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PDF 0.8MB - Das Mahabharata - Pushpak

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neuen Bogen und traf Nakula mit fünf Pfeilen in die Schulter. Die Pfeile blieben wippend<br />

stecken, und Nakula sah so herrlich aus wie die Sonne, die ihre Strahlen auf die Erde schickt.<br />

Nakula traf Karna mit weiteren sieben Pfeilen und zertrümmerte die Enden von Karnas<br />

Bogen. Doch mit dem nächsten Bogen erfüllte Karna mit seinen Pfeilen den Himmel und<br />

deckte Nakula von allen Seiten ein. Nakula jedoch zerschnitt all diese heranfliegenden Pfeile,<br />

so daß sich die Pfeile im Himmel tummelten wie Myriaden von tanzenden Leuchtkäferchen.<br />

Welch ein Schauspiel! Die goldverzierten Pfeile beider Krieger flogen sowohl in geraden<br />

Linien, so daß sie ziehenden Kranichen glichen, als auch in dichten Schwärmen wie die<br />

Heuschrecken. Die Sonne wurde verdeckt, und kein Wesen der Lüfte konnte mehr zur Erde<br />

hinabkommen. Und die beiden Krieger erschienen herrlich wie die beiden Sonnen am Ende<br />

der Yugas. Die Pfeile von Karnas Bogen schlachteten die Somakas dahin, bis sie unter<br />

Schmerzen ihren letzten Atemzug taten. Und ebenso erging es deinen Kriegern - unter<br />

Nakulas Pfeilen zerstreuten sie sich in alle Winde. Beide Armeen zogen sich vor den<br />

mächtigen himmlischen Waffen der beiden Helden zurück und schauten dem Zweikampf<br />

aus sicherer Ferne zu. Nun galten die Pfeileschauer der beiden Kämpfer nur noch dem<br />

Gegner. Nakula entließ Pfeile mit Kanka- und Pfauenfedern, die im Himmel stehenzubleiben<br />

schienen. Und ebenso war es uns mit Karnas Pfeilen, bis beide Helden unsichtbar wurden<br />

von den Pfeilen des anderen. Karna zeigte fürchterliche Kunststücke, und obwohl er Nakula<br />

von allen Seiten beschoß, fühlte dieser keinen Schmerz, genau wie die Sonne, wenn sie von<br />

Wolken verdeckt wird. Hunderte, ja Tausende Pfeile flogen von Karnas Bogen in geraden<br />

Linien, welche den Rest des Schlachtfeldes zu beschatten schienen. Dann zerstörte Karna den<br />

Bogen seines Gegners und schoß mit größter Gelassenheit dessen Wagenlenker aus seiner<br />

Nische. Mit vier scharfen Pfeilen sandte er Nakulas Pferde ins Reich Yamas, und mit<br />

weiteren Pfeilen zerstückelte er dessen Wagen, Standarte und die Beschützer seiner<br />

Wagenräder. Auch zerstoben Keule, Schwert und das mit schönen Monden geschmückte<br />

Schild in ihre Einzelteile, und auch der Rest von Nakulas Ausstattung wurde zu Staub<br />

zermalmt. Nakula war kaum noch etwas zum Kämpfen geblieben. Mit seiner Stachelkeule in<br />

der Hand sprang er vom Wagen ab. Doch auch diese gräßliche und hocherhobene Keule<br />

zerschnitt Karna mit vielen geraden und äußerst biegsamen Pfeilen. Und deckte Nakula, der<br />

nun ohne jeglichen Schutz war, mit vielen geraden Pfeilen ein. Dabei achtete er darauf, daß<br />

er ihn nicht allzusehr verletzte. Nakula mußte schleunigst das Weite suchen, denn Karnas<br />

Pfeile trafen ihn sehr. Doch Karna verfolgte den sich Zurückziehenden lachend und legte<br />

ihm den gespannten Bogen um den Hals. Nakula sah mit dem großen und prächtigen Bogen<br />

um sein Haupt herrlich aus, wie der Mond, wenn ihn am funkelnden Nachthimmel eine<br />

leuchtende Halo umgibt, oder wie eine weiße Wolke, die Indras Bogen (der Regenbogen)<br />

umspannt.<br />

Und Karna sprach zu Nakula:<br />

Deine Worte waren sinnlos, oh Sohn des Pandu. Kannst du sie jetzt noch einmal voller<br />

Freude wiederholen, nach all den Treffern von mir? Kämpfe niemals mit einem Kuru, der dir<br />

an Macht überlegen ist. Ach, mein Kind, du solltest nur Ebenbürtige fordern. Doch schäme<br />

dich nicht, Sohn des Pandu, und geh heim oder dahin, wo Krishna und Arjuna sind.<br />

Nach diesen Worten ließ er Nakula gehen und tötete ihn nicht, obwohl er schon im Rachen<br />

des Todes gesteckt hatte. Er gedachte seiner Worte an Kunti, folgte der Moral und ließ<br />

Nakula ziehen. Dieser begab sich beschämt zu Yudhishthira, denn die Worte von Karna<br />

brannten tief in seinem Inneren. Und schwer atmend wie eine Schlange, die in einem Glas<br />

gefangen wurde, stieg er zu seinem Bruder auf den Wagen.<br />

Karna wandte sich nach seinem Sieg über Nakula den Panchalas zu. Mit seinem glorreichen<br />

Wagen mit den wehenden Bannern und den mondweißen Pferden stürmte er als Anführer<br />

der Kurus gegen die feindlichen Wagenabteilungen. Ein Aufschrei der Pandavas empfing<br />

ihn, und das Massaker begann, als die Sonne den Zenit erreicht hatte. Karna bewegte sich<br />

auf seinem Wagen so flink wie ein einzelnes Rad. Und wir sahen viele Panchala<br />

Wagenkrieger, die ohne Pferde und Wagenlenker aus ihren völlig zertrümmerten Wagen<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 34 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 8, Karna Parva

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