29997 Umschlag - Museen in Bayern
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BERICHTE/AKTUELLES<br />
10 JAHRE POLNISCH-BAYERISCHE<br />
ZUSAMMENARBEIT BEI GRABUNGEN UND<br />
MUSEUMSARBEIT IN ALTDORF<br />
Am 26.11.2002 fand im Foyer des Rathausnebengebäudes<br />
von Altdorf bei Landshut die Präsentation e<strong>in</strong>es restaurierten<br />
hölzernen Brunnens aus dem Frühmittelalter<br />
statt. Im Jahr 1994 hatten Archäologen im Ortsteil Pfettrach-Höfen<br />
e<strong>in</strong>e bajuwarische Siedlung entdeckt, deren<br />
Entstehung auf das 8. Jahrhundert n. Chr. datiert wurde.<br />
Zu den Funden gehörten Siedlungsreste, e<strong>in</strong> Gräberfeld,<br />
zahlreiche Öfen und <strong>in</strong>sgesamt sechs Brunnen. E<strong>in</strong>er dieser<br />
Brunnen, mit sehr gut erhaltenen mehrphasig gebautem<br />
hölzernen Brunnenschacht, wurde 1998 bis 2002 <strong>in</strong><br />
Biskup<strong>in</strong>/Polen konserviert und restauriert. Die archäologischen<br />
Grabungen führten damals polnische Wissenschaftler<br />
des Institutes für Archäologie und Ethnologie<br />
der Polnischen Akademie der Wissenschaften Warschau<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er langfristigen Kooperation zwischen<br />
Dr. B. Engelhard vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />
<strong>in</strong> Landshut und der Universität <strong>in</strong> Warschau<br />
durch.<br />
Studenten von sechs Universitäten leisteten bei diesem<br />
mehrwöchigen Arbeitsaufenthalt ihr obligatorisches Praktikum<br />
ab, e<strong>in</strong> – wie aus Gesprächen zu erfahren war – für<br />
die polnischen Gäste sehr <strong>in</strong>teressanter Aufenthalt. Dabei<br />
konnten auch vorhandene Vorurteile beider Seiten, entstanden<br />
durch die vielfältigen historischen Abläufe der<br />
letzten Jahrzehnte, durch das <strong>in</strong>tensive gegenseitige<br />
Kennenlernen und viele Gespräche zerstreut werden. Die<br />
erfreuliche Kontaktaufnahme führte sogar dazu, dass im<br />
Oktober 2002 e<strong>in</strong>e der polnischen Student<strong>in</strong>nen, die hier<br />
e<strong>in</strong> Praktikum geleistet hatten, e<strong>in</strong>en Altdorfer heiratete,<br />
den sie 1994 bei den Grabungen <strong>in</strong> Pfettrach kennen gelernt<br />
hatte.<br />
1992 fand die erste Grabungen „Altdorf-Friedhof“ statt,<br />
weitere folgten 1994 am selben Ort und <strong>in</strong> Pfettrach-<br />
Höfen, 1999 <strong>in</strong> „Altdorf-Parkplatz“ und 2000 nochmals <strong>in</strong><br />
Pfettrach-Höfen. In den dazwischen liegenden Jahren erfolgte<br />
die Bearbeitung der Funde durch die Warschauer<br />
Archäologen z. T. wieder <strong>in</strong> Landshut. Bereits 1996 konnten<br />
im damals neu eröffneten Museum Adlhoch-Haus<br />
<strong>in</strong> Altdorf erste Funde aus den Grabungen ausgestellt<br />
werden.<br />
Zeichnerische Rekonstruktion des Altdorfer Brunnens<br />
Durch die meistens mehrmonatigen Grabungskampagnen<br />
waren die polnischen Archäologen und Studenten<br />
bei offiziellen Veranstaltungen immer wieder Gäste der<br />
Geme<strong>in</strong>de. Dr. hab. Zbigniew Kobyl<strong>in</strong>ski, der alle Unternehmungen<br />
leitete, legte großen Wert auf gute Kontakte<br />
se<strong>in</strong>er Studenten zur Bevölkerung. Wichtig waren auch<br />
die Bemühungen durch Werner Hübner, Vorstandsmitglied<br />
der Gesellschaft für Archäologie <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e. V., der<br />
über die Geschichte Niederbayerns <strong>in</strong> Vorträgen berichtete<br />
sowie Ausflüge, Besichtigungen und Geländebegehungen<br />
organisierte. Die befürchtete sprachliche Barriere<br />
war so gut wie nicht vorhanden, da alle polnischen Archäologen<br />
Englisch sprachen, die meisten auch Deutsch.<br />
In Altdorf bestand außerdem der große Vorteil, dass der<br />
Geme<strong>in</strong>debaumeister <strong>in</strong> fließendem Polnisch alle dennoch<br />
auftretenden Verständigungsprobleme sofort klären<br />
konnte.<br />
E<strong>in</strong>en Höhepunkt der bisherigen Beziehungen stellte der<br />
Besuch von Dr. Kobyl<strong>in</strong>ski im Januar 2002 <strong>in</strong> Altdorf dar.<br />
Bei e<strong>in</strong>em wissenschaftlichen Kolloquium anlässlich des<br />
80. Geburtstages von Werner Hübner hielt er e<strong>in</strong>en viel<br />
beachteten Vortrag <strong>in</strong> fließendem Deutsch über Grabungen<br />
und Ergebnisse der Kampagnen „Altdorf 1992-<br />
2002“, darunter e<strong>in</strong>e Auswertung der Pfettracher Grabungen<br />
und besonders der Brunnenfunde. Berichte darüber<br />
wurden u. a. <strong>in</strong> Dresdener, Hamburger, Kölner und Österreichischen<br />
Zeitungen veröffentlicht.<br />
Als im Jahr 2001 die Planungen der Aktionen für das am<br />
Internationalen Museumstag durchgeführte „Ste<strong>in</strong>zeitfest“<br />
begannen, waren polnische experimentelle Archäologen<br />
sofort bereit, im Altdorfer Museum mitzuwirken.<br />
Sechs Fachleute aus Biskup<strong>in</strong> und Warschau, darunter<br />
Dr. Wojciech Brzez<strong>in</strong>ski, der Direktor des Archäologischen<br />
Museums <strong>in</strong> Warschau, waren für mehrere Tage <strong>in</strong><br />
Altdorf. Sie zeigten Feuerste<strong>in</strong>bearbeitung, kochten Birkenpech,<br />
führten ste<strong>in</strong>zeitliche Jagdtechniken vor, legten