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incommunicado - FINAL CUT - Michel Reimon

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Wir setzten mit der Fähre über den Kanal. Der Himmel<br />

war grau, der Wind kalt. Ich zitterte, aber ich wusste<br />

nicht, ob es am Wetter lag, oder an meiner<br />

Verunsicherung. Ich fühlte mich müde, elend,<br />

ausgelaugt, allein. Anna stand neben mir, wir hielten uns<br />

umschlungen und starrten auf die Wellen, aber trotzdem<br />

war ich einsam.<br />

Man kann das, was uns widerfahren ist, wohl nicht mit<br />

der Folter von politischen Dissidenten in Diktaturen<br />

vergleichen. Wir wurden nicht misshandelt wie unter<br />

Pinochet, Saddam oder Pol Pot. Von den Nazis ganz zu<br />

schweigen. Das wäre eine Verharmlosung dieser Regime,<br />

das wäre falsch. Wir wurden geschlagen und gedemütigt,<br />

aber wir hatten immer Hoffnung, wir wussten immer,<br />

dass wir nicht einfach in einer Grube verschwinden<br />

würden. Das war wichtig, um nicht verrückt zu werden.<br />

Aber trotzdem: Die Nacht in der Polizeikaserne<br />

veränderte alles. Sie war eine Kriegserklärung, eine letzte<br />

Warnung. Bis hierher und nicht weiter, sagte das

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