29997 Umschlag - Museen in Bayern
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MUSEUMSPÄDAGOGIK 39<br />
Die Karten sollten ke<strong>in</strong>eswegs an schulische Arbeitsblätter<br />
er<strong>in</strong>nern. Alle<strong>in</strong> schon die Formate unserer Beispiele<br />
fallen aus dem üblichen Rahmen. Bei der Karte des Passauer<br />
K<strong>in</strong>derpfades hatten die K<strong>in</strong>der am Ende e<strong>in</strong>e Zille<br />
mit Ruder und Anker <strong>in</strong> der Hand. Zudem konnten sie<br />
zwei gestanzte Figuren herausdrücken, als Reisende <strong>in</strong><br />
das Schiff setzen und daheim damit weiter spielen.<br />
Die Karte zur He<strong>in</strong>richsausstellung lässt eher an e<strong>in</strong> lustiges<br />
Brettspiel denken. Großer Wert war auf e<strong>in</strong>e visuell<br />
ansprechende, k<strong>in</strong>dgerechte, farbenfrohe und auch witzige<br />
Gestaltung gelegt, ohne bei der zeichnerischen Umsetzung<br />
beliebige Comicdarstellungen zu verwenden.<br />
Farbwahl und Formensprache erfolgte <strong>in</strong> Anlehnung an<br />
Stilelemente ottonischer Handschriften. Um die Karte von<br />
Schrift zu befreien und somit das gesamte Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
k<strong>in</strong>dgerechter zu gestalten, enthielt sie nur die<br />
nötigsten Anweisungen. Die weiteren Informationen fanden<br />
die K<strong>in</strong>der bei den jeweiligen Stationen. 4 Als Diorama<br />
zuhause aufgestellt er<strong>in</strong>nert die Karte an den Ausstellungsbesuch.<br />
Hürden und Schwierigkeiten<br />
Gegensätzliche Überzeugungen und Interessen zu vere<strong>in</strong>en,<br />
gehört zu den schwierigeren Aufgaben <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Konzeptentwicklung. Bei der „He<strong>in</strong>richs-Ausstellung“ ergab<br />
sich e<strong>in</strong>e Kontroverse zwischen gestalterischen und<br />
museumspädagogischen Vorstellungen. Aufgrund der<br />
kle<strong>in</strong>en Räume <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung plädierten die Gestalter<br />
dafür, die K<strong>in</strong>derecke vom Erwachsenenbereich<br />
nicht zu trennen. Statt dessen sollten generell die Räume<br />
sowohl den Interessen der Eltern als auch der K<strong>in</strong>der gerecht<br />
werden. Dementsprechend gab es im Ausstellungsrundgang<br />
Elemente zum Anfassen, Fühlen, Riechen und<br />
Hören. Der K<strong>in</strong>derpfad sollte nicht als eigenes Element <strong>in</strong><br />
den Vordergrund treten. Auch wurde befürchtet, dass die<br />
klar komponierte Ausstellungsdramaturgie mit bewusster<br />
Beschränkung auf wenige Materialien nicht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />
mit dem Ersche<strong>in</strong>ungsbild des K<strong>in</strong>derpfades zu br<strong>in</strong>gen<br />
sei und somit die klare L<strong>in</strong>ie stören würde.<br />
Im mittelalterlichen Gehöft: He<strong>in</strong>rich II. bekommt gegen se<strong>in</strong>en<br />
Husten e<strong>in</strong> Salbeiblatt unter das Bett gesteckt<br />
Dies widersprach der ursprünglichen Idee des K<strong>in</strong>derpfades,<br />
der als besonderer Bestandteil <strong>in</strong>s Auge fallen und<br />
besondere Möglichkeiten zum s<strong>in</strong>nlichen Erleben bieten<br />
wollte. E<strong>in</strong> Vorteil, didaktische Elemente als Angebot für<br />
K<strong>in</strong>der auszuweisen, besteht ja auch dar<strong>in</strong>, dass das kritische<br />
Fachpublikum eher bereit ist, D<strong>in</strong>ge zum Anfassen,<br />
Riechen und Hören zu akzeptieren, wenn sie als „K<strong>in</strong>derschiene“<br />
deklariert s<strong>in</strong>d. Tauchen sehr viele spielerische<br />
Elemente im Gesamtparcour auf, zweifelt der primär Geschichts<strong>in</strong>teressierte<br />
schnell an der Seriosität der Ausstellung.<br />
Das Verstecken von Texten h<strong>in</strong>ter Türchen etwa<br />
ersche<strong>in</strong>t ihm als weitgehend überflüssige Spielerei. Ist<br />
dieses jedoch als Teil e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derpfades erkennbar, ist<br />
die Toleranz größer.<br />
Als Lösung entschied sich die Ausstellungsleitung dafür,<br />
e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>derpfad <strong>in</strong> veränderter Form zu verwirklichen.<br />
Da <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung das gestalterische Inszenierungskonzept<br />
im Vordergrund stehen sollte, verzichtete<br />
man dort auf die s<strong>in</strong>nlichen Elemente, wie zum Beispiel<br />
den L<strong>in</strong>senspender oder den „Münzpräger“. Auch gestalterisch<br />
sollte nicht die markante Silhouette des Reiters<br />
auf den K<strong>in</strong>derpfad aufmerksam machen, sondern die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Stationen waren als e<strong>in</strong>heitliche, optisch zurückhaltende<br />
Pulte aus braunen MDF-Platten gehalten, auf<br />
denen die Fragen oder Handlungsanweisungen standen.