29997 Umschlag - Museen in Bayern
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ARBEITSHILFEN 35<br />
Nicht nur dem Schimmel zu Leibe gerückt<br />
Um neuerlichem Schimmelpilz-Wachstum entgegen zu<br />
wirken, mussten e<strong>in</strong>ige Vorkehrungen bei der Lagerung<br />
der Möbel ergriffen werden, die den Objekten auch generell<br />
zugute kommen und die Depotorganisation erleichtern.<br />
Jedes Möbelstück steht nun auf e<strong>in</strong>em eigenen, 14<br />
Zentimeter hohen Wagen mit rund zehn Zentimetern<br />
Überstand nach allen Seiten. Die Dreischicht-Platten der<br />
Wägen wurden mit mehreren großen Lüftungslöchern<br />
versehen. Diese Wägen können von e<strong>in</strong>er Person alle<strong>in</strong><br />
leicht bewegt werden, und man kann flexibel auf veränderte<br />
Anforderungen reagieren. Die Schwerlastregale für<br />
Truhen und Kommoden wurden <strong>in</strong> langen Reihen angeordnet,<br />
um e<strong>in</strong>e ungeh<strong>in</strong>derte Luftzirkulation zu gewährleisten.<br />
Auf mit rund e<strong>in</strong>em halben Meter genügend<br />
großen Abstand zwischen den Möbeln und zur Wand –<br />
nicht zuletzt wegen der Kontrollierbarkeit – wurde geachtet.<br />
Auch reduzierte man deutlich die Zahl der <strong>in</strong> diesem<br />
Depot gelagerten Möbel.<br />
E<strong>in</strong> weiterer positiver Nebeneffekt bestand dar<strong>in</strong>, dass alle<br />
Möbeloberflächen zwangsläufig gere<strong>in</strong>igt wurden. Konglomerate<br />
aus Staub, Schmutz und tierischen Überresten<br />
(Sp<strong>in</strong>nweben, Mäusekot, tote Insekten etc.) hatten sich<br />
vor allem an den schwer zugänglichen Bereichen der Möbel<br />
gefunden und sicherlich zur Ausbreitung des mikrobiellen<br />
Befalles beigetragen. Darüber h<strong>in</strong>aus konnten dr<strong>in</strong>gend<br />
notwendige Konservierungsmaßnahmen schriftlich<br />
festgehalten werden; Notsicherungen wurden mit säurefreiem<br />
Papierklebeband durchgeführt. Die Inventarisierung<br />
und die Fotodokumentation der Bestände wurde<br />
vervollständigt, das Standortverzeichnis aktualisiert.<br />
Was noch aussteht<br />
Erste Nachuntersuchungen haben ergeben, dass die Anzahl<br />
der Schimmelpilzsporen auf den lediglich trocken<br />
gere<strong>in</strong>igten Flächen deutlich reduziert werden konnte,<br />
während auf den mit Benzalkoniumchlorid-Lösung e<strong>in</strong>gestrichenen<br />
Flächen ke<strong>in</strong>e Besiedlung mehr festzustellen<br />
war. Weitere Nachuntersuchungen zu erneutem Wachstum<br />
stehen bislang noch aus, sollen aber jährlich durchgeführt<br />
werden. Auch bezüglich der Nachweisbarkeit von<br />
Benzalkoniumchlorid im Holz wird man nach Ablauf e<strong>in</strong>es<br />
Jahres Nachuntersuchungen durchführen.<br />
Das Klima im Depot wird künftig aufmerksam beobachtet<br />
und die relative Luftfeuchte – notfalls mit Hilfe von Luftentfeuchtern<br />
– konsequent unter 60 % gehalten werden.<br />
Sauberkeit muss man nicht nur im Depot gewährleisten,<br />
sondern auch auf dem Zugangsweg. Zukünftig wird der<br />
Blick <strong>in</strong>s Starkerer-Depot gegen Ende der Bekämpfungsmaßnahme<br />
Boden des Depots halbjährlich mit e<strong>in</strong>em Flächen-Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
gere<strong>in</strong>igt.<br />
An dieser Stelle ist allen Beteiligten Dank für ihre Unterstützung<br />
auszusprechen, besonders den Restauratoren<br />
für Ihren engagierten E<strong>in</strong>satz. Aufrichtiger Dank gilt dem<br />
Institut für Restaurierung der Fachhochschule Hildesheim/Holzm<strong>in</strong>den/Gött<strong>in</strong>gen<br />
und der Universität Oldenburg,<br />
die Personal, Fachwissen und wissenschaftlichen<br />
Apparat zur Verfügung stellten. Die Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> förderte die „Anti-Schimmel-Aktion“<br />
maßgeblich.<br />
Christ<strong>in</strong>e Tafelmaier, Gerdi Maierbacher-Legl<br />
und Kar<strong>in</strong> Petersen<br />
Anmerkungen<br />
1 Über das erstmalige Auftreten und die Gründe für das ungehemmte<br />
Wachstum des Schimmelpilzes <strong>in</strong> diesem Depot können<br />
ke<strong>in</strong>e abschließenden Aussagen gemacht werden. Das<br />
Depot war über Jahre unbeobachtet se<strong>in</strong>em Schicksal überlassen<br />
gewesen und man hatte dem Problem erst Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, als es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em drastischen Ausmaß nicht<br />
mehr zu übersehen war. Als Ursachen konnten z. B. e<strong>in</strong> ungenügend<br />
abgedichteter Dra<strong>in</strong>ageschacht im Boden und undichte,<br />
durch das Depot verlaufende Lüftungsschächte sowie<br />
Schläuche mit Kühlflüssigkeit der darüber liegenden Gaststättenküche<br />
ausgemacht werden. Ob die Ursachen wirklich endgültig<br />
behoben wurden, werden die künftigen Klimamessungen<br />
zeigen.