DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library
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kung und Hebung obne Ausnahme lnit einander abwechseln miissen~<br />
und dadurch wird jene Eintonigkeit und Einformigkeit in den Versbau<br />
gebracht, die llns das Lesen von Dichtungen dieser Periode zur<br />
Plage machen.<br />
Wie steht es nun mit der Zahl der Silben? Als das Gesetz<br />
uber die Zabl der Hebungen im Verse Init dem Schwanken der<br />
hebungsfahigen Silben und des ganzen Sprachorgan.ismus fib erhaupt<br />
anfing getriibt zu werden, und man in der Ifolge bald zllviel bald<br />
zuwenig Hebungell bekam und damit wohl ganz kurze und ganz<br />
lange Verse zusammenreimte, was Ende des 14. Jahrhunderts sich<br />
haufig zeigt, glaubte man in der genauen Zahlung ein sicheres Praservativ<br />
gegen so feblerhaffe Auswuchse zu finden; so kann man<br />
spater im 15. Jabrhundert sechs- und sieben-, auch wohl achtsilbige<br />
Zeilen antreffen, bis endlich die Dichter des 16. und somit auch unser<br />
H. Sachs sich fur den acht- und neunsilbigen Vers entschieden. Mit<br />
letzterem V organge baben die weiblichen Verse gegen fruher regelmaHig<br />
eine Hebung mehr bekommen, und ist somit GleichmaBigkeit<br />
in der Zabl der Hebungen der stumpf und klingend ausgehenden<br />
Versarten hergesteUt 1). Was endlich die Silbenzahl in den Versen mit<br />
gleitenden oder fiberklingenden Reimen anlangt, so muBte sich hier,<br />
da ja eine Silbe mebr als bei einfach klingenden vorliegt, die Ziffer<br />
zehn ergeben.<br />
Ais Beispiel fur die vorkommenden Verse will ich je ein Reimpaar<br />
anffihren:·<br />
1) ein stumpf-achtsilbiger Vers:<br />
K. XII 450, 10 Au,fJ dem im gluck und heil erwachs<br />
Durch ware freu,ndtschaft, u'unscht Hans Sachs .<br />
2) ein klingend-neunsilbiger:<br />
T. II 193, 37 Da war /rein rennen noch turnieren,<br />
Kein tan zen oder banketieren<br />
3) ein gleitend-zehnsilbiger:<br />
K. XII 325, 31 Denn tvoll wir die sac'" wol vertheidigen,<br />
Das uns kein mensch drob soll beleidigen<br />
Neben diesen vorgefiihrten Reimpaaren kennt H. Sachs nun doch<br />
auch noch verkiirzte von je sechs, sieben lInd acht Silben mit drei<br />
1) Sporadisch begegnen freilich schon bei Hartmann (cf. Lachmann zu Iwein<br />
4. Aufl. S. 898, 772) und Wolfram vierhebige Verse mit klingendem Ausgange.<br />
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