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29997 Umschlag - Museen in Bayern

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BERICHTE/AKTUELLES 53<br />

mikproduktion ablesbar. Der geräumige Flez im Erdgeschoss<br />

ist so dimensioniert, dass die E<strong>in</strong>fahrt mit dem<br />

Wagen möglich war. In der Töpferstube bef<strong>in</strong>den sich drei<br />

Töpferscheiben, die jeweils unter e<strong>in</strong>em Fenster platziert<br />

s<strong>in</strong>d. Der Brennofen neben der schwarzen Küche wurde<br />

von dieser aus beheizt. Die Bestückung des Ofens mit<br />

Brenngut erfolgte dagegen von außen, das heißt von der<br />

Hofseite. Vor dem Brand musste diese Öffnung dann vermauert<br />

werden.<br />

Im Brennofen hatte sich als sensationeller Fund e<strong>in</strong><br />

kompletter Fehlbrand von 1923 erhalten, der vom Keramikspezialisten<br />

Dr. Werner Endres, Regensburg, geborgen<br />

und <strong>in</strong>ventarisiert wurde. In der Kammer h<strong>in</strong>ter der<br />

schwarzen Küche befand sich der Standort der Glasurmühle.<br />

Die Erzeugnisse wurden im Flez im Obergeschoss<br />

zwischengelagert. Obwohl die Keramikproduktion e<strong>in</strong>e<br />

lange Tradition <strong>in</strong> Nabburg hat, konnte bislang für die Erhaltung<br />

des ortsgeschichtlich wichtigen Hafnerhauses<br />

ke<strong>in</strong>e langfristig gesicherte Lösung gefunden werden.<br />

Das nächste Referat führte von der Oberpfalz nach Oberbayern,<br />

<strong>in</strong> den südlichen Chiemgau. Dipl. Ing. Axel Will,<br />

freiberuflicher Bauforscher aus München, präsentierte<br />

Aspekte der hauskundlichen Dokumentation des Häuslmann-Anwesens<br />

<strong>in</strong> Aschau, das unter der Regie des Freilichtmuseums<br />

Glentleiten für die Transferierung <strong>in</strong>s Bauernhausmuseum<br />

Amerang vorbereitet wird. Der kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>firsthof<br />

besteht aus e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Massivbauweise errichteten<br />

Wohnteil, der Wirtschaftsbereich ist im EG (Stall) ebenfalls<br />

gemauert, während es sich bei der Scheune um e<strong>in</strong>e verschalte<br />

Ständerkonstruktion handelt. Im wesentlichen<br />

konnten zwei Bauphasen ermittelt werden: 1751 wurde<br />

das Gebäude von dem Zimmermann Ulrich Pertl unter<br />

Verwendung von Teilen des Vorgängerbaus neu errichtet.<br />

Pertl hatte den Hof e<strong>in</strong> Jahr zuvor übernommen und sogleich<br />

<strong>in</strong>vestiert. Die folgenden Umbauten und Erweiterungen<br />

aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten<br />

im Wirtschaftsteil. Zusätzlich wurde die Dachkonstruktion<br />

angehoben, so dass im Obergeschoss höhere Wohnräume<br />

sowie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Kniestock im Dachgeschoss entstanden.<br />

Vom Gründungsbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

blieben Grundrissdisposition und Reste der Farbfassung<br />

der Fassaden erhalten. Da e<strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher Schwerpunkt<br />

der Tagung auf dem Thema „Ziegel“ lag, g<strong>in</strong>g der<br />

Referent explizit auf die rezente Dachdeckung mit zwei<br />

unterschiedlichen Falzziegeltypen e<strong>in</strong> und stellte <strong>in</strong>teressante<br />

Überlegungen zu Patentrecht, überregionalem Vertrieb,<br />

lokaler Ziegelproduktion und Bauökonomie an.<br />

Zum Abschluss des Vortragsteils der Veranstaltung wurde<br />

von Museumsleiter Dr. Mart<strong>in</strong> Ortmeier e<strong>in</strong> neues<br />

