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DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library

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- 87<br />

Cap i tel V.<br />

Metrlscll-technlsche Mittel Z11r Belebung<br />

der Diction.<br />

I. Relmbreehnng.<br />

Wir hatten schon ofter Gelegonheit, die mhd. Metrik zur bessern<br />

Beleuchtung der einschlagenden Verhaltnisse hera.nzuziehen und hatten<br />

dabei gesehen, wie doch auch zu,vcilen gar schone Besonderheiten<br />

des Mhd. bei manchem bedauerlichen Verlust sich den kommenden<br />

Geschlechtern iiberrnittelt hatten. Zu diesen schonen Vermachtnissell<br />

rechnen wir in erster Linie das Princip der Reimbrecbung 1), nach<br />

unserer Terminologie wohl richtiger Versbrechung genannt. Der<br />

IJiteraturkundige weiB, daB dieses Kunstmittel sich schon in der 81tsachsischen<br />

und angelsachsischen, nllr selten in dcr ahd. alliterierenden<br />

I)oesie verwendet findet.<br />

Zu besonders kunstsinniger Handhabung gclangte es sodann<br />

,vieder in der mhd. epischen Dichtung, der ja iiberhaupt so unendliche<br />

Mannigfaltigkeit des Ausdrucks zu Gebote stand, namentlich bei<br />

Gottfried von StraBburg lInd seinenl Nachahmer Konrad von WUrzburg.<br />

Bei letzterem ist Trennung der reimlich zusammengehorigen<br />

und Bindung der nicht gereimten ZeBen durch den Sinn stricte Regel<br />

geworden. Wahrend derjenige, dem wir den Namen der Reimbrechung<br />

verdanken 2), Wolfram, sich derselben bei weitem nicht so<br />

haufig bedient. .<br />

Es ging also neben der infiern eine innere Bindung her, wodurch<br />

das Ganze, indem der Blick sowohl aufs Vorangehende wie aufs<br />

Nachfolgende geriehtet sein mu6te, in einem ununterbrochenen Flusse<br />

sich bewegen und ein festes, einheitliches Gebilde entstehen mu8te.<br />

In dieser Art, d. h. in epischen Dichtungen, findet sicb die Reimbrechung<br />

auch bei Sachs, wenn auch nicht besonders ausgepragt und<br />

instructiv, was daran Hegen mag, daB fast aIle seine Erzeugnisse<br />

·dieser Gattung einen Anstrich sentenzios-didaktischen Charakters haben,<br />

und schon von altersher war bekanntlich ein derartig lehrhafter Stoff<br />

seiner ganzen Anlage und Tendenz nach kein giinstiger Boden ffir<br />

die Eile nnd Unruhe bringende Reimbrechung.<br />

') cf. Rachel, a. a. o. S. 11 ff.<br />

') Parzival, 6. Buch, V. 1736 bei Bartsch.

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