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Baustein 6 Gesellschaftliches Mobbing an Erwerbslosen Anhang: Fallbeispiel Gewerkschaftliche Unterstützung bei der Bewältigung der Situation der Erwerbslosigkeit Der Kollege Wilhelmsen ist 45 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 11 und 13 Jahren. Er ist von Beruf Maschinenschlosser und seit drei Monaten erwerbslos. Er war 17 Jahre in einer Maschinenbaufirma beschäftigt, die wegen Missmanagement und Auftragsrückgang in Konkurs gegangen ist. Im Laufe der Beschäftigung war er bis zum Vorarbeiter aufgestiegen. Er sitzt seit einigen Wochen zuhause und ist immer noch wie vor den Kopf gestoßen. Es ist, als ob er den Boden unter seinen Füßen verloren hat und vor dem „Nichts“ steht. Seine Frau hat ihm vorgeschlagen, dass sie sich selbst eine Arbeitsstelle sucht, aber davon will er nichts wissen. Er kann es noch gar nicht glauben, dass er so plötzlich erwerbslos geworden ist. In den ersten Tagen hat er sich umgehend bei einigen Firmen vorgestellt, um den Zustand der Erwerbslosigkeit möglichst schnell zu beenden. Er hat jedoch keine Zusage erhalten. Um wieder in Arbeit zu kommen, hat er alles Erdenkliche in Bewegung gesetzt. Als alles nicht klappte, hat er resigniert und die Suche aufgegeben. Er wartet nun auf ein Angebot des Arbeitsamtes. Die anfängliche Euphorie ist inzwischen einer wachsenden Hilflosigkeit und Erschöpfung gewichen. Selbst einfachste Aufgaben zuhause fallen ihm schwer. Er hat das Gefühl, zu nichts mehr fähig zu sein. Gedanken quälen ihn: „Was soll ich nur machen“, „Ich bin viel zu alt, um wieder Arbeit zu bekommen. Junge Leute werden bevorzugt, wenn es um die Besetzung neuer Stellen geht. Sie sind ja auch viel qualifizierter als ich.“ „Wenn ich keine neue Stelle finde, ist das verheerend, ich bin ja schließlich für die finanzielle Sicherheit meiner Familie verantwortlich. Wovon sollen wir nun leben?“ Der Kontakt zu seinen Kolleginnen und Kollegen besteht nicht mehr. Zum Sportverein geht er auch nicht mehr, weil er „ja keinen mehr ausgeben kann“. Wenn er mal mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, Freunden oder Verwandten zusammentrifft, redet er immer von seiner ehemaligen Arbeit, wie er sich wohlgefühlt habe und wie wichtig er im Betrieb war. Wenn er nach neuer Arbeit gefragt wird, weicht er aus bzw. erzählt von Plänen, die er mit sich und seiner Familie vor hat und wie toll die Zukunft wird. Wegen der Fragen meidet er den Kontakt immer mehr. Seine quälenden Gedanken und Grübeleien kann er nur dann vorübergehend vergessen, wenn er abends 2 - 3 Flaschen Bier trinkt. Seine Frau drängt ihn öfters dazu, sich mehr zu bewerben. Wilhelmsen hat aber aufgegeben, etwas zu unternehmen. Zudem kann er die Absagen nicht verkraften. So kommt es immer öfter zu Streitigkeiten und Unstimmigkeiten zwischen ihm und seiner Frau. Sie macht ihm Vorwürfe, nicht mehr arbeiten zu wollen. Seine Schuldgefühle, versagt zu haben, werden immer größer. 138
Baustein 6 Gesellschaftliches Mobbing an Erwerbslosen Arbeitsaufgaben: Welche Erfahrungen hat der Kollege im Fallbeispiel mit den Auswirkungen der Erwerbslosigkeit auf die Faktoren der Situationsbewältigung gemacht bei den Möglichkeiten, sich mitzuteilen bei den sozialen Beziehungen beim sozialen Ansehen bei der Qualität der Berufs- und Lebenssituation bei der Gesundheit? Welche Erfahrungen habt Ihr persönlich in dieser Hinsicht gemacht? Wo können Ansatzpunkte sein, um die Voraussetzungen zur Bewältigung einer Situation zu stärken? Wie können sie aussehen? Welche gewerkschaftlichen Möglichkeiten gibt es? Was kann in der Verwaltungsstelle dafür getan werden, dass diese Ansatzpunkte umgesetzt werden? 139
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