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Der Einfluss von emotionalem Gesichtsausdruck und Blickkontakt auf

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Diskussion 89<br />

men die Effekte <strong>von</strong> <strong>emotionalem</strong> <strong>Gesichtsausdruck</strong> modulieren können: So wurden ärgerliche<br />

Gesichtsausdrücke vor allem bei direktem Blick mit geradeaus gewandten Kopf besser<br />

erkannt <strong>und</strong> lösten höhere subjektive Angst <strong>und</strong> Ablehnung aus als abgewandte Ärger-<br />

Gesichter, während dies bei ängstlichen Gesichtern umgekehrt war (Hess, Adams & Kleck,<br />

2007a). Hier sind auch neuere Bef<strong>und</strong>e aus der kognitiven <strong>und</strong> neurowissenschaftlichen Forschung<br />

zu berücksichtigen, die <strong>auf</strong> ein komplexes Zusammenspiel <strong>von</strong> Blickrichtung <strong>und</strong> e-<br />

motionalem <strong>Gesichtsausdruck</strong> bei Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsprozessen hindeuten.<br />

Zwar wurde in der Literatur zu Gesichtsverarbeitungsprozessen da<strong>von</strong> ausgegangen, dass<br />

verschiedene Charakteristika eines Gesichts relativ unabhängig <strong>von</strong> einander (Bruce & Y-<br />

oung, 1986; Haxby, Hoffman & Gobbini, 2002) <strong>und</strong> damit auch <strong>Gesichtsausdruck</strong> <strong>und</strong> Blickrichtung<br />

der Augen in zwei unterschiedlichen, unabhängigen Modulen verarbeitet werden<br />

(Hietanen & Leppanen, 2003), dennoch deuten die oben erwähnten Studien zum <strong>Einfluss</strong> <strong>von</strong><br />

Angst aber auch andere Studien dar<strong>auf</strong> hin, dass eher eine integrierte Beziehung zwischen der<br />

Analyse <strong>von</strong> Blickrichtung <strong>und</strong> <strong>emotionalem</strong> Ausdruck besteht (Adams & Kleck, 2003;<br />

Adams & Kleck, 2005; Fox et al., 2007; Holmes et al., 2006; Mathews et al., 2003; Putman et<br />

al., 2006; Tipples, 2006). Darüber hinaus zeigen neurowissenschaftliche Studien, dass diese<br />

beiden Merkmale eines Gesichts im superioreren Temporalsulcus (STS) <strong>und</strong> in der Amygdala<br />

verarbeitet werden, wobei insbesondere die Amygdala möglicherweise zur Integration dieser<br />

beiden Informationen beiträgt (z.B. Adolphs, Tranel, Damasio & Damasio, 1994; Calder &<br />

Jansen, 2005; George et al., 2001; Hoffman & Haxby, 2000). Dies zeigt, dass sowohl die<br />

kognitiven als auch die neuronalen Prozesse, die in der Verarbeitung <strong>von</strong> Blick <strong>und</strong> Emotion<br />

involviert sind, sehr stark überlappen.<br />

Ein weiterer Punkt, der aus den vorliegenden Studien nicht beantwortet werden kann, ist der<br />

<strong>Einfluss</strong> aktueller bedrohlicher Situationen. Wie verschiedene Studien zeigten, ist das Hypervigilanz-Vermeidungsmuster<br />

für Sozialängstliche vor allem dann zu finden, wenn sich die<br />

Personen in einer sozial belastenden Situation befinden (Chen et al., 2002; Garner et al.,<br />

2006). Es wird auch angenommen, dass sozialängstliche Personen in einer gefürchteten Situation<br />

Augenkontakt vermeiden (Clark & Wells, 1995). Für beide untersuchten Parameter wäre<br />

es also interessant, ob eine aktuell bedrohliche Situation zu verstärkten Ergebnissen führen<br />

würden. Gerade die Reaktion <strong>auf</strong> Augenkontakt war in unserer Studie möglicherweise deswegen<br />

nicht ausgeprägt, da die Situation als solches nicht bedrohlich war. Bisherige Studien<br />

verwendeten zur Untersuchung aktueller Bedrohung meistens das Paradigma der öffentlichen<br />

Rede. Darin wird den Probanden angedroht, dass sie später vor Personen, die sie bewerten<br />

werden, eine Rede zu einem unbekannten Thema halten müssten. Während bei diesem Para-

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