DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library
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Zum Glattsingen gehorte nun, daB nach dem jedesrnaligen Reirne<br />
eine kleine Pause im Vortrage gemacht wurde und ja nicht kurz<br />
vorber 1), daB ferner in einem Bar das eine Gesatz nicht mit hoherem<br />
oder tieferem Tone ang~schlagen wllrde, als das andre; auch durfte<br />
man nicht stutz en oder gar stecken bleiben, nicht fUr sich oder hinter<br />
sick griffen, wie der Schulzettel besagt,. das heiBt, ein ausgelassenes<br />
Wort" oder iiberschlagenen Ton nicht an unrechter Stelle nachholen<br />
oder i.iberhaupt schon Gesungenes nicbt noch einmal vorbringen aus<br />
Unachtsamkeit oder um sich aufs Folgende besinnen zu konnen.<br />
Es war ferner nicht erlaubt, die bestimmte Reimzahl oder Reimordnung<br />
eines fremden Tones zu verandern, von der gegebenen<br />
Melodie abzuweichen und dafiir eigene Coloraturen einzulegen; endlich<br />
sollte nicht aus einem Bar von ffinf oder sieben Gesatzen ein<br />
"gedritter", noch aus einem solchen von sieben ein "gefiinfter" gemacht<br />
werden.<br />
Wer all diese VerstoBe gliicklich umgangen, hatte glatt gesungen.<br />
Besonders fiir den bewiihrten Ton, nach dem dann minder musikalisch<br />
begabte Dichter nur den Text zu liefern brauchten, hatte man als<br />
Haupterfordernis angenommen , daB weder das MaB ein erborgtes<br />
war, noch die Melodie "fiber einen siebensilbigen Reirn" in einen<br />
andern Ton eingriff2).<br />
Ratte der Meistersanger das Geschick, mit einem fehlerfreien<br />
V ortrage einen selbstandigen Ton verbinden zu konnen, so lieB er<br />
ibn von den Merkern und Schulgenossen dreimal verhoren. Bestand<br />
der Ton auch diese Priifung noch, so wurde er unter Zuziehung<br />
zweier Gevattern mit einem ehrlichen und nicht verachtlichen Nahmen<br />
benannt und ins Meistersangerbuch eingetragan.<br />
Es war natfirlich, daB im Laufe der Zeit, da man eine so groBe<br />
Ehre in die Erfindung neuer Tone setzte, die Zahl dieser bis ins<br />
Ungebeure anwuchs. Wagenseil ftihlt uns Namen von 222 Meistertonen<br />
vor, die Jak. Grimm aber schon 1811 urn hundert verrnehren<br />
wollte; man wird im ganzen jetzt fiber 400 anzunehmen haben 3).<br />
:I) Wagenseil S. 529 if. und NUrnberger Schulzettel §§ 8, 15, 2, 9, 17, 28<br />
(Hertel S. 28 if.)<br />
2) So im Niirnbergerschulzettel § 28 (Hertel S.29), bei Wagenseil S.582 nur<br />
soweit als 4 8yZben sich erstrecken. H. S. selbst in seinem gereimten Schulzettel<br />
sagt unbestimmt nit weit grewffen in anaer thon (Hertel S.82).<br />
8) Es gibt aber vielfaoh abweichende Uberlieferung in diesen Tonen =--