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incommunicado - FINAL CUT - Michel Reimon

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Ein alter Freund von mir hat einen Reisebericht über<br />

Berlin mal so begonnen: „Man kann sie noch erkennen,<br />

die Zeiten, als Berlin eine Hochburg der Sub- und<br />

Protestkultur war, man sieht die besprühten Hauswände<br />

und die ehemaligen Autonomen mit ihrer schwarzen<br />

Kapuzen, Lederstiefeln und 80er-Jahre-Punkfrisuren. Aber<br />

sie sind still geworden - und die Sprühdosen schweigen, weil<br />

sich keiner mehr eine leisten kann. Das soll natürlich kein<br />

Vorwurf sein. Es gibt ja nichts mehr, gegen das man noch<br />

protestieren müsste. Nicht nur nicht in Berlin, sondern nirgends<br />

in der gesamten westeuropäischen Welt. Abgesehen<br />

von Mord, Raub, Diebstahl, Kindesmissbrauch etc. ist dem<br />

Individuum heute praktisch jede Freiheit erlaubt. Man kann<br />

sich wie ein Kasperl anziehen und wie ein Idiot aufführen,<br />

alles kein Problem. Wenn einer einen Joint raucht, regt sich<br />

kaum jemand auf. Wer mit langen Zotteln und einem Kilo<br />

Metall im Gesicht herumläuft, wer vom Scheitel bis in die<br />

Arschspalte tätowiert ist, wer sich den Penis abschneiden<br />

und Silikontitten implantieren lässt, wer im Swingerclub<br />

dem Rudelfick mit Wildfremden frönt, wer bis an die

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