Quelle - Zukunft der Arbeit
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Baustein 9 Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erwerbsbiografien<br />
Durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kommunikations- und Transporttechniken ist auch die Zeit<br />
„schneller“ geworden. Der Mensch hat sich dieser Entwicklung anpassen müssen und<br />
ist flexibler und mobiler geworden. Das Jahr 2006 ist innerhalb <strong>der</strong> EU zum Jahr <strong>der</strong><br />
„<strong>Arbeit</strong>nehmermobilität“ erklärt worden. Damit soll aber nur die Beweglichkeit innerhalb<br />
<strong>der</strong> EU-Län<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Zugang zu <strong>Arbeit</strong>sstellen verbessert werden, nicht die Auswirkungen<br />
dieser Situation auf den Menschen deutlich gemacht o<strong>der</strong> problematisiert werden.<br />
Die mentale Einstellung <strong>der</strong> Menschen gegenüber persönlichen Verän<strong>der</strong>ungsprozessen<br />
wird dabei als eines <strong>der</strong> größten Mobilitätshin<strong>der</strong>nisse gesehen 22 .<br />
Die neuen Formen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse werden anfangs von den Beschäftigten<br />
durchaus noch akzeptiert, aber mit zunehmen<strong>der</strong> Dauer und Anhalten des Zustandes<br />
verstärkt sich die Frustration und <strong>der</strong> Verlust von Identität und Solidarität. Die Gleichgültigkeit<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> nimmt zu 23 .<br />
Die Erlebnisse <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>swelt übertragen sich auf das Verhalten <strong>der</strong> Menschen in ihren<br />
gesellschaftlichen Zusammenhängen. So sind z.B. die Praktiken <strong>der</strong> Unternehmensberatung<br />
einzig auf strategische <strong>Arbeit</strong>sorganisationen gerichtet und berücksichtigen<br />
soziale Faktoren nur selten. Kreativität und soziales Zusammenleben <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
wird zerstört und die Angst <strong>der</strong> Beschäftigten wird vergrößert 24 .<br />
Nach einer Umfrage hielten im Jahre 2002 noch zwei Drittel <strong>der</strong> Beschäftigten ihren<br />
<strong>Arbeit</strong>splatz für sicher. 2004 waren es bereits weit weniger als die Hälfte 25 .<br />
Die Beschäftigten sind bei <strong>der</strong> neuen Erwerbsbiographie ständigen Verän<strong>der</strong>ungsprozessen<br />
hinsichtlich ihrer sozialen Situation unterworfen. Die Wechsel von Erwerb zu<br />
Qualifizierung o<strong>der</strong> Erwerbslosigkeit o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>srum müssen von den Betroffenen verarbeitet<br />
werden. Sie müssen sich aus dem starren Korsett <strong>der</strong> „Normerwerbsbiographie“<br />
befreien und damit umzugehen lernen. Der Abschied vom Normarbeitsverhältnis<br />
kann auch Chancen beinhalten, wenn entsprechende Informationen, Hilfe und Aufklärung<br />
vorhanden ist. Sich in den „neuen“ Strukturen bewegen zu lernen und trotzdem<br />
nicht an Lebensqualität zu verlieren, ist ein wichtiger Grundstein für die aktive Beteiligung<br />
an ehrenamtlichen Aufgaben, wie z.B. an <strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit.<br />
Verschärfend kommt noch hinzu, das beim Ausscheiden aus dem Betrieb, in <strong>der</strong> Regel<br />
auch die dort ausgeübten ehrenamtlichen Tätigkeiten, wozu auch die gewerkschaftlichen<br />
Funktionen zählen (Betriebsrat, Vertrauensmensch, Tarifkommission, etc.) verloren<br />
gehen. Mit dem Verlust von Ehrenämtern ist gleichzeitig auch ein Verlust von sozialer<br />
Anerkennung verbunden.<br />
22 vgl. ZESAR 2006, 92<br />
23 Sennett, Richard, Die Kultur des neuen Kapitalismus, S. 59ff (62)<br />
24 Sennett, Richard, a.a.O., S. 48f<br />
25 Frankfurter Rundschau vom 21. August 2004<br />
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