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Der Einfluss von emotionalem Gesichtsausdruck und Blickkontakt auf

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Diskussion<br />

Die Ergebnisse der dritten Studie zeigen, dass die Erstellung realistischer Stimuli zur Untersuchung<br />

sozialer Interaktion weiterhin eine große Herausforderung bleibt. Zwar deuten die<br />

erhöhten Herzraten <strong>von</strong> HSÄ <strong>auf</strong> direkten Blick dar<strong>auf</strong> hin, dass dieser wie erwartet einen<br />

unangenehmen Stimulus darstellt, allerdings scheint sich dies nicht <strong>auf</strong> die Verhaltensebene<br />

im Sinne einer Vermeidungsreaktion auszuwirken. Die tendenziell längeren Fixationszeiten<br />

der Augenpartie können aber auch <strong>auf</strong> ein reduziertes Lösen der Aufmerksamkeit („disengagement“)<br />

bei HSÄ hindeuten. Wichtig scheint hier vor allem, die Natürlichkeit der Blickbewegungen<br />

des Stimulus zu verbessern. Wie die Ratingdaten zeigen, ist vor allem das Abwenden<br />

des Blicks als wenig natürlich empf<strong>und</strong>en worden. Hier muss auch berücksichtigt werden,<br />

dass Blickbewegungen häufig mit Kopfbewegungen einhergehen, <strong>und</strong> dass gerade abgewandter<br />

Blick mit einer seitlichen Drehung des Kopfes assoziiert ist (Goodwin, 1981). Dabei muss<br />

beispielsweise auch berücksichtigt werden, dass z.B. die Effekte direkten Blicks möglicherweise<br />

verstärkt werden, wenn gleichzeitig die Kopforientierung seitlich ist, da dies umso<br />

mehr anzeigen kann, dass die Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> den Betrachter gerichtet wird (Vuilleumier<br />

et al., 2005). Außerdem bleibt fraglich, ob das Halten <strong>von</strong> <strong>Blickkontakt</strong> ohne weitere Konsequenzen<br />

in der sozialen Interaktion einen zu schwachen Stimulus darstellt. Da es Hinweise<br />

dar<strong>auf</strong> gibt, dass direkter Blick abhängig vom Kontext als angenehm oder unangenehm empf<strong>und</strong>en<br />

wird (Kleinke, 1986), ist es möglich, dass keine Unterschiede zwischen sozialängstlichen<br />

<strong>und</strong> nicht-sozialängstlichen im Blickverhalten <strong>auf</strong> direkten <strong>Blickkontakt</strong> gef<strong>und</strong>en wurden,<br />

weil es eben keinen besonderen Kontext gab. Von besonderer Relevanz könnte hier ein<br />

sozial bedrohlicher Kontext sein. So könnten die Personen als Bewerter einer Leistung vorgestellt<br />

oder den Probandinnen das Halten einer freien Rede angedroht werden. Ähnlich wie bei<br />

den Studien zur Aufmerksamkeitsausrichtung unter sozialem Stress könnte ein Vermeidungsverhalten<br />

<strong>von</strong> <strong>Blickkontakt</strong> dann vielleicht eher gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sowohl der Emotionsausdruck als auch die Blickrichtung<br />

eine entscheidende Rolle bei sozialer Interaktion spielen <strong>und</strong> damit auch <strong>von</strong> entscheidender<br />

Bedeutung bei sozialer Ängstlichkeit sind. Ein weiter gehender Schritt wird sein, das<br />

Zusammenwirken dieser beiden Informationskanäle <strong>und</strong> deren Auswirkungen bei sozialängstlichen<br />

Personen zu identifizieren. Einige neuere Studien zeigen, dass allgemeine Ängstlichkeit<br />

die Wahrnehmung der Blickrichtung bei emotionalen Gesichtern beeinflusst. So ist die<br />

Orientierungsreaktion, die durch abgewandten Blick bei ängstlichen im Vergleich zu neutralen<br />

Gesichtern ausgelöst wird, bei ängstlichen Personen größer (Fox, Mathews, Calder &<br />

Yiend, 2007; Mathews, Fox, Yiend & Calder, 2003; Putman, Hermans & van Honk, 2006;<br />

Tipples, 2006). Auch hier konnte gezeigt worden, dass die Blick- <strong>und</strong> Kopfrichtung zusam-

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