

Geschöpf hervorzubringen“ 172 vermögen. Diese Charakteristik der Regeneration gehört nach<br />

Kant zu den „w<strong>und</strong>ersamsten Eigenschaften organisierter Geschöpfe“ 173 . Zusammenfassend<br />

läßt sich ein Organismus durch folgende Eigenschaften beschreiben: Selbsterzeugung der<br />

Gattung nach (Fortpflanzung), Selbsterzeugung des Individuums durch Wachstum (Generati-<br />

on) sowie der Regeneration. Daß diese Bildung eine wirkliche Neubildung im Sinne der Epi-<br />

genesis darstellt, ergibt sich für Kant aus den bekannten Phänomenen der Selbstgeneration<br />

(Beispiel Hydra) sowie den Mißgeburten <strong>und</strong> der Bastardzeugung. Diese Phänomene lassen<br />

166<br />

Kant (2001), § 65, 281 [AA V, 374].<br />

167<br />

Kant (2001), § 64, 275 [AA V, 370].<br />

168<br />

Dieses Beispiel ist der einzige Hinweis auf Kants Kritik der Urteilskraft in <strong>Maimon</strong>s <strong>Weltseele</strong> (vgl. <strong>Weltseele</strong>,<br />

69 f.). Der fehlende Quellennachweis in der <strong>Weltseele</strong> wird in dem betreffenden Artikel des Philosophischen<br />

Wörterbuchs nachgeliefert (GW III, 216).<br />

169<br />

Kant (2001), § 64, 276 [AA V, 371].<br />

170<br />

Kant (2001), § 64, 276 [AA V, 371].<br />

171<br />

Kant (2001), § 64, 277 [AA V, 372].<br />

172<br />

Kant (2001), § 64, 277 [AA V, 372].<br />

173<br />

Kant (2001), § 64, 277 [AA V, 372]. Vgl. Cooper (2003), 8: „In short, according to the example of the tree,<br />

the organism can be defined as self-regulative, self-regenerative, and above all self-(re)productive within the<br />

limits of a purposive whole. It is in this triple sense that Kant <strong>und</strong>erstands the principle of self-organization in<br />

nature“.Die Teil-Ganze-Relation im Organismus erläutert Löw (1980) folgendermaßen: „Jeder Teil, bis ins<br />

kleinste, repräsentiert in seiner totalen Bezogenheit auf alle übrigen, unendlich vielen Teile den ganzen Organismus;<br />

als faktischer, existierender Teil ist er dessen Einheit.“ (148) Siehe weiterhin Löw (1980): „Jeder Teil<br />

hat eine spezifisch bewegende Kraft auf <strong>und</strong> damit für das Ganze, die notwendig auf alle anderen Teile (<strong>und</strong><br />

Kräfte) bezogen ist.“ (149) Siehe ferner McLaughlin (1989), 43.<br />

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