02.11.2013 Aufrufe

29997 Umschlag - Museen in Bayern

29997 Umschlag - Museen in Bayern

29997 Umschlag - Museen in Bayern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

52<br />

BERICHTE/AKTUELLES<br />

VERANSTALTUNGEN RUND UM DIE<br />

FREILICHTMUSEEN<br />

JAHRESTREFFEN DES ARBEITSKREISES<br />

FÜR HAUSFORSCHUNG IN BAYERN<br />

Landshut 19.6.2002<br />

Beim Treffen des Arbeitskreises für Hausforschung <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong>, traditionell organisiert vom Referat Freilichtmuseum<br />

der Landesstelle, kamen am 19.6.2002 wieder etwa<br />

60 Spezialisten zusammen. Tagungsort war der sogenannte<br />

Landshuter Salzstadel, e<strong>in</strong> spätmittelalterlicher<br />

Blankziegelbau unweit des Rathauses, der – vor wenigen<br />

Jahren für kulturelle Nutzungen aufwendig saniert – den<br />

passenden Rahmen für die Fachvorträge bot.<br />

Nach der Begrüßung durch Maximilian Seefelder, Heimatpfleger<br />

des Bezirks Niederbayern, und Landshuts<br />

2. Bürgermeister Jakob Endholzner setzte der Vortragsteil<br />

mit e<strong>in</strong>em Beitrag von Dr. Günter Knesch mit Beobachtungen<br />

zu Ziegelmauerwerk und Dachziegeln an zwei<br />

kunsthistorisch hochrangigen Kirchenbauten des Spätmittelalters<br />

<strong>in</strong> Niederbayern e<strong>in</strong>: St. Jakob <strong>in</strong> Straub<strong>in</strong>g<br />

und St. Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong> Landshut. Knesch gab e<strong>in</strong>en Überblick<br />

zu den Schadenskartierungen an St. Jakob im Zuge der<br />

Sanierungsvorbereitungen. Die Dokumentation des<br />

Schadensbildes erfolgte <strong>in</strong> Kooperation mit dem m<strong>in</strong>eralischen<br />

Institut der Universität Halle.<br />

Die Untersuchungen an der historischen E<strong>in</strong>deckung von<br />

St. Mart<strong>in</strong> standen im Zusammenhang mit der jüngst erfolgten<br />

Neue<strong>in</strong>deckung der etwa 4.000 m 2 umfassenden<br />

Dachflächen. Das meiste Material stammte aus e<strong>in</strong>er Umdeckung<br />

vom Jahr 1927. Wie bei der Frauenkirche <strong>in</strong><br />

München entschied man sich bei der Neue<strong>in</strong>deckung für<br />

die sogenannte Mönchpfanne, die mit e<strong>in</strong>er federnden<br />

Klammer aus Edelstahl an der Lattung befestigt wurde.<br />

Traditionsgemäß erhielten e<strong>in</strong>ige der neuen Dachziegel<br />

Inschriften, so beispielsweise „Sonnenf<strong>in</strong>sternis 11. August<br />

1999“. Zu beiden Sanierungen hat der Vortragende<br />

handliche Publikationen verfasst.<br />

Dipl. Ing. Michael Back, Memmelsdorf bei Bamberg, referierte<br />

über die bisherigen Forschungsergebnisse bei der<br />

Datierung von Ziegeln und Mörtelproben mithilfe zweier<br />

archäometrischer Verfahren: der Thermolum<strong>in</strong>eszenz an<br />

Ziegeln und der optisch <strong>in</strong>dizierten Lum<strong>in</strong>eszenz an Mörtelproben.<br />

Diese naturwissenschaftlichen Analysen hatte<br />

das hierfür renommierte Rathgen-Forschungslabor der<br />

Stiftung Preußischer Kulturbesitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> vorgenommen.<br />

