HRRS Ausgabe 5/2013 - hrr-strafrecht.de
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Rechtsprechung<br />
gen in <strong>de</strong>n untersuchten Systemen ergeben haben und<br />
mit welcher Wahrscheinlichkeit die festgestellte Merkmalkombination<br />
zu erwarten ist. Sofern <strong>de</strong>r Angeklagte<br />
einer frem<strong>de</strong>n Ethnie angehört, ist zu<strong>de</strong>m darzulegen,<br />
inwieweit dies bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Vergleichspopulation<br />
von Be<strong>de</strong>utung war.<br />
422. BGH 4 StR 552/12 – Beschluss vom 27.<br />
März <strong>2013</strong> (LG Essen)<br />
Begriff <strong>de</strong>r prozessualen Tat (sexueller Missbrauch;<br />
wesentliche Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s Täterverhaltens;<br />
Serientaten).<br />
§ 174 StGB; § 176 StGB; § 176a StGB; § 264 StPO<br />
Wer<strong>de</strong>n die angeklagten Taten <strong>de</strong>s sexuellen Missbrauchs<br />
zeitlich und örtlich nur unscharf eingegrenzt und kommt<br />
<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r geschil<strong>de</strong>rten Begehungsweise für die Unterscheidung<br />
von ähnlichen Taten zum Nachteil <strong>de</strong>sselben<br />
Opfers maßgebliche Be<strong>de</strong>utung zu, kann bei einer wesentlichen<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s Täterverhaltens<br />
nicht mehr von einer fortbestehen<strong>de</strong>n Tati<strong>de</strong>ntität ausgegangen<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. BGH NStZ-RR 2009, 146).<br />
476. BGH 2 StR 534/12 – Beschluss vom 14.<br />
März <strong>2013</strong> (LG Frankfurt am Main)<br />
Ablehnungsgesuch wegen Befangenheit (Verfristung<br />
bei Entscheidung im Beschlusswege); Anhörungsrüge<br />
(Anspruch auf rechtliches Gehör: Kenntniserlangung<br />
<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Richter)<br />
Art. 103 Abs. 1 GG; § 24 Abs. 1 StPO; § 25 Abs. 2 Satz<br />
2 StPO; § 356a StPO<br />
1. Entschei<strong>de</strong>t das Gericht über die Revision außerhalb<br />
<strong>de</strong>r Hauptverhandlung im Beschlusswege, so kann ein<br />
Ablehnungsgesuch in entsprechen<strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>s<br />
§ 25 Abs. 2 Satz 2 StPO nur solange statthaft vorgebracht<br />
wer<strong>de</strong>n, bis die Entscheidung ergangen ist. Etwas an<strong>de</strong>res<br />
gilt nach ständiger Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgerichtshofs<br />
auch dann nicht, wenn die Ablehnung mit<br />
einer Anhörungsrüge nach § 356a StPO verbun<strong>de</strong>n wird,<br />
die sich mangels Verletzung <strong>de</strong>s Anspruchs auf rechtliches<br />
Gehör gemäß Art. 103 Abs. 1 GG als unbegrün<strong>de</strong>t<br />
erweist (vgl. BGH NStZ 2007, 416).<br />
2. Zu <strong>de</strong>r Frage, wie die einzelnen Mitglie<strong>de</strong>r eines<br />
Spruchkörpers die erfor<strong>de</strong>rliche Kenntnis <strong>de</strong>s Streitstoffs<br />
erlangen, enthalten we<strong>de</strong>r das Verfahrens- noch das Verfassungsrecht<br />
nähere Vorgaben. Die Entscheidung, ob<br />
<strong>de</strong>r Spruchkörper sich mit Blick auf die Arbeitsteilung im<br />
Kollegium darauf beschränkt, durch <strong>de</strong>n Berichterstatter<br />
über <strong>de</strong>n maßgeblichen Sach- und Streitstand informiert<br />
zu wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r die Vollständigkeit und Richtigkeit <strong>de</strong>s<br />
Vortrags dadurch sichert und verstärkt, dass ein weiteres,<br />
mehrere o<strong>de</strong>r alle Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Spruchkörpers sich <strong>de</strong>n<br />
Streitstoff aus <strong>de</strong>n Akten selbst erarbeiten, ist ihm überlassen.<br />
Dabei ist es je<strong>de</strong>m Richter in Ausübung seiner<br />
Unabhängigkeit und persönlichen Verantwortung je<strong>de</strong>rzeit<br />
unbenommen, sich selbst unmittelbar aus <strong>de</strong>n Akten<br />
kundig zu machen, wenn er dies für seine Überzeugungsbildung<br />
für erfor<strong>de</strong>rlich hält und nicht allein auf<br />
<strong>de</strong>n Vortrag <strong>de</strong>s Berichterstatters zurückgreifen möchte<br />
