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Der Einfluss von emotionalem Gesichtsausdruck und Blickkontakt auf

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Eigene empirische Studien - Experiment 2 65<br />

Kontrollpersonen gef<strong>und</strong>en. Darüber hinaus fanden sich bei der Analyse des Zeitverl<strong>auf</strong>s der<br />

visuellen Aufmerksamkeit keine Unterschiede zwischen den Gruppen <strong>und</strong> damit auch keine<br />

weiteren Hinweise für ein Hypervigilanz-Vermeidungsmuster bei sozialer Ängstlichkeit. Lediglich<br />

eine wechselseitige Beeinflussung <strong>von</strong> Emotion <strong>und</strong> Geschlecht des Gesichtes konnte<br />

über den Zeitverl<strong>auf</strong> hinweg gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Insgesamt widersprechen die Ergebnisse aus der freien Bildbetrachtungs-Aufgabe der Hypervigilanz-Vermeidungshypothese<br />

(Mogg & Bradley, 1998), wonach HSÄ sich durch eine<br />

initiale Hypervigilanz <strong>und</strong> ein anschließendes Vermeiden ärgerlicher Gesichter auszeichnen<br />

sollen. Selbst wenn dieses Ergebnis zunächst überraschend erscheint, muss dennoch auch<br />

konstatiert werden, dass es veröffentlichte Studien gibt, die keinen eindeutigen Bias für ärgerliche<br />

Gesichter bei HSÄ fanden (Bradley et al., 1997). Eine neuere Untersuchung <strong>von</strong> Garner<br />

<strong>und</strong> Kollegen (2006) fand ebenso keinen eindeutigen Bias für ärgerliche Gesichter. Auch<br />

Vermeidung <strong>von</strong> ärgerlichen Gesichtern fand sich am häufigsten nur dann, wenn als konkurrierender<br />

Stimulus kein Gesicht, sondern ein anderes Objekt (z.B. Haushaltsgegenstand) gezeigt<br />

wurde (Chen et al., 2002; Mansell et al., 1999). Dabei wird angenommen, dass HSÄ<br />

möglicherweise <strong>von</strong> Anfang an ärgerliche Gesichter vermeiden, wenn sie ihre Aufmerksamkeit<br />

<strong>auf</strong> ein anderes, nicht-soziales Objekt richten können. Vielleicht sind aber neutrale Gesichter<br />

für HSÄ nicht so neutral wie angenommen, <strong>und</strong> deshalb zeigt sich Vermeidungsverhalten<br />

dann nicht, wenn dies bedeuten würde, <strong>auf</strong> ein anderes Gesicht schauen zu müssen.<br />

Dies könnte erklären, warum in dieser Studie keine Anzeichen <strong>von</strong> Vermeidung gef<strong>und</strong>en<br />

werden konnten, <strong>und</strong> die Hinweise dar<strong>auf</strong> aus der ersten Studie auch als eher schwach zu werten<br />

sind, da sie sich ja nur <strong>auf</strong> einen sehr kleinen Zeitabschnitt beziehen. Dabei bleibt auch zu<br />

bedenken, dass Vermeidung <strong>von</strong> ärgerlichen Gesichtern vor allem dann berichtet wird, wenn<br />

die Probanden in eine tatsächlich sozial-bedrohliche Situation gebracht wurden, wie z.B. eine<br />

Rede vor Publikum halten zu müssen, was in unserer Studie nicht manipuliert wurde. Die<br />

möglichen Gründe für den gef<strong>und</strong>enen Aufmerksamkeitsbias für fre<strong>und</strong>liche Gesichter sollen<br />

im Folgenden erläutert werden. Auf der einen Seite könnte man diesen Effekt auch als initiales<br />

Vermeiden ärgerlicher bzw. anderer negativer Gesichtsausdrücke deuten <strong>und</strong> eine daraus<br />

resultierende kompensatorische Hinwendung zu fre<strong>und</strong>lichen Gesichtern interpretieren. Allerdings<br />

zeigen die Prozentwerte der Orientierung bei den anderen Emotionen keine deutlichen<br />

Werte unter dem Zufallswert <strong>von</strong> 50%, was gegen diese Annahme spricht. Wahrscheinlicher<br />

ist es, tatsächlich eine Hypervigilanz für fre<strong>und</strong>liche Gesichter anzunehmen, die auch<br />

zusammen mit anderen Forschungsergebnissen dafür spricht, dass fre<strong>und</strong>liche Gesichter ebenso<br />

besonders bedeutungsvoll bei sozialer Ängstlichkeit sein können (Dimberg, 1997). Diese

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