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""••^^^V - Brasiliana USP

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schweben bleiben, oder ihr jenes fahle, gewitterhafte Ansehen geben, was dort so häufig bemerkt<br />

wird. Dazu kommt, dass viele der erwähnten Gegenden auf ihrer Oberfläche wenig Erde und<br />

viel,, tft nacktes Gestein darbieten, welches die, von der Sonne erhaltene Wärme so schnell<br />

wieder ausstrahlt, dass es während der Nachtzeit zu keinem liquiden Niederschlage aus der noch<br />

immer erhitzten Luft kommen kann; dass, wie oben erwähnt, abkühlende Winde nur selten eintreten,<br />

und endlich, dass Wasser auf der Erde, sowie Wolken in der Luft, sowohl an sich, als<br />

bedingt durch alle eben genannten Umstände, selten sind und seyn müssen. Ganz andere Verhältnisse<br />

finden in den Aecmatorialländcrn, den Provinzen Parä und Rio Negro, statt. Hier sind<br />

die höheren Luftschichten nicht gleich ruhig, es treten vielmehr fast regelmässige Bewegungen<br />

ein, durch welche die Niederschläge der Dünste aus dem Luftkreise vermehrt werden. Die Luft<br />

ist sowohl an sich, vermöge ihrer Rarefaction und der höchsten Elasticität der in ihr aufgenommenen<br />

Dünste, als yermöge der, ihr durch die Erdrotation mitgetheilten Bewegung in gleicher<br />

Entfernung von der Erdoberfläche wahrscheinlich unruhiger, und deshalb kälter, oder doch von<br />

mehr unbeständiger Temperatur, als in den ersterwälniten Landstrichen. Nachdem sie die, durch<br />

die kräftige Sonne entwickelten Dünste aufgenommen hat, lässt sie einen Theil davon nach Mittag,<br />

in Wolken zusammengerinnen oder häufig als Regen niederfallen, und dieser Process wiederholt<br />

sich, wenn die Sonne ihren Einfluss in den Nachmittagsstunden zum zweiten Male ausgeübt hat,<br />

während der Nacht als Thaubildung. (Beides geschieht in vielen Gegenden der genannten Provinzen<br />

während eines grossen Theiles des Jahres mit ziemlicher Regelmässigkeit.) Diese Länder<br />

sind überdiess von grossen Flüssen durchzogen, von vielen Seen bewässert, und die Erdoberfläche<br />

besteht in beträchtlicher Tiefe aus Erde oder Humus, auf welchen sich eine dichte und<br />

sehr hohe Waldvegetatipn erhebt. Die Momente, wodurch das Pflanzenreich die Thaubildung<br />

modificirt, müssen hier noch ganz besonders in Anschlag gebracht werden. Fürs Erste dürfte<br />

nöthig seyn, denjenigen Theil des Thaues, welcher sich an den Pflanzen als verdichteter Niederscldag<br />

ihrer eigenen wässerigen Ausdünstungen zeigt, von dem atmosphärischen Thaue zu unterscheiden,<br />

den sie vermöge ihrer Wärmeausstrahlung und consecutiver Erkältung aufnehmen. Als<br />

Bestätigung von MUSSCHENBROEK'S Ansicht von der Erzeugung einer Art von Thau vermittelst der<br />

aushauchenden Gefä'sse der Pflanzen, darf ich anführen, dass wir in jenen Aecmatorialgegenden<br />

den Thau in grosser Menge auch an den spiegelglatten harten Blättern der Lorbeerbäume, Hymenäen<br />

u. s. f. antrafen, welche, gemäss der Theorie der Wärmestrahlung, glatten Metallen<br />

vergleichbar, durch Erkalten keine liquiden Niederschläge auf sich erzeugen würden. Auf der<br />

andern Seite erinnere ich mich, dass unsere Maulthiertreiber in dem dürren Sertäo von Minas<br />

Geraes und Bahia vorzogen, sich auf dem Boden in das dürre Gras, als auf dieRindshäute zum<br />

Schlafe niederzustrecken, welche, so wie unsere Feldbetten, am Morgen durch den Nachtthau<br />

befeuchtet waren, während Jene sich mit trocknen Kleidern erhüben. Durch diese Thatsache<br />

scheint sich zu bestätigen, dass das frische Gras, abgesehen von seiner organischen Thaubildung,<br />

durch seine Wärmeausstrahlung leichter befeuchtet werde, als das (mit dem Abtrocknen und Abfallen<br />

der Haare ohnehin glätter werdende) Stroh. Da aber in den trocknen Gegenden des Sertäo<br />

die Vegetation während eines grossen Theiles des Jahres nur in diesem ausgedörrten Zustande<br />

vorhanden ist, so wirkt auch dieser Umstand auf die Thaubildung im Allgemeinen zurück. Das<br />

Resultat dieser Betrachtungen wäre: dass der Mangel oder die Gegenwart der Thaubildung in<br />

gewissen Gegenden immer durch viele, in Wechselwirkung aufeinander stehende Verhältnisse<br />

bedingt sey. Uebrigens würde es eine interessante Aufgabe für den Physiker sowie für den<br />

Geographen seyn, zu untersuchen, in welchem Verhältnisse die Vegetation selbst, durch ihre<br />

II. Theil. 80

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