29997 Umschlag - Museen in Bayern

BERICHTE/AKTUELLES 55
In den Diskussionen spielten auf Seiten der Gastgeber
die Begriffe „Identität“ und „Degradierung“ herausgehobene
und emotional stark besetzte Rollen, Begriffe, die in
unserer hiesigen Denkmalpflege sicherlich nicht diesen
Rang einnehmen. Es erübrigt sich darauf hinzuweisen,
dass sich dieser Unterschied aus den ganz verschiedenen
historischen Entwicklungsprozessen der beiden Länder
unschwer erklären lässt. In Gesprächen und Diskussionen
aber werden diese Unterschiede in der Akzentsetzung
bzw. in der Verknüpfung mit Konnotationen nicht
selten spürbar.
Exkursion zu einem Weinbauernhaus in Zagorje, erbaut 1864
ständige Fortführung des Projekts durch die slowenischen
Partner allerdings noch nicht im notwendigen
Ausmaß gegeben.
Bereits der Auftaktvortrag zu den Fachbeiträgen machte
einen kritischen Bereich in der Verständigung über die
Zukunft des Projekts deutlich: Prof. Dr. Pfister, Fachbereich
Architektur der Universität Ljubljana, gab Einblick
in eine langjährig laufende Dokumentationskampagne
bäuerlicher Architektur, die sich über ganz Slowenien
erstreckt und in der bislang etwa 35.000 Bauten
aufgenommen wurden. In der Auswertung dieser immensen
Datenfülle entwickelte man mittlerweile 70 „Hauslandschaften“
in 14 Regionen des Landes. Die deutschen
Gäste und Partner erfuhren hier zum erstenmal
von dieser eindrucksvollen Leistung, obwohl es doch
sinnvoll und notwendig gewesen wäre, beide Kampagnen
aufeinander abzustimmen bzw. die jüngere auf den
Grundlagen der bereits erhobenen Daten aufbauen zu
lassen.
Im weiteren Fortgang der Tagung erwies sich darüber hinaus
auch die Beziehung des Kosjanski-Parks zur offiziellen
Denkmalpflege als nicht unkompliziert. Obwohl es im
ureigensten Interesse der staatlichen Denkmalpflege sein
müsste, das angesprochene Projekt fachlich zu begleiten
und zu fördern, scheint ganz im Unterschied dazu eher
ein gewisses Misstrauen die Haltung der offiziellen Stellen
zu charakterisieren. Offenbar geht es dabei in erster
Linie um Fragen der Zuständigkeiten und Kompetenzen.
Am Rande sei vermerkt, dass die staatliche Denkmalpflege
unabhängig von der angesprochenen Kampagne bislang
204 Bauten im Park als bauliches Kulturerbe registriert
hat.
Dr. A. J. Eichenseer, der Präsident der Bayerisch-Slowenischen
Gesellschaft, brachte die auf deutscher Seite nicht
zu Unrecht empfundene Reserviertheit mancher offizieller
Vertreter slowenischer Institute pointiert auf die Formel des
„ungeliebten Liebhabers“. Dipl. Ing. Arch. Univ. G. Naumann
machte in seinem Beitrag mit Nachdruck deutlich,
dass aus seiner Sicht – der Sicht des spiritus rector des
Gesamtprojekts – die Kooperation im Sinne der Hilfe zur
Selbsthilfe nunmehr abgelöst werden müsse durch eine in
Slowenien fest verankerte gemeinschaftliche Initiative.
Tatsächlich nahm dieser Gedanke gegen Ende der Tagung
greifbare Gestalt an, als Prof. Dipl. Ing. C. Hütz, Dekan
der Fachhochschule Regensburg, und Frau Dr. Ziva
Deu, Universität Ljubljana, einen bilateralen Kooperationsvertrag
unterzeichneten, der das begonnene Projekt
auf eine neue organisatorische und finanzielle Basis stellt
und darüber hinaus im Rahmen des europaweit angestrebten
Austauschs von Studenten einen wesentlichen
Beitrag der Ausbildungsinstitute leisten kann.
Ein reiches Programm an Exkursionen ergänzte die Vorträge,
zu denen der Berichterstatter einen Überblick zur
Geschichte der Haus- und Bauforschung in Bayern beisteuerte.
Neben eine Reihe sanierungsbedürftiger und
sanierter Bauten und Anlagen gab es Gelegenheit, die
Altstadt von Celje (deutsch: Cilli) und das dortige historische
Archiv kennen zu lernen, ebenso eine jüngst musealisierte
Mühle mit einem Präsentationsschnitt auf
Höhe der 1990er Jahre.
Es ist dem Kozjanski-Park, damit seinem Leiter Franci
Zidar und dem wissenschaftlichen Stab zu wünschen,
dass es gelingt, den unaufhaltsamen Prozess des Wandels
in der slowenischen Provinz im kulturpolitischen Sinne
positiv zu beeinflussen und dafür Sorge zu tragen,
dass eine heute noch weitgehend intakt erscheinende
Kulturlandschaft in ihren wesentliche Zügen erhalten und
dabei doch zukunftsfähig gemacht werden kann.
Georg Waldemer