Buch - Prof. Dr. Erika Schuchardt
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Begegnungen – Deutsche Höhere Privatschule Windhoek (DHPS)<br />
149<br />
Name und Geburtstag: SYLVIA SCHLETTWEIN, 16. 11. 1975<br />
Alter bei Eintritt in die DHPS: 10<br />
Arbeitsplatz der Eltern damals: Mutter: Hausfrau; Vater: Hydrologe<br />
beim Wasserbauamt (Water Affairs) in Windhoek<br />
Anstoß zum Besuch der DHPS: meine Eltern<br />
Was gefi el mir an der DHPS: großes Angebot an außerschulischen<br />
Aktivitäten (Theater-AG; Filmclub); die Öffnung für<br />
alle Bevölkerungsgruppen noch vor der Unabhängigkeit;<br />
der vergleichsweise lockere Umgang zwischen Lehrern und<br />
Schülern<br />
Was gefi el mir nicht: das Elitedenken; der latente Rassismus<br />
mancher Eltern, Schüler, Lehrer; die Schultracht (vor allem<br />
ihre spätere strenge Kontrolle)<br />
Mein Arbeitsplatz heute: Studentin der Romanistik u. Germanistik in Stuttgart<br />
(Ziel: Magister); verheiratet mit einem Deutschen und schwanger<br />
Meine Zukunft: Mai 2002 Rückkehr nach Afrika (Zimbabwe), wo mein Mann für den<br />
DED arbeiten soll; selbst ein <strong>Buch</strong> schreiben, wieder in Namibia leben und arbeiten<br />
(vorzugsweise an der Uni)<br />
Die wollen mit uns ja auch nichts zu tun haben<br />
„Ab nächstem Jahr müssen wir mit Schwarzen zusammen Musik und Sport<br />
haben!“ „Ja und?“ „Iiih, willst du etwa mit Schwarzen zusammen Unterricht<br />
haben?“ – Gespräch unter Sechstklässlern der DHPS 1987. Im nächsten Jahr<br />
sollten die ersten andersfarbigen und -sprachigen Schüler in der Jahrgangsstufe<br />
über uns die erste Generation des „Teilzweigs“ stellen.<br />
„Bleibt die DHPS deutsch?“ war die Frage, die damals den Lesern der Allgemeinen<br />
Zeitung auf der Titelseite entgegenprangte und die wohl fast die<br />
gesamte deutschsprachige Gemeinschaft in Namibia beschäftigte, ja ängstigte.<br />
Theoretisch war die DHPS schon seit einiger Zeit Nichtweißen geöffnet, falls sie<br />
die deutsche Sprache beherrschten, praktisch war sie jedoch weitgehend „weiß“<br />
geblieben, was den allermeisten DHPS-Eltern sicher nicht ungelegen kam. Ich<br />
glaube nämlich nicht, dass meine damaligen Mitschüler ganz von alleine und<br />
durch eigenes Nachdenken zu dem Schluss gekommen waren, dass der gemeinsame<br />
Unterricht mit Schülern aus den so genannten Townships Katutura<br />
und Khomasdal „recht eklig“ sein müsse.<br />
Auch ich war auf mein „Ja und?“ sicher nicht ganz von alleine und durch<br />
eigenes Nachdenken gekommen. Ich hatte das „Glück“, Eltern zu haben, die<br />
für weiße deutschsprachige Verhältnisse sehr progressive politische Ansichten<br />
vertraten, d.h. zu den „linken“ Außenseitern gehörten. Ich war die Tochter von<br />
„SWAPO-Schlettwein“ und damit für die nähere Begegnung mit dem ominösen<br />
„<strong>Dr</strong>itten Teilzweig“ prädestiniert. Außerdem waren die eigenen Eingewöhnungsschwierigkeiten<br />
an der DHPS bei mir noch nicht in Vergessenheit geraten. Ich<br />
konnte mich noch gut an den ersten geballten Kontakt mit meinen deutschspra-<br />
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