Transferierungsprojekt des niederbayerischen Freilichtmuseums<br />

Mass<strong>in</strong>g vorgestellt, e<strong>in</strong> Hafnerhaus aus Kle<strong>in</strong>bettenra<strong>in</strong><br />

im Krön<strong>in</strong>g, Landkreis Landshut, das zur Zeit<br />

von Dipl. Ing. Harald Bader e<strong>in</strong>gehend untersucht wird.<br />

Das Gebäude, das im Kern des Wohnteils noch e<strong>in</strong><br />

Blockbaugefüge von 1566 enthält, weist die traditionellen<br />

Charakteristika Krön<strong>in</strong>ger Hafnerhäuser auf: e<strong>in</strong>en sehr<br />

breit gelagerten Giebel sowie e<strong>in</strong>e auffallende Längserstreckung<br />

mit Mittertenne. Diese Struktur ist am angesprochenen<br />

Objekt das Ergebnis tiefgreifender Reparaturen<br />

und Umbauten <strong>in</strong> den Jahren 1672, 1745 und 1797.<br />

Der Wohnteil enthält die große Stube, welche zugleich als<br />

Werkstatt diente und wo sich auch der sogenannte Tonkeller<br />

für den w<strong>in</strong>terlichen Vorrat an Material befand sowie<br />

die anschließende Brennkuchl. Größere Tonvorräte wurden<br />

außer Haus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tongrube aufbewahrt. Diplomgeograph<br />

Sebastian Mayer präsentierte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurzbericht<br />

se<strong>in</strong>e bisherigen Ergebnisse zur Geschichte der<br />

Hofstelle, die sich archivalisch bis <strong>in</strong>s 15. Jahrhundert<br />

zurückverfolgen ließ. Die Hofbewohner lebten traditionell<br />

von der Hafnerei und der Landwirtschaft.<br />

Aufgrund des dichten Programms folgten <strong>in</strong> sehr gedrängter<br />

Form Kurzdarstellungen mehrerer Bauten <strong>in</strong> der<br />

Stadt, durch die bei e<strong>in</strong>em etwa zweistündigen Rundgang<br />

am Nachmittag Führungen angeboten waren: Dipl. Ing.<br />

Stefan Ebel<strong>in</strong>g, Regensburg, führte <strong>in</strong> die Geschichte der<br />

Bauten Grasgasse 329 und Schloßgasse 166 e<strong>in</strong>. Der<br />

erstgenannte Bau, im Kern von 1404, erfuhr 1505 se<strong>in</strong>en<br />

tiefgreifendsten Umbau, der zweite, im Kern e<strong>in</strong> Blockbau<br />

von 1474, erhielt durch Aufstockung 1820 se<strong>in</strong>e heutige<br />

Gestalt. Dipl. Ing. Harald Bader skizzierte die Baugeschichte<br />

des Objekts am Graben 23, e<strong>in</strong>em Blockbau von<br />

1494. Dr. Günter Knesch empf<strong>in</strong>g die <strong>in</strong> vier Gruppen organisierten<br />

Teilnehmer im weith<strong>in</strong> imposantesten mittelalterlichen<br />

Ziegelbau: der ab etwa 1385 als Hallenkirche<br />

errichteten katholischen Stadtpfarr- und Stiftskirche<br />

St. Mart<strong>in</strong> und Kastulus.<br />

Im Rahmen der nachmittäglichen Exkursion nach Kle<strong>in</strong>bettenra<strong>in</strong><br />

erläuterte schließlich Dipl. Ing. Harald Bader<br />

aus Simbach am Inn die bauhistorischen Untersuchungen<br />

am dortigen Hafnerhaus bei e<strong>in</strong>em spannenden Ortsterm<strong>in</strong>.<br />

Erst e<strong>in</strong>e bis <strong>in</strong> Details von Bearbeitungsspuren<br />

der Bauhölzer vordr<strong>in</strong>gende Bauarchäologie hatte die<br />

Aufschlüsselung der e<strong>in</strong>zelnen Bau- und Umbauphasen<br />

dieses regionaltypischen Objekts ermöglicht. Ergänzend<br />

zur kompetenten Führung sorgten gastfreundliche Nachbarn<br />

auch noch für das leibliche Wohl der Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Teilnehmer. So konnte mit Getränken und Brotzeit<br />

e<strong>in</strong> langer und <strong>in</strong>tensiver Tag angenehm und entspannt<br />

auskl<strong>in</strong>gen.<br />

Ariane Weidlich und Georg Waldemer

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