Jahresbericht 2011 - Landeslabor Berlin - Brandenburg - Berlin ...
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LLBB <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Tiergesundheit | Tierseuchen | Infektionsschutz<br />
Juveniler Pansenegel mit kleinem vorderen (VS) und<br />
großem hinteren Saugnapf (HS)<br />
Klinisch bedeutsam ist infolge der resultierenden<br />
Entzündung die als intestinale Paramphistomose<br />
bezeichnete Dünndarmphase<br />
mit Vorliegen jugendlicher, noch nicht geschlechtsreifer<br />
Egel. Da in dieser Phase noch<br />
keine Eier mit dem Kot ausgeschieden werden,<br />
ist ein intravitaler Erregernachweis kaum<br />
möglich.<br />
Für den klinischen Verlauf der intestinalen<br />
Paramphistomose ist die Intensität des Egelbefalls<br />
von wesentlicher Bedeutung. So ist<br />
bei geringem Befall meist nur das Duodenum<br />
durch Jungegel besiedelt. Die betroffenen<br />
Rinder leiden unter einem transienten Durchfall,<br />
der nach Abwanderung der Egel in den<br />
Pansen in der Regel von selbst abklingt. Dagegen<br />
führt ein hochgradiger Befall umfangreicher<br />
Dünndarmabschnitte zu unstillbarem<br />
Durchfall, extremer Abmagerung und oftmals<br />
auch zum Tod. Da üblicherweise mehrere Tiere<br />
eines Bestandes erkranken, können dem<br />
Tierhalter erhebliche wirtschaftliche Schäden<br />
entstehen.<br />
Der hier dargestellte Fall unterstreicht die<br />
Bedeutung pathologisch-anatomischer Untersuchungen<br />
bei der Aufklärung seltener beziehungsweise<br />
schwer zu diagnostizierender<br />
erregerbedingter Erkrankungen. Anhand des<br />
klinischen Vorberichts und der Sektionsbefunde<br />
legt der Pathologe die zur Abklärung des<br />
Falles notwendige weiterführende Diagnostik<br />
fest und interpretiert die Ergebnisse dieser<br />
Untersuchungen hinsichtlich ihrer Bedeutung<br />
für das untersuchte Tier und gegebenenfalls<br />
für dessen Herkunftsbestand. Für die korrekte<br />
Diagnosestellung ist neben fundiertem<br />
Fachwissen des Untersuchers geeignetes Probenmaterial<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Bei der Untersuchung verendeter Tiere, welche<br />
bereits Fäulniserscheinungen aufweisen,<br />
ist für die Interpretation bakteriologischer<br />
Ergebnisse besondere Vorsicht geboten. So<br />
gilt es insbesondere eine Überbewertung<br />
fäulnisassoziierter Keime wie E. coli oder<br />
C. perfringens zu vermeiden. Neben der Aufklärung<br />
von Infektionskrankheiten ist eine<br />
kompetente Tierpathologie Voraussetzung für<br />
die sichere Diagnose zahlreicher Erkrankungen<br />
nichtinfektiöser Natur, so zum Beispiel<br />
infolge von Haltungs- und Fütterungsfehlern,<br />
oder auch für den zweifelsfreien Nachweis<br />
von Tierschutzvergehen. Somit ist die Tierpathologie<br />
auch im Zeitalter modernster<br />
gentechnischer Untersuchungsmethoden für<br />
die Aufrechterhaltung einer leistungsfähigen<br />
und aussagekräftigen Veterinärdiagnostik<br />
unentbehrlich und trägt wesentlich dazu bei,<br />
unnötige labordiagnostische Untersuchungen<br />
und Behandlungen in betroffenen Beständen<br />
zu vermeiden.<br />
Tiergesundheit Tierseuchen<br />
Infektionsschutz<br />
Leptospirose – eine unterschätzte Zoonose?<br />
Die Leptospirose ist die weltweit am weitesten<br />
verbreitete Zoonose und wird von der<br />
WHO als vernachlässigte Infektionskrankheit<br />
mit globaler Bedeutung eingestuft.<br />
Der Erreger der Leptospirose, Leptospira, gehört<br />
zu den Spirochäten – gramnegativen,<br />
gewundenen Bakterien. Die Gattung Leptospira<br />
umfasst sowohl pathogene als auch saprophytär<br />
lebende, apathogene Spezies. 13 pathogene<br />
Spezies sind derzeit beschrieben<br />
(zum Beispiel Leptospira (L.) interrogans und<br />
L. borgpetersenii), die sich in 24 Serogruppen<br />
und über 260 Serovare (zum Beispiel L. Canicola<br />
oder L. Hardjo) unterteilen lassen.<br />
Die Leptospirose ist weltweit verbreitet, tritt<br />
jedoch vor allem in feuchtwarmen Gebieten<br />
auf. Grundsätzlich sind alle Säugetiere für<br />
Leptospiren empfänglich. Die einzelnen Serovare<br />
weisen jedoch unterschiedliche Wirtsspezifitäten<br />
auf. So ist beispielsweise L. Canicola<br />
an den Hund adaptiert, wohingegen L. Grippotyphosa<br />
neben Nagetieren auch Wiederkäuer,<br />
Pferde und Hunde infiziert. Im Hauptwirt<br />
kann die Infektion zu einer lebenslangen<br />
Persistenz des Erregers in der Niere und einer<br />
hohen Erregerausscheidung mit dem Harn<br />
führen. In feuchter und warmer Umgebung<br />
können Leptospiren überleben. Mit dem Urin<br />
infizierter Tiere kontaminiertes Wasser ist ne-<br />
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