Fünf von sieben mittelalterlichen Kemenatenbauten <strong>in</strong><br />

Bamberg waren auf diese Weise datiert worden. Hierbei<br />

hatten sich Intervalldatierungen <strong>in</strong> der Größenordnung<br />

von etwa 30 bis 100 Jahren ergeben. Drei dieser Bauten<br />

konnten zusätzlich dendrochronologisch bestimmt werden.<br />

Vergleicht man nun die Datierungen der unterschiedlichen<br />

Baumaterialien, so zeigt sich, dass die Intervalle<br />

aus der Thermolum<strong>in</strong>eszenz-Methode <strong>in</strong> allen Fällen nahe<br />

an den Dendrodaten liegen: Ihr Mittelwert bef<strong>in</strong>det<br />

sich lediglich zwischen 13 und 38 Jahre von den jeweiligen<br />

Holzaltersbestimmungen entfernt. Die Ziegel zu den<br />

angesprochenen Kemenaten aus der Zeit zwischen 1292<br />

und 1392 kamen aus den Öfen zweier Ziegelhütten, die<br />

sich auf dem Gebiet der heutigen Innenstadt Bambergs<br />

befanden. Archivalisch s<strong>in</strong>d sie erstmals 1315 bzw. 1367<br />

zu fassen, der Betrieb sche<strong>in</strong>t im späteren 16. Jahrhundert<br />

e<strong>in</strong>gestellt worden zu se<strong>in</strong>.<br />

Florian Eibl M. A. lieferte mit se<strong>in</strong>er Darstellung zur Typologie<br />

und Chronologie mittelalterlicher und neuzeitlicher<br />

flacher Dachziegel <strong>in</strong> Niederbayern e<strong>in</strong>en weiteren Beitrag<br />

zur Thematik der Ziegelproduktion und -verwendung,<br />

diesmal aus dem Bereich der Archäologie: Eibl<br />

stützte sich im Wesentlichen auf meist stark fragmentierte<br />

Funde und Fundkomplexe, wie sie oftmals <strong>in</strong> Gewölbezwickeln<br />

oder im Zusammenhang mit Bauschutt anzutreffen<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e stratigraphische Datierung solcher<br />

Dachziegel und Dachziegelfragmente scheidet aufgrund<br />

des Lesefundcharakters meist aus, so dass sich hier der<br />

Umweg über die Entwicklung von Typenreihen zur zeitlichen<br />

Grobordnung anbietet. Diese Arbeit hat Eibl mit e<strong>in</strong>em<br />

Teilbestand von 427 Flachziegeln aus e<strong>in</strong>em Gesamtfundus<br />

von etwa 2.000 Dachziegeln an 14 Fundorten<br />

unternommen. In e<strong>in</strong>er vorläufigen Übersicht ersche<strong>in</strong>t<br />

der bearbeitete Bestand <strong>in</strong> fünf Gruppen gegliedert, wobei<br />

die zeitliche E<strong>in</strong>ordnung mit den spitz zulaufenden<br />

Exemplaren im 13. Jahrhundert e<strong>in</strong>setzt und bei den segmentbogig<br />

abschließenden Biberschwanzformen im<br />

20. Jahrhundert endet. Besonderes Augenmerk richtete<br />

der Vortragende bei se<strong>in</strong>er Analyse auf formale Kriterien<br />

wie die Ausbildung der sogenannten Nase oder das<br />

Oberflächenrelief sowie die aus detaillierter Beobachtung<br />

gewonnenen Indizien für den jeweiligen Herstellungsvorgang.<br />

In e<strong>in</strong>drucksvoller Weise gelang es Eibl dabei, die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Schritte <strong>in</strong> der handwerklichen Produktion exakt<br />

nachzuzeichnen: e<strong>in</strong> überzeugendes Beispiel für den<br />

Gew<strong>in</strong>n, den die historische Bauforschung aus der <strong>in</strong> der<br />

Archäologie durchaus gängigen Nahsicht auf die Spuren<br />

an baulichen Überresten zu ziehen vermag.<br />

Dipl. Ing Günter Naumann, Regensburg, stellte im Anschluss<br />

die Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchung<br />

e<strong>in</strong>es ehemaligen Hafnerhauses aus dem späten<br />

18. Jahrhundert <strong>in</strong> der Altstadt von Nabburg vor. Das<br />

Haus, das sich bis 1993 nahezu 200 Jahre lang im Besitz<br />

e<strong>in</strong>er Familie befunden hatte, weist e<strong>in</strong>e Reihe ungewöhnlicher<br />

Befunde auf. So s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Gebäude, das <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Struktur weitgehend dem Gründungsbau von 1799<br />

entspricht, die grundlegenden Betriebsabläufe der Kera-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!