29997 Umschlag - Museen in Bayern

MUSEUMSPÄDAGOGIK 43
WIE SIEHT EINE BAUMWOLLKAPSEL AUS?
WIE FÜHLT SICH HANFSTOFF AN?
Museumskoffer zum Thema „Textilien“ zum Ausleihen
allerdings ein klares Scheitern feststellen. Es ist nicht gelungen,
Besucher über die Zeit ihres Besuchs hinaus zu
aktivieren und sie dazu zu bewegen, ihre Internetkenntnisse
zur Nürnberger Kunst in Italien in das eigens dazu
eingerichtete Forum einzubringen. Zu diesem Punkt werden
wir weiter intensiv nachdenken müssen, um bei Gelegenheit
in einer anderen Ausstellung neue Möglichkeiten
zu testen. Insgesamt sind die Erfahrungen jedoch
sehr ermutigend, diese Formen interaktiver Ausstellungseinheiten
weiterzuentwickeln.
Thomas Brehm
Anmerkungen:
1 Katalog: Quasi Centrum Europae. Europa kauft in Nürnberg,
1400-1800, Hrsg. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
2002
2 Für die große Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums
zum Dürerjahr 1971 wurde von den Museumspädagogen
ein separater Raum als „Dürerstudio“ eingerichtet und bot
hier neu- und andersartige Zugangsmöglichkeiten zu Leben
und Werk Dürers.
3 Zum Projektteam gehörten Pamela Engelhardt, Lioba Pilgram
und Wolfgang Sachße.
4 Auf der blauen Seite: „Hoppe, hoppe Reiter..,“ auf der roten
Seite: „...wenn er fällt, dann schreit er.“
5 „Der Mensch ist der einzige unter den Primaten, der die Tötung
seiner Artgenossen planvoll, in größerem Maßstab und
enthusiastisch betreibt. Der Krieg gehört zu seinen wichtigsten
Erfindungen; die Fähigkeit, Frieden zu schließen, ist vermutlich
eine spätere Errungenschaft.“ Hans Magnus Enzensberger,
Ansichten aus dem Bürgerkrieg, Frankfurt a.M. 5 1994, S. 9
Gerade Objekte aus textilen Materialien stellen für Museumsbesucher
eine große Herausforderung dar: Zu gerne
würde mancher mehr über Material, Herstellung oder
Technik des Stoffes erfahren und vor allem auch mal mit
den eigenen Händen fühlen, wie weich Seide oder Alpakawolle
sind, was einen Damaststoff auszeichnet oder
welche Naturfarben welchen Farbton ergeben. All dies
und mehr bietet ein Museumskoffer, der künftig bei der
Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
auszuleihen ist.
Materialien zum Anfassen
Auf Initiative der Landesstelle wurde dieser transportable
Koffer von der Museumspädagogin Ina Kaspar als didaktische
Ergänzung für museale Ausstellungsbereiche mit
textilen Objekten konzipiert. Er enthält Stoffe und Materialien
der Textilherstellung zum Anfassen und Be-Greifen,
verschiedene Rohmaterialien, technische Hilfsmittel und
Endprodukte sowie schriftliche und bildliche Informationen.
18 durchsichtige Dosen, die geöffnet werden können,
enthalten zum Beispiel Proben von pflanzlichen,
tierischen und chemischen Rohfasern, aus denen Textilien
früher und heute hergestellt wurden und werden. In 10
verschlossenen kleinen Dosen sind pflanzliche Färbemittel
zu sehen, mit denen beiliegende Seidenstoffe gefärbt
wurden. Über 60 Stoffmuster auf 20 herausnehmbaren
Tafeln stehen für den interessierten Besucher bereit. Hier
kann man Stoffe aus pflanzlichen und tierischen Naturfasern
anfassen, aber auch moderne Stoffe aus Chemiefasern
kennen lernen. Anhand von kleinen Stoffmustern
können spezielle Gewebebindungen, Maschenware,
Oberflächenveredelungen, Stoffe mit Handdruck oder
Filmdruckverfahren unterschieden werden. Aber auch
Stickmuster und Spitzentechniken sind in der Palette der
verschiedenen Mustertafeln enthalten. Eine Stoffdruckmodel,
Teile einer Musterlochkarte für einen Jacquardwebstuhl,
verschiedene Beispiele für Mottenschutz, ein
Modell-Klöppelkissen und ein Musterbrief ergänzen das
Angebot. Ein Ringbuch mit alphabetisch geordneten Erläuterungstexten
zu den einzelnen Fasern, Gewebe- und
Stoffarten ermöglicht für den Wissenshungrigen gezieltes
Nachschlagen.
Ziele und Einsatzmöglichkeiten
Ziel des didaktischen Koffers ist es einerseits, alleine
ohne personelle Hilfestellung in den Schauräumen aufgestellt
den Besucherinnen und Besuchern anschauliche
Beispiele von unterschiedlichen textilen Materialien und
Techniken zu bieten. Andererseits ermöglicht er museums-