PDF 0.8MB - Das Mahabharata - Pushpak
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Kapitel 91 – Karnas Tod<br />
Sanjaya fuhr fort:<br />
Es war Krishna, der ihm vom Wagen herab zuerst Antwort gab:<br />
Welch gutes Schicksal ist dein, oh Sohn der Radha, denn du erinnerst dich an die Tugend.<br />
Man kann es überall erleben, daß die niedrig Gesinnten in Zeiten großer Not die Vorsehung<br />
beklagen und nicht ihre eigenen Übeltaten. Damals, als du, Duryodhana, Shakuni und<br />
Dushasana Draupadi in nur einem Kleid in die Versammlung gezwungen habt, hat sich<br />
deine Tugend leider nicht gezeigt. Und als der Meisterspieler Shakuni den unerfahrenen<br />
Yudhishthira im Würfeln besiegte – wo war da deine Tugend? Als Duryodhana mit deinem<br />
Wissen dem Bhima Gift ins Essen gab, wohin hatte sich da deine Tugend begeben? Nach den<br />
dreizehn Jahren im Exil wolltest auch du den Pandavas ihr Königreich nicht übergeben. Was<br />
war damals mit deiner Tugend los? Du wußtest darum, daß das Lackhaus in Brand gesetzt<br />
werden sollte, um die schlafenden Pandavas zu ermorden. Wohin war deine Tugend in<br />
dieser Nacht gegangen? Und Draupadi hast du ausgelacht, als sie kaum bekleidet wegen<br />
ihrer Periode Dushasana ausgeliefert war – War es deine Tugend, die gelacht hat? Als die<br />
unschuldige Draupadi gegen jede Sitte aus den inneren Frauengemächern gezerrt wurde,<br />
bist du nicht eingeschritten. Wo war deine Tugend? Du selbst hast zur würdevoll<br />
schreitenden Dame gesagt: „Deine Gatten sind verloren. Sie sanken in eine ewige Hölle. Wähle dir<br />
lieber einen anderen Ehemann.“, und die Szene hat dich ergötzt. Und wo war damals deine<br />
Tugend? Auch du warst habgierig auf das Reich und vertrautest Shakuni, als die Pandavas<br />
zum Würfelspiel gerufen wurden. Wo war damals deine Tugend? Und als viele mächtige<br />
Krieger den Jüngling Abhimanyu umzingelten und ihn schlugen, wohin war deine Tugend<br />
gegangen? Die Tugend, die du jetzt anrufst, war bei all diesen Gelegenheiten nicht zu sehen.<br />
Wozu dörrst du jetzt deinen Gaumen aus, indem du sie anrufst?<br />
Es ist gut, daß du dich jetzt an die Tugend erinnerst, doch sterben mußt du trotzdem. Wie<br />
Nala im Spiel an Pushkara sein Königreich verlor und es später durch Geduld und<br />
Tapferkeit wiedergewann, so werden die Pandavas mit ihren Freunden ohne jegliche Gier,<br />
sondern durch die Kraft ihrer Arme das Reich zurückerobern. Sie werden mit Hilfe der<br />
Somakas in der Schlacht ihre mächtigen Feinde besiegen, und das Königreich bekommen.<br />
Und die Söhne von Dhritarashtra werden durch die Hand dieser Löwen unter den Männern<br />
auf Vernichtung treffen, denn sie werden immer von der Tugend beschützt.<br />
Sanjaya erzählte weiter:<br />
Da ließ Karna voller Scham den Kopf hängen und gab keine Antwort. Doch dann zitterten<br />
seine Lippen vor Wut, er sprang wieder auf den Wagen, packte den Bogen und kämpfte<br />
weiter, voller Energie und Heldenmut, wie er war.<br />
Und Krishna sprach zu Arjuna:<br />
Oh Mächtiger, benutz eine himmlische Waffe und wirf ihn nieder.<br />
Bei diesen Worten des Heiligen fühlte nun auch Arjuna großen Zorn, denn all die Bosheiten<br />
gegen Draupadi kamen ihm überdeutlich wieder in den Sinn. Er loderte in rasender Wut,<br />
und alle Poren seines Körpers schienen Flammen zu speien. Sein Anblick erstaunte sogar<br />
Karna, der die Brahma Waffe rief und Arjuna damit beschießen wollte. Schnell wagte er<br />
noch einen Versuch, sein Wagenrad anzuheben, doch Arjuna ließ nun Brahmapfeile auf ihn<br />
regnen. Dann legte Arjuna einen seiner Lieblingspfeile auf, der die Energie von Agni besaß.<br />
Lodernd flog die Waffe davon, doch Karna erinnerte sich an die Varuna Waffe, und löschte<br />
die fliegende Feuersbrunst. Und die Wolken, die Karna mit der Varuna Waffe herbeirief,<br />
verdunkelten den Himmel wie an einem regnerischen Tag. Mit der Vayavya Waffe vertrieb<br />
Arjuna furchtlos die Wolken, während Karna einen gräßlich, brennenden Pfeil auflegte, um<br />
seinen Gegner zu vernichten. Als dieser lang verehrte Pfeil gezogen wurde, bebte die Erde<br />
mit all ihren Bergen, Wäldern und Gewässern. Gewaltsame Winde erhoben sich, die sogar<br />
Steine fliegen ließen. Alles trübte sich von Staub, und unter den Göttern im Himmel erhob<br />
sich Wehgeschrei. Sogar die Pandavas wurden mutlos und traurig, als sie diesen Pfeil sahen.<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 151 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 8, Karna Parva