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Der Einfluss von emotionalem Gesichtsausdruck und Blickkontakt auf

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Diskussion 87<br />

hinterfragt werden. Einige Studien deuten nämlich dar<strong>auf</strong> hin, dass auch neutrale Gesichter -<br />

möglicherweise wegen ihres uneindeutigen Aussagecharakters – ebenfalls erhöhte Aufmerksamkeit<br />

<strong>auf</strong> sich ziehen bzw. zu spezifischen Aktivierungen in emotionalen Gehirnbereichen<br />

führen (z.B. Birbaumer et al., 1998; Moser, Duval & Simons, 2006). Außerdem gibt es Hinweise,<br />

dass sozialängstliche Personen neutrale Gesichter eher als bedrohlich einschätzen als<br />

nicht-sozialängstliche Personen (Yoon, 2007). Zwar fand sich in den Ratings in den hier vorgestellten<br />

Studien kein dementsprechender Effekt, dennoch muss der Einsatz neutraler Gesichter<br />

als Kontrollstimuli in Experimenten zur Aufmerksamkeitsausrichtung überdacht werden.<br />

So könnte eine mögliche Alternativerklärung der Ergebnisse zur Hypervigilanz für<br />

fre<strong>und</strong>liche Gesichter auch sein, dass bei gleichzeitiger Präsentation <strong>von</strong> neutralen Gesichtern<br />

diese initial vermieden werden. Weitergehende Untersuchungen zur Bedeutung neutraler Gesichter<br />

bei sozialer Ängstlichkeit sind also angebracht.<br />

Wie die Daten aus der Antisakkaden<strong>auf</strong>gabe zeigen, scheinen Gesichter im Allgemeinen<br />

bei sozialängstlichen Personen die Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> sich zu ziehen <strong>und</strong> diese Stimulusgetriebene<br />

Aufmerksamkeit willentlich schwer zu beeinflussen zu sein. Dieser Bef<strong>und</strong> unterstützt<br />

die Attentional Control Theory (Eysenck et al., 2007), welche da<strong>von</strong> ausgeht, dass<br />

Angst die Effizienz vermindert, mit der das zielgerichtete Aufmerksamkeitssystem arbeitet<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig das Ausmaß erhöht, indem die Reizverarbeitung durch das Stimulusgetriebene<br />

Aufmerksamkeitssystem beeinflusst ist. Die Resultate der Antisakkaden<strong>auf</strong>gabe<br />

lassen dar<strong>auf</strong> schließen, dass die willentliche Kontrolle tatsächlich bei HSÄ beeinflusst ist.<br />

Die fehlenden differenziellen Effekte der emotionalen Ausdrücke deuten möglicherweise dar<strong>auf</strong><br />

hin, dass Gesichter an sich <strong>von</strong> besonderer Bedeutung sind, <strong>und</strong> nicht – wie eigentlich<br />

erwartet – vor allem ärgerliche Gesichter zu einer stärkeren reflexiven Aufmerksamkeitsausrichtung<br />

führen. Einschränkend muss allerdings festgestellt werden, dass dies auch <strong>auf</strong> eine<br />

höhere Ablenkbarkeit <strong>von</strong> sozialängstlichen Personen allgemein zurückzuführen sein könnte.<br />

Außerdem lässt sich aus diesen Ergebnissen noch nicht folgern, dass die kognitive Leistungsfähigkeit<br />

wirklich eingeschränkt ist, wie die Theorie <strong>von</strong> Eysenck vorhersagt. Hier gilt es,<br />

zum einen zu untersuchen, ob diese fehlende Inhibition der reflexiven Aufmerksamkeitsausrichtung<br />

bei sozialängstlichen Personen wirklich speziell für soziale Stimuli ist oder ob es sich<br />

um eine allgemein verminderte Fähigkeit zur volitionalen Aufmerksamkeitskontrolle handelt.<br />

Zum anderen sollte weitergehend untersucht werden, ob die fehlende Inhibition auch tatsächlich<br />

zu einer schwächeren Leistung in anderen kognitiven Prozessen führt. Dies könnte beispielsweise<br />

in Situationen, wo zwei Aufgaben gleichzeitig durchgeführt werden müssen, überprüft<br />

werden.

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