DIE METRIK DES HANS SACHS - World eBook Library

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er doeh auch bier schon verkiirzte Reimpaare mit nur 3 Hebungen
angetroffen hiitte. DaB iiberhaupt die gro8ere authentische Ausgabe
von Ad. v. Keller hatte benutzt werden sollen, ist wohl zu viel
verlangt.
Cap i tel III.
Der Helm.
Auch der R e im dieser Periode im allgemeinen, wie speciell bei
Sachs hat sich im Vergleich zu dem mhd., der sich groBte Genalligkeit
und Reinheit zur Regel setzte, bedeutend verschlechtert. Auch er
konnte der allgemeinen Stromung nicht widerstehen und wurde mit
hinabgerisson in den Strudel der Ver,virrung und Barbarei. Abgesehen
davon, daB die Lange und Kfirze gleicher Vocale im Reirne
nicht mehr beachtet wird, ,vas schon anI }~nde des vorigen Zeitraums
in der entartenden Minnepoesie begonllen hatte, finden sich jetzt
Bindungen von mehr oder weniger verschieden gefarbten Vocalen;
dasselbe gilt natfirlich auch von den COllsonanten. Doch ist inl a11-
gemeinen ein Bestreben der Dichter bemerkbar, fiir das Auge
wenigstens einen rein en Reirn herzustellen, eine Erscheinung, die
wohl als eine N ach,virkung der V orschriften der meistersangerischen
Tabulaturen fiber diesen Punct anzusehen ist. Aber durch welche
Mittel suchte man diese scheinbare COlTectheit zu erzielen? Man
scheut weder ]"ormen des Dialekte,s, in welchem bekanntlich grade
die Vocale schwere EinbuBe erlitten hatten, beranzuziehen, noch der
Sprache allen moglichen Zwang anzuthun, urn gleichsam handwerksmaBig
Reirne herauszuschneiden und zurechtzustutzen, noch schlieBlich
andere. mehr oder weniger bedenkliche Mittel in Anwendung zu
bringen, wie abnornle Constructionen, Einschiebsel oder kleine Flick':
,vorter u. s. 'v.
Schon Wagenseil, der sonst ein warmer Yerehrer des 1I. Sachs
ist, scheinen dessen Reirne nicht gefallen zu haben, denn aus seiner
etwas schonenden Ausdrucksweise nttr daft die Reimung damals nicht
von der richtigkeit, welche sie in diesem Seculo erlanget 1) blickt doch
die Unzufriedenheit durch.
. 1) Wagenseil, Bericht von der Meistersinger Kunst; hinter de citJitaH Non1Jergensi,
Altdorf 1697, S. 517. .