29997 Umschlag - Museen in Bayern
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MUSEUMSPORTRÄT 17<br />
bei Ste<strong>in</strong>ekirch), Eisengeode und „Ofensau“ belegen mittelalterliche<br />
Eisenverhüttung, und schließlich lieferten die<br />
reichen Tonvorkommen seit römischer Zeit Töpfern, Hafnern<br />
und Zieglern den Rohstoff ihrer Tätigkeit (römischer<br />
Dachziegel, romanischer Backste<strong>in</strong>, Hafnereiabfälle des<br />
17. bis 20. Jahrhunderts, Ziegelformen des 19. Jahrhunderts).<br />
Der römische Brückenort „Pontone“<br />
Der römischen Straßenachse von Augsburg nach Günzburg<br />
verdankt der Raum des heutigen Zusmarshausen<br />
se<strong>in</strong>e Bedeutung <strong>in</strong> der Geschichte der Region. Am Zusamübergang<br />
dieser Straße entstand im ersten Jahrhundert<br />
nach Christus e<strong>in</strong>e römische Straßensiedlung („vicus“),<br />
die mit ihren giebelständigen Streifenhäusern, die<br />
<strong>in</strong> schmalen Parzellen entlang der siedlungsbildenden<br />
„Leitl<strong>in</strong>ie“ Straße aufgereiht s<strong>in</strong>d, typologisch an die spätmittelalterlichen<br />
Rodungsdörfer der Region er<strong>in</strong>nert. Der<br />
antike Name dieser Siedlung ist aus der Tabula Peut<strong>in</strong>geriana<br />
als „Pontone“ bekannt.<br />
Ausstellungssequenz „Ausgrabungen <strong>in</strong> der römischen Siedlung<br />
Pontone“<br />
Der Bestand des Museums an römischen Funden aus<br />
dieser Siedlung fand <strong>in</strong> den Jahren 1995/1996 durch bauvorgreifende<br />
Ausgrabungen im Neubaugebiet nördlich<br />
des alten Ortskerns e<strong>in</strong>e erfreuliche Ergänzung. 4 Im H<strong>in</strong>terhofbereich<br />
der Siedlung konnte e<strong>in</strong> römischer Töpferofen<br />
ausgegraben werden, der Fehlbrände von hier produzierter<br />
Gefäßkeramik enthielt. In zwei weiteren Vitr<strong>in</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d Funde aus dem römischen Brandgräberfeld ausgestellt,<br />
etwa e<strong>in</strong> Zwei-Henkel-Krug als Urne zur Aufnahme<br />
des Leichenbrandes.<br />
Die vergrößerte Grabungsaufnahme von der Freilegung<br />
des römischen Töpferofens durch den ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter Manfred Fischer ist e<strong>in</strong> Beispiel für die bildliche<br />
Präsentationsform <strong>in</strong> der Ausstellung: Dreigliedrige<br />
Stoffbahnen vermitteln e<strong>in</strong>en optischen E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es<br />
Themas, gliedern gleichzeitig den offenen Raum des historischen<br />
Dachstuhls <strong>in</strong> Themenbereiche, ohne den<br />
Raume<strong>in</strong>druck durch massive E<strong>in</strong>bauten nachhaltig zu<br />
stören.<br />
Ortschaften als Spekulationsobjekte?<br />
Marktort im Mittelalter<br />
Ortschaften waren während des Mittelalters oftmals nur<br />
e<strong>in</strong> Spielball im Machtgefüge der Zeit. Die ständig wechselnden<br />
Besitzverhältnisse des Marktes Zusmarshausen<br />
haben uns zu der Idee <strong>in</strong>spiriert, e<strong>in</strong>e Darstellungsform<br />
analog des modernen Börsenbetriebs zu wählen: Über der<br />
Abbildung e<strong>in</strong>er historischen Ortsansicht, der die fiktive<br />
„Fieberkurve“ e<strong>in</strong>er Aktiennotierung unterlegt ist, läuft e<strong>in</strong><br />
digitales Schriftband mit Angabe der wechselnden Besitzer<br />
des Ortes, des Kaufjahres und des Kaufpreises. Die<br />
Installation soll bewusst an die Bilderwelt der Gegenwart<br />
er<strong>in</strong>nern, wo auf Fernsehkanälen ständig Bildleisten mit<br />
aktuellen Aktienkursen über die Mattscheibe flimmern.<br />
Bauern, Müller und Ziegeleibesitzer:<br />
Soziale Schichtung auf dem Dorf<br />
E<strong>in</strong> Ortsmodell von Gabelbach (e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det 1978) kann<br />
bei Führungen als Lehrbeispiel für die architektonisch ablesbare<br />
soziale Schichtung im Dorf und für bauliche Besonderheiten<br />
früherer Jahrhunderte museumsdidaktisch<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden: Auffällig für viele K<strong>in</strong>der ist beispielsweise<br />
der geschweifte Barock-Giebel e<strong>in</strong>es Hauses, das<br />
dem Ziegeleibesitzer gehörte und sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em äußeren<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild deutlich von den e<strong>in</strong>facheren Bauernund<br />
Söldhäusern abhebt. Interessant ist auch die Frage<br />
nach den kle<strong>in</strong>en hölzernen Gebäuden auf dem Hof (Klo-<br />
Häuschen; ke<strong>in</strong>e sanitären Anlagen im Haus) und den aus<br />
feuerpolizeilichen Gründen an die Wohnhäuser angebauten<br />
Backhäusern.