DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library
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Aufgefallen ist mir bei Sachs °auch die oftere WiederhoIllng desselben<br />
Reimwortes in groSeren oder geringeren Abstinden, was auf<br />
Reimarmut oder aber auf schlechten Geschmack schlieBen laSt.<br />
I. Reimgeschlechter.<br />
Aber auch das eigentliche Wesen der Reirne unter einander hat<br />
sich geandert. Nun decken sich die Begriffe "stumpfe, klingende,<br />
gleitende Reime" mit "ein-, zwei- und dreisilbigen", was friiher nicht<br />
der Fall war, wo ein mannlicher Reim auch von einem zweisilbigen, ein<br />
weiblicher auch von einem dreisilbigen Reime gebildet werden konnte.<br />
Diese drei Reimgeschlechter erfreuen sich indes von seiten unseres<br />
Dichters nicht gleicher Beliebtheit. Wie schon von altersher ist der<br />
stumpfe Reim auch bei ihm im entschiedenen Ubergewicht fiber den<br />
klingenden, nnd er hat ganze Dichtllngen, in welchen kein einziger<br />
klingender vorkommt, so in der Erzahlung:<br />
Der zwolf reynen vogel eygenschafft etc. K. I S.377<br />
auch in dem Gedicht:<br />
Die zwolf unreynen vogel I S.380.<br />
Die gleitenden Reime haben am wenigsten Verwendung gefunden.<br />
A. Stumpfer Relm.<br />
Der stumpfe oder mannliche Reim wird von allen einsilbigen<br />
betonten Wortern gebildet, mogen sie kurzen oder langen Vocal haben<br />
und von solchen zweisilbigen, uberhaupt lnehrsilbigen, welche durch<br />
Synkope und Apokope gewaltsam zu Tragern des einsilbigen Reirns<br />
gemacht sind; ferner von allen ubrigen mehrsilbigen Wortern mit<br />
betonter Endsilbe.<br />
Hierbei ist zn bemerken, daB die Endsilben 'ttng, nifJ (nufJ), haft,<br />
scha{t, heit, keit, lich (Leich), er (mhd.: aere) u. a. noch den Ton und<br />
somit den Reim tragen kOllnen, doch werden sie besser, wenn in<br />
mehrsilbigen Wortern hierdurch der vorangehenden Stammsilbe Unrecht<br />
geschieht, in einem klingenden Reirne verwendet.<br />
Beispiele ad A.:<br />
a. Gewohnliche Reirne:<br />
tisch: visch K. XII 118, 30. hut: muth 201, 12. hart 1) : fart<br />
X 20,3. gott: noht XI 61, 16. vatterlandt: allesandt XII 304, 7.<br />
1) mhd.: harte, Adv.; herte, he'l-t, Adi.; bei Sachs lautet das Adiectiv aber<br />
schon harl.