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PDF 0.8MB - Das Mahabharata - Pushpak

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Schwäne, welche soll ich wählen, um durch den Raum zu eilen? Entscheidet ihr die Art des<br />

Fluges und erhebt euch mit mir. Und folgt mir in allen Arten der Bewegung durch den<br />

schutzlosen Luftraum.<br />

Einer der Schwäne antwortete der Krähe, und, oh Sohn der Radha, höre gut auf seine Worte:<br />

Zweifellos kannst du, oh Krähe, auf einhundertundeine Art fliegen. Doch ich werde mich<br />

nur in einer Art fortbewegen. Es ist die Art, die alle Vögel kennen und die einzige, dich ich<br />

beherrsche. Und was dich anbetrifft, oh du mit den roten Augen, flieg, wie es dir beliebt.<br />

Die Krähe lachte bei diesen Worten und dachte bei sich:<br />

Wie kann der Schwan mit nur einer Art des Fliegens besser sein, als ich mit meinen<br />

hundertundeinen Flugkünsten?<br />

Doch dann erhoben sich Schwan und Krähe in den Himmel, sich gegenseitig fordernd. Der<br />

Schwan bewegte sich in seiner Art, während die Krähe alle ihre Flugarten zeigte. Beide<br />

staunten über den anderen und dachten im Innern doch am höchsten von den eigenen<br />

Fähigkeiten. Andere Krähen, welche das Schauspiel beobachteten, sahen die schönen und<br />

sich ständig verändernden Flugmanöver der Krähe und schrien laut und grell vor Freude.<br />

Sie stiegen auf und ab, flatterten aufgeregt aus den Wipfeln und krächzten gellend. Auch die<br />

Schwäne lachten spöttisch, und ein jeder wähnte den Sieg auf seiner Seite. Der Schwan, der<br />

sich in der ihm eigenen, gemächlichen Art fortbewegte, schien für einen Moment hinter der<br />

Krähe zu liegen. Was die anderen Krähen schon jubeln und die Schwäne verächtlich<br />

ansprechen ließ mit:<br />

Der Schwan von euch dort oben im Himmel ist schon geschlagen.<br />

Dies hörte der Schwan und wandte sich mit zunehmender Schnelligkeit westwärts, dem<br />

Meer zu, dieser Heimstatt der Makaras. Und Furcht schlich sich in der Herz der Krähe, die<br />

beinahe die Sinne verlor, als sie nirgends mehr eine Insel oder einen Baum entdecken<br />

konnte, auf dem sie sich ausruhend niederlassen konnte. In ihrem Herzen erkannte sie, wie<br />

weit das Gewässer war und unwiderstehlich mit all seinen zahllosen Geschöpfen. In ihm<br />

lebten hunderte Monster, und der Krähe schien es weiter als der Luftraum zu sein. Niemand<br />

kann seine Tiefe erreichen, oh Suta Sohn. Die Menschen wissen, oh Karna, daß die Wasser<br />

des Ozeans so unbegrenzt sind wie die Lüfte. Und was ist eine Krähe dazu im Vergleich?<br />

Nun, der Schwan war flugs eine Strecke weit geflogen und schaute sich nach der Krähe um.<br />

Er brachte es nicht fertig, die Krähe zurückzulassen, wartete und dachte:<br />

Soll sie aufholen.<br />

Völlig erschöpft kam die Krähe heran. Besiegt war sie und sank beinahe ins Wasser hinab.<br />

Und der Schwan erinnerte sich an die Praxis der Guten, wollte sie retten und sprach zu ihr:<br />

Du hast so viele Arten des Fliegens aufgezählt, doch diese, deine jetzige Art nicht erwähnt.<br />

Sie ist wohl ein Geheimnis für uns. Du berührst mit deinen Flügeln und dem Schnabel<br />

beständig das Wasser. Welche Art des Fluges ist dies, oh Krähe? Komm, komm schnell, ich<br />

warte auf dich.<br />

Die Krähe konnte die Grenzen des Ozeans nicht erkennen, sank ermattet immer tiefer und<br />

antwortete dem Schwan:<br />

Ich bin eine Krähe. Ich springe hin und her und krächze laut. Oh Schwan, ich suche deinen<br />

Schutz und lege meinen Lebensatem in deine Hände. Oh, bring mich zurück an den Strand.<br />

Und plötzlich fiel sie ins Wasser. Mit traurigem Herzen sah dies der Schwan und sprach zu<br />

ihr, die an der Schwelle des Todes stand:<br />

Erinnere dich, oh Krähe, wie du dich selbst übertrieben gelobt hast. Du rühmtest dich deiner<br />

hundertundeinen Art des Fliegens, und daß dich dies mir überlegen machte. Warum bist du<br />

dann gerade ins Wasser gefallen?<br />

Schwach richtete die Krähe ihre Blicke nach oben zum Schwan und versuchte, ihn gnädig zu<br />

stimmen:<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 64 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 8, Karna Parva

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