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Buch - Prof. Dr. Erika Schuchardt

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Begegnungen – Deutsche Schule Hermannsburg (DSH)<br />

181<br />

Aber trotz dieser Ereignisse haben wir uns zusammengerauft. Auf dem<br />

Sportplatz während eines Rugbyspiels haben wir gemeinsam unseren Mann<br />

gestanden und uns auf Biegen und Brechen für unser Team eingesetzt. Wir<br />

Schwarzen haben bewiesen, dass wir, entgegen der landläufi gen Meinung, auch<br />

Rugby spielen können. So habe ich Begegnungsschule erfahren: das Austragen<br />

von Konfl ikten in kritischen Situationen, auch wenn das nicht immer einfach war,<br />

ohne Aggression und Gewalt.<br />

Eine Begegnung hat mich entscheidend geprägt. Ich war, als ich nach Hermannsburg<br />

kam, nicht sehr religiös, die täglichen Andachten und die sonntäglichen<br />

Gottesdienste beeinfl ussten mich wenig, sie waren eine Routineübung.<br />

Dann kam Reinhard in unsere Klasse. Er fi el auf durch sein fröhliches und offenes<br />

Wesen. Ständig hatte er im Heim seine Gitarre zur Hand und sang christliche<br />

Lieder, die ich nie zuvor gehört hatte. Bei der Morgenandacht trug er manchmal<br />

selbst komponierte Songs vor. Manchmal schrieb er vor dem Unterricht ,,Jesus<br />

loves you” an die Tafel. Ich bewunderte ihn, wie er so mutig sein Christentum<br />

lebte. Wir befreundeten uns. Nie hat er versucht, mich oder andere Klassenkameraden<br />

bewusst zu beeinfl ussen. Er hat einfach als Christ gelebt und er<br />

sagte mir, er wolle – nach alter Hermannsburger Tradition – Missionar werden.<br />

Gleich nach dem Matrik wolle er mit Freunden auf eine Missionsreise gehen. Er<br />

hat diese Reise auch durchgeführt. Aber er kam nicht mehr zurück. Bei einem<br />

Verkehrsunfall in Namibia verunglückte er tödlich. Ich wurde durch ihn nicht ein<br />

besserer Christ, aber ich denke noch heute oft an ihn. Er hat mir als Mensch<br />

imponiert.<br />

Heute, mehr als ein Jahr nach meinem Schulabgang, ist mir bewusst: Hermannsburg<br />

hat uns auf das Leben vorbereitet, einfach weil wir gezwungen waren,<br />

uns miteinander auseinanderzusetzen und uns gegenseitig zu verstehen,<br />

bei allen rassischen und kulturellen Unterschieden. Ich treffe noch ab und zu<br />

ehemalige Klassenkameraden aus der Townshipschule. Viele sind vorzeitig aus<br />

der Schule abgegangen, und ich frage mich, was aus mir geworden wäre, wenn<br />

ich dort meine Schullaufbahn fortgesetzt hätte.<br />

Brückenbau - neues Format.indd 181 17.01.2005 15:47:41

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