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DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library

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- 100 -<br />

Die Meistersinger kennen den Ausdruck "Strophe" Doch nicht,<br />

sondern gebrauchen dafilr ·die delltsche Benennung "Gesitz" oder<br />

seltener "Gebande" auch wohl "Gebiiude". Mehrere Gesatze bilden<br />

den Bar (nhd.: Lied; mhd.: di·u liet); ihre Zahl ist nicht bestimmt,<br />

sondern richtet sich nnch der Ausgiebigkeit des Stoffes. Doch werden<br />

gewohnlich zur Bildung eines Bar drei Gesatze fur ausreichend und<br />

erforderlich gebnlten; daneben war noch die :FUnf- und Siebenzahl bellebt,<br />

auch zwolf Gesiitze finden sirh ,vohl noeh; seltener andere Zahlen.<br />

Die Reimziffer fiberschreitet die im Mhd. iibliche urn ein bedeutendes,<br />

zur Zeit des Verfalls des Meistergesanges sind Gesitze. von<br />

hundert und mehr Zeilen haufig. Wenn man sich nicht bis ins Unendliche<br />

versteigen wollte, war eine dampfende Bestimmung riotig,<br />

von .welcher Wagenseil J) spricht:<br />

Mit den Uberlangen ThOnen befindet es sic1" nicht bey den<br />

Aleen, dafJ einer den andern so hoch lAberstiegctll Mtte, wie jetzo<br />

geschieket. Dock ist uhrig lang und h()ck hinaulf gestiegen, wann<br />

ein Tlwn 100 Reimen oder VerfJ hat, und sollen die Than so<br />

uber 100 Reimen enthalten keinen J'Ortheil haben fur denen, so<br />

hunderi begreiffen.<br />

Dagegen bewegt sich bei H. S. die Reinlzahl des Gesiitzes mit<br />

Vorliebe in den Zwanzigern, sowohl in den yon ihm benutzten<br />

frenlden Tonen anderer Meister, als in den von ihm selbst erfundenen;<br />

nur seine hoke Borkweise mit 45 2) nnd sain uberlanger TOn mit 66<br />

Verszeilen weichen davon ab S).<br />

Innerhalb der Strophe zeigt sich uns gro8te ]freiheit in der AIl-<br />

•<br />

ffigung der verschiedenen Verse untereinander, in der Reimordnung,<br />

in den Reima.rten und Geschlechtern; nur mfissen die sich entsprechenden<br />

Zeilen der vorhandenen Strophen genau correspond.ieren,<br />

im Innern· der Strophe konnen sie von der verschiedensten Lange seine<br />

1m Meistergesang durfte man aber fiber die Silbenzahl 13 nicht<br />

hin ausgeb en , weil mans aln Athem nicht u'ol haben kan, mehr Sylben<br />

auf einmal auszusingen, sonderlich, wann eine zierliche Blum im Reimen<br />

sol geMrt werden 4).<br />

1) S.588 a. 8. O.<br />

2) So bei Hertel a. a. O. S. 18, bei llh. Wackernagel IT No. 1408: uber hohe<br />

perckweise und nur 41 Reimo.<br />

3) cf. § 10 des Nurnberger Schulzettels (IIertel, .S.28).<br />

4t) Wagenseil s. 525.

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