PDF 0.8MB - Das Mahabharata - Pushpak
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werde. Ob weise oder dumm, jeder wird nach Ablauf seiner Zeitspanne vom Vernichter<br />
gleichermaßen in Empfang genommen, und niemand kann entkommen. Schon darum, oh<br />
Gelehrter, werde ich gegen die Pandavas ziehen. Auch ich kann meinem Schicksal nicht<br />
entgehen. Duryodhana war mir immer wohlgesonnen, oh König. Für seine Ziele werde ich<br />
meinen geliebten Lebensatem geben und diesen Körper, der so schwer aufzugeben ist.<br />
Diesen schönen Wagen mit den Tigerfellen, dem goldenen Sitz, der geräuschlosen Achse,<br />
dem dreifachen Banner aus Silber und diese vorzüglichen Pferde – dies alles gab mir Rama.<br />
Schau auch diese schönen Bögen, die Standarte, die Keulen, die Speere mit der gefährlichen<br />
Form, das blinkende Schwert – all diese mächtigen Waffen, und auch das Muschelhorn mit<br />
dem Schrecken erregenden, lauten Dröhnen. Auf diesem Wagen, unter dem tiefen Rattern<br />
seiner Wagenräder und von den weißen Pferden gezogen werde ich all meine heldenhaften<br />
Kräfte zeigen und Arjuna, diesen Bullen unter den Kriegern, töten. Und wenn der Tod selbst,<br />
dieser universale Vernichter, ihn mit Feuereifer beschützen würde, ich schlüge und besiegte<br />
ihn doch, damit er Bhishma folge. Ach, was mache ich viele Worte – selbst Yama, Varuna,<br />
Kuvera und Indra könnten vereint den Sohn des Pandu nicht vor mir bewahren!<br />
Shalya hörte die Worte des euphorisch auf den Kampf brennenden und prahlenden Karna<br />
eine Weile an, dann lachte er laut und höhnisch und gab ihm folgende, dämpfende Worte:<br />
Halt ein, halt ein, oh Karna und prahle nicht weiter! Du bist euphorisch erregt und sagst<br />
Dinge, die du nie sagen solltest. Wo steht Arjuna, dieser Beste der Männer, und wo stehst du,<br />
oh niederer Mann? Wer außer Arjuna konnte ungestraft die jüngere Schwester von Krishna<br />
rauben und damit das Haus der Yadus aufwühlen, welches vom jüngeren Bruder Indras<br />
beschützt wird wie Indra den Himmel selbst beschützt? Wer außer dem heldenhaften Arjuna<br />
konnte in einem Streit um ein Tier den Herrn der Herren und Schöpfer der Welten, Shiva,<br />
zum Kampf fordern? Um Agni zu erfreuen vernichtete er Asuras, Götter, große Schlangen,<br />
Menschen, Tiere, Pisachas, Yakshas und Rakshasas mit seinen Pfeilen und übergab sie dem<br />
Gott zur gewünschten Nahrung. Erinnerst du dich an die Gelegenheit, oh Karna, als Arjuna<br />
mit seinen vorzüglichen, sonnenhell strahlenden Pfeilen Duryodhana und seine streitbaren<br />
Brüder aus den Händen der Gandharvas befreite? Und erinnerst du dich auch daran, daß du<br />
bei dieser Gelegenheit als erster geflohen warst? Und als die Kauravas Viratas Kühe stahlen<br />
und vor Hochmut beinahe platzten, weil sie an Kriegern und Tieren in großer Überzahl<br />
waren und auch noch Drona, Aswatthaman und Bhishma als ihre Beschützer dabei hatten,<br />
und dann doch von Arjuna besiegt wurden – warum hast du damals Arjuna nicht<br />
geschlagen? Es zeigt sich nun eine neue, vorzügliche Schacht, welche die Gelegenheit zu<br />
deiner Vernichtung bietet. Wenn du aus Angst vorm Feind diesmal nicht wegrennst, oh<br />
Sohn eines Suta, dann sei gewiß, daß du heute geschlagen wirst.<br />
Heftig und bewegt hatte Shalya harte Worte zu Karna gesprochen und dabei dessen Feind so<br />
sehr gelobt, daß Karna wutentbrannt antwortete:<br />
Laß es sein! Laß es sein! Warum suhlst du dich in Lobpreisungen Arjunas? Uns steht eine<br />
Schlacht bevor. Erst wenn er mich besiegt hat, sind deine Lobeshymnen zur rechten Zeit<br />
gesungen.<br />
Shalya erwiderte kurz „So möge es sein!“ und gab keine weitere Antwort. Und als Karna auf<br />
den Tigerfellen seines schönen Streitwagens ihm noch einmal kampfbegierig gebot: „Fahre<br />
weiter!“, da brachte ihn Shalya mit seinen weißen Pferden vor den Feind, wie die Sonne sich<br />
vor eine dunkle Wolkenwand schiebt.<br />
Kapitel 38 – Karna prahlt weiter<br />
Sanjaya sprach:<br />
Nachdem Karna zur Freude deiner Armee losmarschiert war, sprach er auf dem Wege jeden<br />
Pandava Soldaten mit diesen Worten an:<br />
Wer mir heute den Arjuna mit seinen weißen Pferden zeigt, dem werde ich geben, was er<br />
sich wünscht. Und wenn ihm das dann nicht genügt, werde ich ihm noch eine Wagenladung<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 58 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 8, Karna Parva