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Linux-Magazin Clean Linux (Vorschau)

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Titelthema<br />

www.linux-magazin.de Embedded-<strong>Linux</strong> 09/2013<br />

46<br />

Updates für Embedded-<strong>Linux</strong>-Geräte<br />

Mit Verfallsdatum<br />

Geräte mit Embedded-<strong>Linux</strong> erhalten zu selten Updates, bemängeln Experten. Wie Aktualisierungen für mehr<br />

Sicherheit und Zuverlässigkeit funktionieren können, erklärt dieser Artikel. Mathias Huber<br />

© Jon Helgason, 123RF.com<br />

„Die Embedded-<strong>Linux</strong>-Branche muss<br />

sich in Zukunft verstärkt um Updates<br />

für ihre Geräte kümmern.“ Das sagt<br />

Carsten Emde, der Geschäftsführer des<br />

Open Source Automation Development<br />

Lab (OSADL, [1]). Die Genossenschaft<br />

betreibt Forschung und Ausbildung für<br />

<strong>Linux</strong>-Anwender in der Automatisierungsindustrie.<br />

Laut Emde ist nur mit Hilfe von Updates<br />

die Einbruchs- (Security) und Betriebssicherheit<br />

(Safety) von Industrieanlagen<br />

sicherzustellen. Diese teilen vermehrt die<br />

Gefährdungen von <strong>Linux</strong>-Routern, NAS-<br />

Geräten und <strong>Linux</strong>-Fernsehern, die per<br />

Internet erreichbar sind.<br />

Von der Stange?<br />

Teil der Problematik ist, dass kaum standardisierte<br />

Aktualisierungsverfahren für<br />

die Geräte existieren. Wie bei der Entwicklung<br />

der Embedded-Software geht hier<br />

fast jeder Hersteller seinen eigenen Weg.<br />

Handelt es sich bei der Hardware um ein<br />

leistungsfähiges x86-<br />

System, besteht noch<br />

die Möglichkeit, eine<br />

etablierte <strong>Linux</strong>-Distribution<br />

zu verwenden,<br />

die sowohl einen<br />

Paketmanager als auch<br />

regelmäßige Updates<br />

bereitstellt. Bei kommerziellen<br />

Distributionen<br />

kommen den<br />

Embedded-Herstellern<br />

allerdings häufig die<br />

Lizenzen in die Quere,<br />

die den Weitervertrieb<br />

mit der Hardware erschweren.<br />

Zudem benötigen Paketmanager<br />

einige<br />

Ressourcen, um beispielsweise Abhängigkeiten<br />

zu verwalten oder Archive zu<br />

dekomprimieren. Für schwächere Zielsysteme<br />

kommt daher ein so genanntes<br />

Spiegelverfahren zum Einsatz. Der<br />

Hersteller verwendet ein leistungsstärkeres<br />

Entwicklersystem, das er mittels<br />

Paketmanager auf den neuesten Stand<br />

bringt. Diesen Stand spiegelt er auf das<br />

Embedded-Gerät.<br />

Am untersten Ende des Spektrums steht<br />

ein Verfahren, das selbst bei minimal<br />

ausgestatteten Embedded-Geräten funktioniert:<br />

Man schreibt das komplette Betriebssystem<br />

als Image am Stück auf eine<br />

Speicherpartition des Zielgeräts. Das stellt<br />

zudem sicher, dass alle Komponenten des<br />

Betriebssystems und Software stacks auf<br />

dem richtigen Stand sind und gut zusammenspielen.<br />

Das neue Image kann etwa<br />

per USB-Stick oder Speicherkarte zum<br />

Gerät kommen.<br />

Damit sich ein Gerät beim Scheitern des<br />

Updates nicht in einen nutzlosen Ziegelstein<br />

verwandelt, gibt es in der Regel<br />

eine Fallback-Kopie des Betriebssystems,<br />

erklärt Michael Opdenacker. Der Gründer<br />

des Embedded-Spezialisten Free Electrons<br />

[2] erläutert zwei Mechanismen für<br />

diesen Zweck: Im ersten Szenario verfügt<br />

der persistente Speicher des Zielgeräts<br />

über mindestens zwei Partitionen. Auf<br />

einer verbleibt die bisherige <strong>Linux</strong>-Installation.<br />

Die andere beschreibt der Bootloader<br />

mit dem neuen Image. Anschließend<br />

versucht er die neue Partition zu booten.<br />

Bei Erfolg ändert ein Skript die Bootkonfiguration<br />

nachhaltig, ansonsten bleibt die<br />

alte Partition aktiv.<br />

Rettung naht<br />

Opdenackers Lieblingslösung besteht<br />

aber in einer schreibgeschützten Partition<br />

mit einem minimalen Rescue-System. Es<br />

wird aktiv, wenn der Anwender etwa<br />

einen Knopf am Gerät drückt. Dieses<br />

Rescue-System übernimmt die Aufgabe,<br />

ein aktualisiertes Betriebssystem auf die<br />

Standardpartition zu kopieren. Geht dabei<br />

etwas schief – kein Problem: Das unveränderliche<br />

Rettungssystem lässt sich<br />

auf jeden Fall starten.<br />

Auch Michael Opdenacker beklagt die<br />

Update-Müdigkeit: „Am liebsten würde<br />

ich einen Hacking-Contest veranstalten,<br />

bei dem die Teilnehmer Embedded-<strong>Linux</strong>-Geräte<br />

knacken“, meint er. Doch<br />

er bietet auch tröstliche Worte: Die Versionsvielfalt<br />

in der Embedded-Branche<br />

stelle sicher, dass ein einzelner Exploit<br />

oder Bug nur etwa 1 bis 2 Prozent der<br />

Geräte im Internet lahmlegen kann. Diversität<br />

hat eben auch ihre Vorteile. n<br />

Infos<br />

[1] OSADL: [http:// www. osadl. org]<br />

[2] Free Electrons: [http:// free‐electrons. com]

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