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Buch - Prof. Dr. Erika Schuchardt

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146 Brückenbau – 15 Jahre Begegnungsschulen im Südlichen Afrika<br />

Name und Geburtstag: NORTIN TITUS, 20. 08. 1974<br />

Alter bei Eintritt in die DHPS: 14<br />

Arbeitsplatz der Eltern damals: beide Lehrer<br />

Anstoß zum Besuch der DHPS: größtenteils meine Eltern,<br />

doch ich selbst liebe auch Herausforderungen<br />

Was gefi el mir an der DHPS: die hohe Qualität der Bildung<br />

und Ausbildung dort, deren Früchte ich auch nach mehr<br />

als 10 Jahren noch ernte<br />

Was gefi el mir nicht: die Begegnung mit dem Rassismus<br />

an der DHPS war damals unangenehm, hat mich aber<br />

auf die schärferen Anforderungen und Herausforderungen<br />

an der Universität und in der Gesellschaft gut<br />

vorbereitet<br />

Mein Arbeitsplatz heute: Postgraduiertenstudium der Nuklearphysik an der Universität<br />

Stellenbosch/Südafrika<br />

Meine Zukunft: ich möchte eine paar Jahre für Geological Survey of Namibia arbeiten<br />

und danach Hochschuldozent für Physik werden<br />

Ich tat mich schwer mit meiner Integration<br />

Meine Abneigung den Deutschen gegenüber begann schon sehr früh, in der<br />

Vorschule. Wir Schwarzen, Weißen, Coloureds, Baster 1 mit anderen Muttersprachen<br />

waren gegen die Deutschen hauptsächlich, weil sie getrennt von uns in<br />

einem anderen Klassenraum saßen und gewöhnlich mit unseren Sachen wie<br />

Klötzen und Reifen spielten und unseren Lieblingsplatz in der Sandkiste belegten.<br />

Eines Tages entstand eine Auseinandersetzung zwischen uns, weil wir eine<br />

„Stadt“ gebaut hatten, aber vor Ende der Pause damit nicht fertig geworden<br />

waren. Wir kehrten in der zweiten Pause zur Sandkiste zurück, um unser Werk zu<br />

vollenden, fanden es aber zerstört vor. Das waren die Deutschen mit ihren weißen<br />

Haaren gewesen, die dort immer spielten. Jeder kann nachvollziehen, dass<br />

in unserem damaligen Alter von 4 Jahren Deutschenhass aufkommen musste,<br />

der dann natürlich auch gleich wieder vergessen war.<br />

Im Jahr 1988 traf ich den damaligen Leiter des „Fremdsprachenzweigs“ an<br />

der Deutschen Höheren Privatschule in Windhoek. Er war ein Freund meines<br />

Vaters, und weil mein Vater mich darum gebeten hatte, besuchte ich zusammen<br />

mit ihm die DHPS. Dieser Herr war zwar sehr nett zu mir, aber die Schule beeindruckte<br />

mich nicht im Geringsten. Ich lief mit einem aufgesetzten Lächeln<br />

herum und wünschte mir, dass dies alles möglichst schnell an mir vorbeiziehen<br />

möge. Die Leute waren snobistisch, die Schule wirkte auf mich alt und kalt und<br />

hatte außerdem samstags Unterricht. Ich dachte nur: „Bloß nicht an diese Schule!“<br />

Meine Freunde gingen zur St. Paul’s I, einer englischsprachigen Privatschule<br />

in Windhoek, und auch das Mädchen meiner Träume ging dorthin. Ich war Leiter<br />

1<br />

„Bastard, Mischling“, Bevölkerungsgruppe aus Rehoboth, Namibia<br />

www.prof-schuchardt.de/brueckenbau<br />

Brückenbau - neues Format.indd 146 17.01.2005 15:47:35

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