29997 Umschlag - Museen in Bayern
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MUSEUMSPORTRÄT 19<br />
lischen Truppen des deutschen Kaisers kämpften gegen<br />
e<strong>in</strong>e Allianz der französischen und schwedischen Übermacht.<br />
Viele Dörfer und Städte wurden durch den Krieg<br />
zerstört, der Blutzoll war unvorstellbar, wie zeitgenössische<br />
Texte zur Verwüstung von Gabelbachergreut <strong>in</strong> der<br />
Ausstellung belegen.<br />
Im letzten Kriegsjahr kam es am 17. Mai 1648 zur entscheidenden<br />
Schlacht zwischen den <strong>in</strong> der Gegend um<br />
Zusmarshausen lagernden kaiserlichen Truppen und<br />
dem von der Donau nachrückenden französisch-schwedischen<br />
Heer. Auf den Angriff der Allianz zogen sich die<br />
Kaiserlichen, die den Auftrag zur „Konservierung der<br />
Armada“ hatten, <strong>in</strong> mehreren Rückzugsgefechten h<strong>in</strong>ter<br />
die Mauern der Reichsstadt Augsburg zurück. Die Gefechte<br />
entwickelten sich längs der Straße nach Augsburg,<br />
wobei größere Kämpfe bei Herpfenried, östlich<br />
Horgau und am Schmutterübergang – <strong>in</strong> der Ausstellung<br />
durch zeitgenössische Kupferstiche mit Schlachtplänen<br />
vermittelt – stattgefunden haben. 5 Der letztlich unentschiedene<br />
Ausgang der Schlacht bei Zusmarshausen<br />
war Grundlage für die Unterzeichnung des Westfälischen<br />
Friedens von Münster und Osnabrück am 24. Oktober<br />
1648. Der Friedensvertrag brachte e<strong>in</strong>erseits zwar das<br />
lang ersehnte Ende des Blutvergießens und e<strong>in</strong>en Ausgleich<br />
der Konfessionen („Trautmannsdorfianum“),<br />
gleichzeitig damit aber auch die endgültige Festschreibung<br />
der Konfessionsspaltung.<br />
Für die Ausstellung hat Andreas Decke e<strong>in</strong>e Schlachtszene<br />
als großformatiges Schattenspiel entworfen, das<br />
(durch unterschiedliche Lichtreflexe h<strong>in</strong>terleuchtet) beim<br />
Besucher e<strong>in</strong>en lebendigen E<strong>in</strong>druck h<strong>in</strong>terlassen soll.<br />
Seidenfahne und Ölporträt des Augsburger Fürstbischofs Clemens<br />
Wenzeslaus (1762-1812) werden im Museum platziert<br />
Besucher betrachtet den „Behördenschrank“<br />
Über der Figurenszene prangt das drastische Kriegs-Gedicht<br />
„Abgedanckte Soldaten“ von Friedrich von Logau<br />
(1604-1655).<br />
Bauern und Beamte: Amtsort im 19. Jahrhundert<br />
Nach der Säkularisation wird die geistliche Grundherrschaft<br />
<strong>in</strong> Zusmarshausen durch die Verwaltungsstrukturen<br />
des neugeschaffenen Königreichs <strong>Bayern</strong><br />
abgelöst. Für den Ort bedeutet dies den Beg<strong>in</strong>n der<br />
„Amtsortszeit“: Behörden richten sich am Sitz von Landgericht<br />
(bis 1862) und Bezirksamt (bis 1929) e<strong>in</strong>, zugezogene<br />
Beamte br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e bürgerliche Architektur<br />
(Amtsgebäude, Bürgerhäuser mit Walmdächern) und<br />
Wohnkultur <strong>in</strong> den ansonsten bäuerlich strukturierten<br />
Ort. In zwei Themennischen s<strong>in</strong>d deshalb die „Welt des<br />
Amtsortes“ und die „Welt des Söldners“ e<strong>in</strong>ander gegenübergestellt:<br />
Dem Großfoto des Amtsgerichts steht<br />
das Großfoto e<strong>in</strong>es Söldhauses gegenüber, zum aufwendig<br />
verzierten Schreibpult des Kreisbaumeisters kontrastieren<br />
der e<strong>in</strong>fache Stubenschrank des Bauern und die<br />
schlichte Zimmertüre aus dem Söldhaus. 6 Welche Amtsgänge<br />
man früher direkt am Ort erledigen konnte, zeigt<br />
e<strong>in</strong> „Behördenschrank“: So hat der Bauer se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kommensteuererklärung<br />
im Rentamt Zusmarshausen e<strong>in</strong>gereicht;<br />
es gab am Ort e<strong>in</strong>e KfZ-Zulassungsstelle, Notariat,<br />
Amtsgericht, Kreiskrankenhaus, sogar e<strong>in</strong>e eigene<br />
Zeitung.