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29997 Umschlag - Museen in Bayern

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BERICHTE/AKTUELLES<br />

KUNST, KULTUR, NATUR – UND JETZT AUCH<br />

QUALITÄT?<br />

14. Österreichischer Museumstag,<br />

St. Pölten 21.-23.11.2002<br />

Dem Wels, süddeutsch-österreichisch „Waller“, werden<br />

landläufig drei Hauptmerkmale zugeschrieben: Er ist e<strong>in</strong>er<br />

der größten Fische <strong>in</strong> heimischen Gewässern, er ist – bei<br />

entsprechender Zubereitung – recht schmackhaft,<br />

ansonsten eher hässlich. Dieses Tier führt das neue, am<br />

15. November 2002 eröffnete Niederösterreichische Landesmuseum<br />

im neuen Regierungsviertel St. Pöltens quasi<br />

als Wappentier im Logo, was ebenso Neugierde auf die<br />

damit verbundenen Bezüge weckte wie die durchaus<br />

selbstbewusst formulierte E<strong>in</strong>ladung zur Eröffnung: „Vergessen<br />

Sie alles, was Sie bisher von <strong>Museen</strong> gesehen<br />

oder gehört haben. Das erste Landesmuseum des neuen<br />

Jahrtausends setzt völlig neue Maßstäbe <strong>in</strong> der österreichischen<br />

Museumswelt.“<br />

Damit standen die Stars des 14. Österreichischen Museumstags<br />

(Motto: „Kunst – Kultur – Natur“) bereits fest,<br />

der vom 21.-23. November 2002 gut 200 Museumsleute<br />

<strong>in</strong> das dem neuen Museum benachbarte Festspielhaus<br />

im „Kulturbezirk“ St. Pöltens gelockt hatte: Es waren<br />

Architekt Hans Holle<strong>in</strong> und se<strong>in</strong> Gebäude, daneben natürlich<br />

die Adaption des letzteren für die Museumsnutzung.<br />

Der Maestro berichtete von e<strong>in</strong>er nicht ganz geradl<strong>in</strong>igen<br />

Genese: Am Anfang stand e<strong>in</strong>e holle<strong>in</strong>typische Sheddachhalle<br />

(vgl. se<strong>in</strong> Museum Abteiberg <strong>in</strong> Mönchengladbach)<br />

mit dem von e<strong>in</strong>em kühn geschwungenen Wetterschutz<br />

überdachten E<strong>in</strong>gangsbereich, denen dann e<strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dungstrakt und e<strong>in</strong> – im Gegensatz zu den ursprünglichen<br />

Planungen deutlich geschrumpfter – Seitenflügel<br />

h<strong>in</strong>zugefügt wurden. Vielleicht ist diese Entstehungsgeschichte<br />

Grund dafür, dass sich dem Betrachter<br />

nun e<strong>in</strong> wenig organisches Ganzes präsentiert, eher e<strong>in</strong>e<br />

fast zufällige Abfolge von Bauteilen, die wie ihr Inhalt betont<br />

gewollt verbunden und doch irgendwie nicht zusammengehörig<br />

nebene<strong>in</strong>ander herleben.<br />

Der zentrale Bereich, den der Besucher zuerst betritt, ist<br />

von e<strong>in</strong>ige Stockwerke hohen, verglasten Halbtonnen<br />

ähnlich e<strong>in</strong>er überdimensionalen Orangerie überwölbt, <strong>in</strong><br />

die der Architekt und Gestalter mehrere Ausstellungsebenen,<br />

verbunden durch Treppen und Rampen, luftig e<strong>in</strong>gehängt<br />

hat. Diese Ebenen s<strong>in</strong>d bevölkert von lebendem –<br />

Fische <strong>in</strong> Becken – und totem Getier wie ausgestopften<br />

Bären, Hirschen und Elchen. Sie s<strong>in</strong>d gruppiert um zwei<br />

Bäume als vertikale Elemente: das quasi skelettierte<br />

Überbleibsel der jahrhundertealten „Breiten Föhre“ und<br />

e<strong>in</strong>e künstliche, haushohe Eiche. Unter der Decke hängt<br />

wie e<strong>in</strong> drohender Meteor e<strong>in</strong> großer, oben mit echtem Eis<br />

vergletscherter Felsblock, und aus dem M<strong>in</strong>igletscher<br />

entspr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen R<strong>in</strong>ne geführte Quelle, die<br />

zunächst e<strong>in</strong> Strömungsbecken mit Forellen speist, dann<br />

ihren Weg durch verschiedene Stationen <strong>in</strong> Form von weiteren<br />

Becken bis h<strong>in</strong>unter zu den Fischen des Tieflandes<br />

Das neue Niederösterreichische Landesmuseum St. Pölten: Die<br />

Rückansicht zeigt die ane<strong>in</strong>andergereihten Bauteile<br />

bzw. der Donau nimmt, um schließlich zu versickern. Von<br />

den Emporen bietet sich e<strong>in</strong> Ausblick, der stark an norddeutsche<br />

bzw. niederländische Vergnügungsparks er<strong>in</strong>nert,<br />

wo <strong>in</strong>mitten von Heidelandschaft unter e<strong>in</strong>er gläsernen<br />

Käseglocke tropische Paradiese für Wochenendurlauber<br />

entstanden – für die Museumsbesucher, besonders<br />

Familien, wohl e<strong>in</strong> durchaus attraktiver Raum, den<br />

man auf verschiedenste Art und Weise erkunden kann.<br />

Seltsam bemüht ist nun aber hieran im Obergeschoss die<br />

Abteilung der älteren Kunst angebunden. Neben e<strong>in</strong>er<br />

„Vogelwand“ wagen sich e<strong>in</strong>ige sakrale, gotische Holzplastiken<br />

ans Licht des Tages, um – schüchtern die vorbeiflitzenden<br />

Forellen beäugend – Besucher <strong>in</strong> die eher<br />

konservativ gestalteten „Räume der Kunst“ zu ziehen.<br />

Hier wäre vielleicht e<strong>in</strong> wassererprobter St. Nepomuk der<br />

richtige Sendbote gewesen. Auf der anderen Seite führt<br />

e<strong>in</strong> Skulpturengang h<strong>in</strong>über <strong>in</strong> die Sheddachhalle, wo auf<br />

zwei Etagen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts <strong>in</strong><br />

großzügigen, aber relativ massiv unterteilten Räumlichkeiten<br />

mit den von Holle<strong>in</strong> zu erwartenden schönen Blickachsen<br />

und Perspektiven ihr Domizil gefunden hat. E<strong>in</strong><br />

Schattendase<strong>in</strong> im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes führt die<br />

Landesgeschichte: Sie ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vergleichsweise kle<strong>in</strong>en<br />

Black-Box untergekommen, <strong>in</strong> der <strong>in</strong> fast völliger F<strong>in</strong>sternis<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Handvoll Vitr<strong>in</strong>en Inkunabeln niederösterreichischer<br />

Geschichte, etwa mittelalterliche Urkunden<br />

oder auch Objekte wie e<strong>in</strong>e Rolle Stacheldraht vom „Eisernen<br />

Vorhang“, die Geschichte des Bundeslandes<br />

schlaglichthaft illustrieren. Haupt-„Exponat“ ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> 3D-<br />

Technik projizierter Film, der entscheidende Stationen <strong>in</strong><br />

der niederösterreichischen Geschichte wiedergibt. E<strong>in</strong><br />

mit neuester Technik ausgestattetes „Museumslabor“

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