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Der Einfluss von emotionalem Gesichtsausdruck und Blickkontakt auf

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Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

2.5.3. Blickverhalten im sozialen Kontext bei sozialer Ängstlichkeit<br />

Angstpatienten zeigen im allgemeinen Vermeidungsverhalten bezüglich der gefürchteten<br />

Situationen oder Reize (Margraf, 2000). Dieses Vermeidungsverhalten wird häufig als Gr<strong>und</strong><br />

für die Aufrechterhaltung der Angststörungen angesehen, da so keine neuen Erfahrungen bezüglich<br />

der gefürchteten Situation gemacht werden können. Während Vermeidungsverhalten<br />

im klassischen Sinne bedeutet, dass gefürchtete Situationen als Ganzes vermieden werden<br />

(z.B. jegliche soziale Interaktion), kann sich Vermeidungsverhalten auch im Blickverhalten<br />

<strong>und</strong> in Körperhaltung bzw. Körperbewegungen manifestieren (Clark & Wells, 1995). Da ein<br />

direkter Blick – wie bereits oben erwähnt – ein eindeutiges Signal sein kann, dass eine soziale<br />

Interaktion <strong>und</strong> Kommunikation stattfinden könnte, sollte dieser ein besonders Angst auslösender<br />

Stimulus für sozialängstliche Personen sein.<br />

Zum Blickverhalten in sozialer Interaktion bei Angststörungen liegen erstaunlicherweise<br />

aber nur wenige Bef<strong>und</strong>e vor. Bei High-School-Schülern wurde während eines 10-minütigen<br />

Interviews, das <strong>auf</strong> Video <strong>auf</strong>gezeichnet wurde, eine negative Korrelation zwischen sozialer<br />

Ängstlichkeit <strong>und</strong> Sprechverhalten, Augenkontakt <strong>und</strong> Gestikulieren gef<strong>und</strong>en. Auch hielten<br />

hoch-sozialängstliche deutlich kürzer <strong>Blickkontakt</strong> als niedrig-sozialängstliche Personen<br />

(Daly, 1978). Personen, die Angst vor öffentlichem Sprechen haben, schauen während einer<br />

Rede weniger häufig ins Publikum als nichtängstliche Personen (Eves & Marks, 1991), <strong>und</strong><br />

ihr Blickverhalten korreliert mit der aktuellen Angststärke (Jurich & Jurich, 1974). In realen<br />

sozialen Interaktionen zeigte sich außerdem eine negative Korrelation zwischen sozialer<br />

Ängstlichkeit <strong>und</strong> Dauer des <strong>Blickkontakt</strong>s mit anderen (Farabee et al., 1993). Hofmann, Gerlach,<br />

Wender & Roth (1997) hingegen fanden keine Unterschiede im Blickverhalten in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> der sozialen Ängstlichkeit. Insgesamt sprechen die wenigen Bef<strong>und</strong>e dafür,<br />

dass <strong>Blickkontakt</strong> in sozialen Interaktionen bei sozialer Ängstlichkeit reduziert ist <strong>und</strong> möglicherweise<br />

vermieden wird.<br />

Kritisch an diesen Studien ist, dass das Blickverhalten der Versuchsteilnehmer durch Beobachtung<br />

erfasst wurde, d.h. mehrere Experimentatoren beobachteten die Probanden während<br />

des Experiments <strong>und</strong> schätzten die Blickrichtung ein. Dies führt möglicherweise zu einer geringeren<br />

Objektivität der Messungen der abhängigen Variablen. Eine höhere Objektivität <strong>und</strong><br />

Reliabilität wird durch die automatische, apparative Erfassung der Blickpositionen erzielt.<br />

Verschiedene zuverlässige Methoden liegen dazu vor (siehe z. B. Mühlberger & Reiß, 2000),<br />

unter anderem videobasierte Systeme, die eine genaue Bestimmung der Blickrichtung des<br />

Probanden <strong>und</strong> damit auch eine gute Erhebung <strong>von</strong> <strong>Blickkontakt</strong> erlauben.

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