29997 Umschlag - Museen in Bayern

BERICHTE/AKTUELLES 61
Der letzte Veranstaltungstag war der Diskussion über diese
Form der Qualitätsbewertung gewidmet. Aus den Niederlanden
berichtete Pim Witteveen, Direktor der Niederländischen
Stiftung für Museumsberatung, über die dortigen
Erfahrungen mit einem Museumsgütesiegel, das in
den vergangenen fünf Jahren bereits an über 200 der
rund 1200 niederländischen Museen ausgehändigt wurde.
Im wesentlichen decken sich die österreichischen
Kriterien mit den niederländischen, die als direktes Vorbild
dienten, wobei sich die Niederländer wiederum an
das englische Beispiel angelehnt hatten. Einen signifikanten
Unterschied bildet in den Niederlanden die Möglichkeit,
für drei Jahre, in denen nachgebessert werden kann,
in einer Art Warteschleife für die Zertifizierung vorgemerkt
zu werden. Davon haben rund 150 Museen Gebrauch
gemacht, während 50 generell zurückgewiesen werden
mussten.
Erfahrungen aus Kärnten, wo ein 1998 gestartetes Museumsgütesiegelprojekt
inzwischen wieder eingeschlafen
ist, brachte Hartmut Prasch vom Museum für Volkskultur
in Spittal a. d. Drau ein. Besonders interessant seine
Ausführungen zur „Kärnten-Card“, die den Besuch von
113 Ausflugszielen, darunter auch Museen, ermöglicht
und jährlich von 150.000 Touristen und 40.000 Einheimischen
erworben wird. Unter ihnen wurde im Jahr 2000
eine Evaluation durchgeführt: In den rund 10.000 ausgewerteten
Besucherfragebögen lagen die Museen bei der
„Erwartungserfüllung“ vorn, allerdings wurden sie als wenig
erlebnisreich eingestuft. Derzeit läuft die Erhebung
des Investitionsbedarfs bei den Partnerunternehmen, um
die Attraktivität der vernetzten Ausflugsziele zu steigern.
Die Vorstellung einer neuen Norm für Museumsvitrinen,
die vom Bildungsministerium angeregt worden war,
schloss die Vorträge ab.
In der Diskussion zur Zertifizierung wurde u. a. problematisiert,
dass das neue Gütesiegel zwar die Fortentwicklung
der Museumslandschaft bewirken solle, eine entsprechende
Beratung und Unterstützung aber bei den
vorhandenen Strukturen kaum möglich sei. Als Problem
wurde ferner gesehen, dass Kriterienersteller, Berater und
Prüfer dieselben Personen seien, außerdem wurden mehr
Fortbildungsmöglichkeiten für Museumsleiter und -mitarbeiter,
ggf. im Rahmen eines mobilen, bundesweiten Weiterbildungskonzepts,
gefordert. Letztlich werden die
Erfahrungen der nächsten Jahre zu Modifizierungen und
weiteren Überlegungen, etwa der Festlegung des Ablaufs
der erneuten Prüfung nach fünf Jahren oder einer wie
beim TÜV zu erstellenden Mängelliste, führen müssen. Das
Führen des Gütesiegels soll in einem gewissen Automatismus
Ausweis für steuerliche Erleichterungen und Argumentationshilfe
und Nachweis bei Zuschussansuchen
Frisch zertifizierter Museumsvertreter mit der goldenen Qualitätsplakette
werden. Daneben werden künftig nur noch Bewerbungen
zum Österreichischen Museumspreis von dergestalt qualifizierten
Häusern zugelassen. Für 2003 ist jedenfalls
schon die nächste Auszeichnungsrunde angekündigt.
Die Jahresversammlungen von ICOM Österreich und
Österreichischem Museumsbund rundeten die bestens
organisierte Tagung ab. Ihre Ergebnisse werden 2003 in
der Zeitschrift „Neues Museum“ wiedergegeben.
Zurück zu den Ausgangspunkten, dem Waller und dem –
inzwischen museumsgütebesiegelten – Niederösterreichischen
Landesmuseum. Auch wenn das Museum
dem vollmundig verbreiteten Anspruch, „auf neuartige
Weise“ Kunst, Natur und Landeskunde zu verbinden,
wohl nur in Teilen genügen kann, so ist hier doch ein neues
kulturelles Zentrum entstanden, das in jedem Fall einen
Besuch lohnt. Zur Einstimmung kann ein Besuch der
hauseigenen Website (www.landesmuseum.net) dienen.
Den Fisch gibt es allerdings nur im Museum selbst zu
sehen.
Wolfgang Stäbler