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Der Einfluss von emotionalem Gesichtsausdruck und Blickkontakt auf

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Eigene empirische Studien - Experiment 3<br />

deren Gruppen nicht <strong>auf</strong>. Außerdem ließ sich eine tendenziell stärkere kardiale Herzratendezeleration<br />

<strong>auf</strong> direkten Blick <strong>und</strong> eine anschließend stärkere Akzeleration <strong>auf</strong> indirekten Blick<br />

feststellen. Während also zunächst eine Orientierungsreaktion <strong>auf</strong> direkten Blick stattfindet,<br />

scheint danach eine stärkere Aktivierung <strong>auf</strong> indirekten Blick zu folgen, was auch durch den<br />

Bef<strong>und</strong> der erhöhten SCR unterstützt wird. Diese stärkere physiologische Aktivierung deutet<br />

wohl <strong>auf</strong> eine höhere mentale Anstrengung hin, den Impuls der automatischen Augenfolgebewegung<br />

<strong>auf</strong> abgewandten Blick erfolgreich zu unterdrücken, um die Aufgabe ausführen zu<br />

können. In der freien Betrachtungs<strong>auf</strong>gabe zeigten sich verkürzte Fixationen <strong>auf</strong> abgewandte<br />

Augen, was <strong>auf</strong> eine reflexive Augenfolgebewegung infolge einer automatischen Aufmerksamkeitsverlagerung<br />

hindeutet (Itier, Villate & Ryan, 2007; Ricciardelli, Bricolo, Aglioti &<br />

Chelazzi, 2002). Wie die Daten der Fixationsdauern belegen, waren die Probandinnen erfolgreich,<br />

da der Unterschied zwischen direktem <strong>und</strong> abgewandtem Blick nicht mehr <strong>auf</strong>trat. Die<br />

erhöhte Aktivierung bei Gesichtern mit abgewandtem Blick kann möglicherweise dadurch<br />

erklärt werden, dass es anstrengender war, dem Impuls zu widerstehen, den abgewandten<br />

Augen selbst mit dem Blick zu folgen, der obligatorisch ausgelöst wird (Driver et al., 1999;<br />

Friesen, 2002).<br />

<strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des Geschlechts des Interaktionspartners zeigte sich vor allem bei der<br />

Gesamtbetrachtungsdauer <strong>und</strong> dies in beiden Blöcken. Interessanterweise wurden weibliche<br />

Gesichter mit direktem Blick länger angeschaut als männliche. Dieser Unterschied trat vor<br />

allem bei direktem Blick <strong>auf</strong>. Da es nur weibliche Versuchspersonen waren, deutet dies ganz<br />

deutlich dar<strong>auf</strong> hin, dass Frauen bei gleichgeschlechtlichen Interaktion eher <strong>Blickkontakt</strong><br />

halten, während bei gegengeschlechtlichem Interaktionspartnern <strong>Blickkontakt</strong> weniger lang<br />

gehalten wird. In der <strong>Blickkontakt</strong>-Aufgabe wurde darüber hinaus auch klar, dass dieser<br />

Geschlechtsunterschied vor allem bei den Kontrollpersonen <strong>auf</strong>trat. Ingesamt veranschaulicht<br />

dies, dass Einflüsse des Geschlechts <strong>auf</strong> das Blickverhalten bestehen <strong>und</strong> als wichtige<br />

Moderatorvariable angesehen werden müssen. Insbesondere für weitere Studien muss dies<br />

auch <strong>auf</strong> seiten der Versuchspersonen berücksichtigt werden, wie auch andere Studien zur<br />

Interaktion <strong>von</strong> Geschlecht des Betrachters <strong>und</strong> des zu Betrachtenden belegen (Porter, Hood,<br />

Troscianko & Macrae, 2006; Vuilleumier et al., 2005).<br />

Festzuhalten bleibt, dass in diesem neuen Paradigma keine eindeutigen Effekte <strong>von</strong> sozialer<br />

Ängstlichkeit <strong>auf</strong> das Blickverhalten in Reaktion <strong>auf</strong> <strong>Blickkontakt</strong> zu finden waren. Gerade<br />

weil wenige Studien hierzu veröffentlicht wurden, stellt sich die Frage, ob es – entgegen der<br />

allgemein verbreiteten Ansicht – diese Effekte tatsächlich nicht gibt, oder ob die bisher<br />

verwendeten Untersuchungsdesigns ungeeignet waren, diese <strong>auf</strong>zudecken. Da sich aber

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