Quelle - Zukunft der Arbeit
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Baustein 9 Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erwerbsbiografien<br />
1.4 Erzwungene Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />
Mit den Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Produktionsweise und Beschäftigungspolitik <strong>der</strong> Unternehmen<br />
wird bei den Beschäftigten ein erhöhter Anpassungsdruck erzeugt. Einmal aus<br />
dem Betrieb ausgeschieden wird die Rückkehr in ein Beschäftigungsverhältnis je nach<br />
Alter und Qualifikation immer schwieriger. Ein Normarbeitsverhältnis (Vollzeit und unbefristet)<br />
ist dabei eher die Ausnahme denn die Regel. Auch wenn statistisch gesehen<br />
2004 noch 61 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten eine Vollzeitstelle inne hatten 16 , so ist das<br />
nicht mit einer sicheren Stelle gleichzusetzen. Der Anteil von Befristungen und Leiharbeit<br />
beträgt inzwischen fast zehn Prozent an diesen Stellen 17 . Alle Formen <strong>der</strong> <strong>der</strong>egulierten<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnisse weisen eine steigende Tendenz auf.<br />
Es ist zu beobachten, dass <strong>der</strong> Einstieg ins Erwerbsleben immer mehr über ungesicherte<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnisse geschieht. So betrug <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> 15 bis 29-jährigen 2004<br />
bei den befristeten <strong>Arbeit</strong>sverhältnissen 22 Prozent, was gegenüber 1991 eine Verdoppelung<br />
bedeutet. Bei den ungelernten Beschäftigten war die Befristungsquote mit<br />
14 Prozent ebenfalls deutlich höher als im Durchschnitt 18 .<br />
Auch die Leiharbeit hat sich nicht zuletzt wegen <strong>der</strong> gesetzlichen Streichung <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />
Schutzregelungen (Synchronisations-, Wie<strong>der</strong>einstellungs- und Befristungsverbot<br />
sowie die Begrenzung <strong>der</strong> Überlassungsdauer) stark nach oben entwickelt. Im<br />
Juni 2005 waren ca. 450.000 <strong>Arbeit</strong>nehmer bei Zeitarbeitsfirmen beschäftigt, was gegenüber<br />
dem Vorjahr einen Anstieg um über 10 Prozent ausmacht 19 . Auch Leiharbeit<br />
entwickelt sich immer mehr als Einstiegsarbeitsverhältnis. So ist <strong>der</strong> Beschäftigungsanteil<br />
bei <strong>der</strong> Leiharbeit gegenüber <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft bei den 20 bis 30-jährigen nahezu<br />
doppelt so hoch 20 .<br />
Die verän<strong>der</strong>ten Formen <strong>der</strong> Beschäftigung haben Einfluss auf das Verhalten <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
Die Mobilität und Flexibilität nimmt zu. Leiharbeit, Außen- und Kundendienste<br />
verlangen eine örtliche Ungebundenheit. Produktionsorientierte <strong>Arbeit</strong>szeitmodelle<br />
verlangen eine ständige <strong>Arbeit</strong>sbereitschaft, ohne Rücksicht auf die Familie o<strong>der</strong><br />
Privatsphäre. Um Nachteile bei Einstieg o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einstieg auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt zu<br />
vermeiden ist die ständige Erhöhung <strong>der</strong> Qualifikation unabwendbar, auch wenn es<br />
dann nur für eine Beschäftigung im Niedriglohnsektor o<strong>der</strong> ungelernten Bereich (z.B.<br />
zum Taxifahren o<strong>der</strong> im Gaststättengewerbe) reicht. So gesehen ist <strong>der</strong> hohe Anteil<br />
von Ungelernten an den Erwerbslosen kein Zufall, denn immer mehr qualifizierte <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
müssen in ungesicherte <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse mit geringen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
ausweichen 21 .<br />
16 vgl. IG Metall „direkt“ vom 24. August 2005<br />
17 Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Juni 2005, S. 21<br />
18 ebenda<br />
19 Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für <strong>Arbeit</strong>: Detaillierte Übersichten, Beschäftigung, Leiharbeit-<br />
Juni 2005<br />
20 Beschäftigtenstatistik <strong>der</strong> Bundesagentur für <strong>Arbeit</strong>, Juni 2005<br />
21 Müller, Mario, Trugschluss am <strong>Arbeit</strong>smarkt, in: Frankfurter Rundschau vom 25. März 2006<br />
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