(vgl. BVerfG NJW 2012, 2334, 2336 Tz. 25).<br />
Hervorzuheben<strong>de</strong> Entscheidungen <strong>de</strong>s BGH: IV. Strafverfahrensrecht mit GVG<br />
488. BGH 4 StR 556/12 – Beschluss vom 26.<br />
März <strong>2013</strong> (LG Halle)<br />
Besetzungsrüge (vorübergehen<strong>de</strong>s Unterbleiben <strong>de</strong>r<br />
Wie<strong>de</strong>rbesetzung <strong>de</strong>s altersbedingt freigewor<strong>de</strong>nen Senatsvorsitz:<br />
analoge Anwendung <strong>de</strong>r Vorschriften über<br />
die zeitweise Verhin<strong>de</strong>rung).<br />
§ 222b StPO; § 21f Abs. 2 Satz 1 GVG<br />
1. Im Falle <strong>de</strong>s endgültigen Ausschei<strong>de</strong>ns eines Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
aus <strong>de</strong>m Spruchkörper ist § 21f Abs. 2 Satz 1<br />
GVG entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n, sofern und solange die<br />
Wie<strong>de</strong>rbesetzung lediglich „vorübergehend“ unterbleibt,<br />
also einen angemessenen Zeitraum nicht überschreitet<br />
(vgl. BVerfGE 18, 423, 426 f).<br />
2. Es ist nicht in allen Fällen und ungeachtet <strong>de</strong>r Dauer<br />
<strong>de</strong>r mutmaßlichen Vakanz zu verlangen, dass das Präsidium<br />
<strong>de</strong>n frei gewor<strong>de</strong>nen Vorsitz <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
eines an<strong>de</strong>ren Spruchkörpers zusätzlich übertrage (vgl.<br />
BSG, NJW 2007, 2717, 2718; BFHE 190, 47, 53 f.). Wie<br />
lange das Präsidium im Falle <strong>de</strong>r nicht nahtlosen Besetzung<br />
<strong>de</strong>r Stelle eines Vorsitzen<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
zuwarten darf, einen an<strong>de</strong>ren Vorsitzen<strong>de</strong>n zusätzlich mit<br />
<strong>de</strong>m vakant gewor<strong>de</strong>nen Senatsvorsitz zu betrauen, lässt<br />
sich nicht „allgemeingültig“ und losgelöst von <strong>de</strong>m<br />
Grund <strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rung beantworten (vgl. BGH NJW<br />
2006, 154, 155).<br />
427. BGH 3 StR 26/13 – Beschluss vom 19.<br />
März <strong>2013</strong> (LG Kleve)<br />
Unzulässigkeit <strong>de</strong>r Verlesung von Vernehmungsnie<strong>de</strong>rschriften<br />
als Gedächtnisstütze für die Verhörsperson<br />
(Abgrenzung vom Vorhalt).<br />
§ 253 StPO<br />
1. Erklärt ein Vernehmungsbeamter, er könne sich an <strong>de</strong>n<br />
Inhalt <strong>de</strong>r Vernehmung nicht erinnern, kommt eine Verlesung<br />
<strong>de</strong>r von ihm gefertigten polizeilichen Vernehmungsnie<strong>de</strong>rschrift<br />
gemäß § 253 Abs. 1 StPO nicht in<br />
Betracht. Diese Vorschrift gilt nicht im Rahmen <strong>de</strong>r Vernehmung<br />
von Verhörspersonen, die in <strong>de</strong>r Hauptverhandlung<br />
über Bekundungen aussagen, die an<strong>de</strong>re vor ihnen<br />
gemacht haben (vgl. BGH StV 1994, 637). Die Vorschrift<br />
ist nur anwendbar, wenn es sich bei <strong>de</strong>m Zeugen, <strong>de</strong>ssen<br />
Gedächtnis unterstützt wer<strong>de</strong>n soll, um dieselbe Person<br />
han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>ren Aussage in <strong>de</strong>m zu verlesen<strong>de</strong>n Protokoll<br />
festgestellt wur<strong>de</strong> (BGH NStZ 1984, 17).<br />
2. Verhörspersonen können die darüber aufgenommenen<br />
Nie<strong>de</strong>rschriften zwar vorgehalten wer<strong>de</strong>n, sie dürfen aber<br />
nicht zum ergänzen<strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>nbeweis bei Erinnerungsmängeln<br />
benutzt wer<strong>de</strong>n (vgl. BGH NStZ 1984,<br />
17).<br />
402. BGH 2 StR 517/12 – Beschluss vom 27.<br />
Februar <strong>2013</strong> (LG Aachen)<br />
Keine Aussetzung bei Fortfall einer fakultativen Strafmil<strong>de</strong>rungsmöglichkeit.<br />
§ 265 Abs. 2 und 3 StPO<br />
Auf <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Übergang vom versuchten zum vollen<strong>de</strong>ten<br />
Delikt einhergehen<strong>de</strong>n Wegfall dieser fakultati-<br />
<strong>HRRS</strong> Mai <strong>2013</strong> (5/<strong>2013</strong>)<br />
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