DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library
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136 -<br />
'Es ist uns gel au fig, daS die Melodie der einen Stropbe auch in<br />
allen andern unverindert wiederkehrt, aber H. Sachs hat auch einige<br />
Bare gedichtet, die nach drei yerschiedenen Tonen zu singen waren;<br />
~<br />
ein Beweis, wie gewandt uDd sicher unser Meistersinger in seiner<br />
Kunst gewesen sein muB. Ein Vorbild fur derartige, kiinstlicher und<br />
schwieriger eingerichtete Bare wird ihm der sogenannte "Meisterliche<br />
Hort" gewesen sein, der aus den vier gekronten Haupttonen, dem<br />
langen Tone Muglings, dem langen Frauenlobs, dem langen Mamers<br />
und dem langen Regenbogens, bestand. Mit Vorliebe wurde dieser<br />
complicierte Ton verwendet ffir Bare zu funf Gesatzen, sodaB die<br />
vier ersten Strophen nach eiuander in den oben gedachten Tonen<br />
vorgetragen wurden; aber die Schwierigkeit kam erst beim letzten<br />
Gesatze, wo der erste Stollen im Tone Miiglings, der zweite im Tone<br />
Frauenlobs, die eine erste HaIfte des Abgesanges nach Marner, die<br />
andere nach Regenbogen gesungen wurde.<br />
Wer den Meistergrad der Singschule erlangen wollte, mu8te in<br />
feierlicher Versammlung in diesem Horte, als in dem Meisterstucke,<br />
seine Geschicklichkeit zeigen.<br />
Capi tel VI.<br />
Die Tabulatur.<br />
Mit so auBergewohnlicher Akribie die Meistersinger, auch die<br />
Vorschriften der Tabulatur oder, wie die Nurnberger sagten, des<br />
Schulzettels beobachtet wissen wollten, sodaS sogar mit Geldstrafen<br />
gegen Zuwiderhandelnde vorgegangen wurde, wobei die Silbenzabl<br />
die Strafmessung hergab, so mussen wir uns doch wundern, da8 so<br />
oft von Seiten der Dichter dagegen verstof3en wurde. Wir haben<br />
aber bei dies en Vergehen nach zwei Seiten hin zu scheiden. Die<br />
VerstoBe gegen Vorsehriften, welche sich auf den Inhalt bezogen,<br />
wurden als ernsterer, gr~vierenderer Natur angesehen als diejenigen<br />
gegen die Form, gegen das Auf3ere, und so wird ma·n oft, wenn nur<br />
der Inhalt den sittlichen Kern und eine christlich-religiose Auffassung<br />
gezeigt hat, gegen die Sprach- und Formsunden nachsichtiger gewesen<br />
seine Es lieBen sich sonst die zahlreichen Beispiele derartiger<br />
VerstoBe, die geradezu der V orschrift des Schulzettels zuwiderlaufen,<br />
nicht erklaren.