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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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am Anfange seiner philosophischen Laufbahn von <strong>Maimon</strong>ides übernommen hat, geht aus<br />

seiner Lebensgeschichte hervor:<br />

„Die Unsterblichkeit der Seele bestand bei mir (nach dem Maymonides) in der Vereinigung<br />

des in Ausübung gebrachten Theils des Erkenntnißvermögens mit dem allgemeinen Weltgeiste<br />

335 , dem Grade dieser Ausübung gemäß; so daß ich diesem zufolge, nur diejenigen, die sich<br />

mit Erkenntniß der ewigen Wahrheiten abgeben, in dem Grade, daß sie sich damit abgeben,<br />

dieser Unsterblichkeit theilhaftig hielt. Die Seele muß also mit Erlangung dieser hohen Unsterblichkeit,<br />

ihre Individualität verlieren. Daß Mendelssohn nach der neuern Philosophie<br />

hierüber anders dachte, wird mir ein jeder gewiß auf mein Wort glauben.“ 336<br />

Mit dem Hinweis auf Mendelssohn spielt <strong>Maimon</strong> auf Mendelssohns bekannte Schrift Phä-<br />

don oder über die Unsterblichkeit der Seele an, in der mit Leibniz <strong>und</strong> Platon die Unsterb-<br />

lichkeit der individuellen Seele behauptet wird. Wie sich auch immer die Überzeugung von<br />

<strong>Maimon</strong> in Bezug auf die Möglichkeit der unio mystica mit dem Weltgeist oder der <strong>Weltseele</strong><br />

entwickelt haben mag – <strong>Maimon</strong> spricht an der eben zitierten Stelle aus der Lebensgeschichte<br />

in der Vergangenheit, im Rückblick auf <strong>Maimon</strong>s persönliche Bekanntschaft mit Mendels-<br />

sohn –, so ist doch bereits deutlich, daß für <strong>Maimon</strong> die Position Leibniz’ <strong>und</strong> Mendelssohns<br />

auf jeden Fall unhaltbar <strong>und</strong> aus Vernunftgründen nicht zu demonstrieren ist. Noch in den<br />

Kritischen Untersuchungen über den menschlichen Geist oder das höhere Erkenntniß- <strong>und</strong><br />

Willensvermögen von 1797 heißt es im Hinblick auf die individuelle Unsterblichkeit: „Wer<br />

diese verlangt, wird bei mir sowohl als anderwärts, vergebens Trost suchen.“ 337<br />

Es wurde im Laufe der vorliegenden Arbeit die These zu belegen versucht, daß <strong>Maimon</strong>s Be-<br />

arbeitung der <strong>Weltseele</strong> vornehmlich gegen Leibniz’ <strong>und</strong> Mendelssohns Auffassung der indi-<br />

viduellen Substanzen gerichtet ist. Es konnte gezeigt werden, daß <strong>Maimon</strong> Leibniz’ <strong>und</strong><br />

Mendelssohns Argumente gegen die Lehre der <strong>Weltseele</strong> als Scheinargumente interpretiert<br />

335<br />

Hier ist noch einmal darauf hinzuweisen, daß <strong>Maimon</strong> die Begriffe <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> Weltgeist synonym gebraucht.<br />

336<br />

GW I, 482 f.<br />

337<br />

GW VII, 250. An der betreffenden Stelle erneuert <strong>Maimon</strong> die Position der rationalistischen Mystik, die als<br />

Idee aufgefaßt wird, d.h. als Prozeß der unendlichen Annäherung: „Man kann also sich der Unsterblichkeit, nach<br />

meiner Erklärung bloß dadurch versichern, daß man durch Erweiterung <strong>und</strong> Vervollkommnung der Erkenntniß,<br />

dieser Idee immer näher zu kommen sucht, so daß das bloß subjektive (individuelle) empirische Selbstbewußtsein<br />

darin immer ab-, das objektive aber in diesem Verhältnisse immer zunimmt.“ (GW VII, 253)<br />

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