DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library
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AuSer Goedeke will noch Dan i e 1 San de r s 1) in dem Sachsischen<br />
Verse zwei- ja sogar dreisilbige Senkungen, sowie mehrere aufeinanderfolgende<br />
Hebungen, daneben einen vorherrschend nicht ausschlieBlich<br />
jambischen Rhythmus annehmen. lch glaube, daB Sanders<br />
durch den modernen Knittelvers (versus rhopalicus), wie ibn Goethe,<br />
Schiller und andere gebruucht haben, zu seinem bedenklichen lrrtum<br />
verfiihrt worden ist.<br />
Sanders sagt· im Abri6 der deutschen Silbenmessung 1): "Hans<br />
Sachsens Reimpaare, allmahlich unter der Bezeichnung "Knittelverse"<br />
in Verruf gekommen, hat namentlich Goethe wieder zu Ehren gebracht,<br />
s. bei ihm Bd.2, S. 117ff.: "Hans Sachsens poetische Sendung",<br />
worln, ,vie in manchen andern Gedichten, er die freie Versbewegung<br />
der alten Reimpaare vollstandig bewahrt ·hat, sogar hin<br />
und wieder mehr als zwei Senkungen zwischen die Hebungen stellend,<br />
nur den harten unmittelbaren und durch keine Panse getxennten ZusammenstoB<br />
zweier Hebungen meist vermeidend."<br />
Aber hat denn Goethe uberhaupt den Sachsischen Vers gebraucht?<br />
Goethe selbst irrt, wenn er "Dichtung und Wahrheit", Anfang des 18.<br />
Buches uns wissen lii6t., daB er den leichten Rhythmus des Sachs<br />
oft benutzt hatte. Der Rhythmus des Sachsischen Verses ist durchaus<br />
nicht leicht, sondern im Gegenteil steif und gez\vungen. Vielmehr<br />
hat Goethe den sogenannten Knittelvers angewendet, wie er<br />
sich im IJ8ufe der Jahrhunderte herausbildete, uud der entstanden<br />
war durch Auflosung der Synkopen und Unterlassung der Apokopen<br />
nod Elisionen, welche Hiilfsnlittel Sachs der Silbenzahl wegen hatte<br />
anwenden mtissen.<br />
Wenn man aber von dcm Dichter Goethe eine genaue Kenntnis<br />
des Verses bei Sachs nicht verlangen kann, so muBte do?h Sanders,<br />
falls er dariiber belehren wollte, sich klar sein tiber den Bau desselben.<br />
Eine a.ndere, auf Unkenntnis beruhende, unzutreffende Angabe<br />
von Sanders ist die, daB Sachs durchgangig den Vers mit 4 Hebungen<br />
in. seinen dramatischen und Spruchgedichten verwendet habe.<br />
Sanders hat es fur uberfliissig gehalten, selbst die beiden kleinen<br />
Binde der Auswahl von Tittmann nur griindlich d urchzuseh en , da<br />
1) Abri8 der deutschen Silbenmessung und Verskunst vQn Prof. Daniel Sanders~<br />
Berlin 1881. S. 120, § 183.