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PLAN DER VORLESUNG (1) - Sammelpunkt bei philo.at

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35 Handouts zur Vorlesung: STATIONEN <strong>DER</strong> ANTIKEN PHILOSOPHIE: Buchheim: WS 2000/1<br />

PLATON<br />

1. Allgemeines<br />

428/7 geb. in Athen als Sohn von Ariston und Periktione; 348/7 gest. und wahrscheinlich auf dem<br />

Gelände der von ihm gegründeten Akademie (außerhalb der Stadtmauern) <strong>bei</strong>gesetzt.<br />

Während man über den V<strong>at</strong>er nichts weiter weiß, ist klar, daß seine Mutter aus vornehmstem <strong>at</strong>henischem<br />

Adel stammte, dem Geschlecht der Alkmeoniden, das sich bis auf den Umkreis des Solon<br />

zurückführte. Zu seiner Verwandtschaft gehörten mit Periktiones Neffe, Kritias dem Jüngeren, und<br />

ihrem Bruder, Charmides, führende Mitglieder der oligarchischen Tyrannis der 30 (404-403);<br />

andererseits verheir<strong>at</strong>ete sich Periktione ein zweites Mal mit Pyrilampes, einem Gefolgsmann des<br />

Perikles und damit der demokr<strong>at</strong>isch gesinnten Adelspartei.<br />

Geschwister Pl<strong>at</strong>ons aus erster Ehe seiner Mutter waren Glaukon (der Jüngere), Adeimantos und die<br />

jüngere Schwester, Potone, die später Speusippos, Pl<strong>at</strong>ons Nachfolger an der Akademie, heir<strong>at</strong>ete.<br />

Obwohl ihm als Mitglied eines solchen Hauses eine politische Karriere vorgezeichnet schien, wandte<br />

Pl<strong>at</strong>on sich, entsetzt von der brutalen Bürgerverfolgung unter den 30 Tyrannen einerseits und von der<br />

durch die wiederetablierte Demokr<strong>at</strong>ie inszenierten Verurteilung des Sokr<strong>at</strong>es andererseits, von dieser<br />

praktischen Möglichkeit ab, bleib ihr aber - als Ziel seiner theoretischen Reflexion und seiner zeitweise<br />

auch praktisch genährten Hoffnungen in Sizilien (am Hofe von Dionysios I und II) - doch in gewisser<br />

Weise ein Leben lang treu.<br />

Nach Aristoteles (Met. I 6. 987a 32 ff.) war Pl<strong>at</strong>on, bevor er mit 20 Jahren zum Anhänger des Sokr<strong>at</strong>es<br />

(bis zu dessen Tod 399) wurde, bereits Schüler des extremen ‚Herakliteers‘ Kr<strong>at</strong>ylos gewesen, an<br />

dessen Doktrin vom Fluß aller Dinge, er für die Wahrnehmungswelt auch späterhin festhielt. Bei<br />

Sokr<strong>at</strong>es lernte er die Bedeutung von Definitionen insbesondere praktischer Gegenstände und<br />

Sachverhalte kennen (wie etwa der Tugenden, des Gerechten und des Lernens) und zog daraus den<br />

Schluß, daß solche Definitionen sich auf eine andere als die wahrnehmbare Wirklichkeit beziehen<br />

müßten. Daraus könnte das dualistische Grundkonzept der pl<strong>at</strong>onischen Philosophie erwachsen sein.<br />

Etwa zehn Jahre nach Sokr<strong>at</strong>es‘ Tod durch Hinrichtung mit dem Schierlingsbecher (in denen Pl<strong>at</strong>on<br />

schon schriftstellerisch tätig gewesen sein könnte) unternahm Pl<strong>at</strong>on 389-388 eine ausgedehnte Reise<br />

u.a. nach Ägypten, Unteritalien und Sizilien. In Unteritalien schloß der Freundschaft mit dem Pythagoreer<br />

Archytas von Tarent und lernte in Syrakus den mächtigen und prächtigen Tyrannen, Dionysios I,<br />

und dessen Schwager (und späteren Schwiegersohn), Dion, kennen; den letzteren auch lieben. Mit den<br />

syrakusanischen Verhältnissen verband sich seine über zwei weitere Reisen nach Sizilien (367 und<br />

360) immer wieder aufkeimende Hoffnung, entweder den Tyrannen bzw. dessen Sohn zum Philosophen<br />

oder einen Philosophen (Dion) zum König machen zu können. Dies alles scheiterte 353 mit dem<br />

Tod Dions durch eine Intrige aus den eigenen Reihen, nachdem dieser für kurze Zeit (und mit militärischer<br />

Gewalt) t<strong>at</strong>sächlich zum Machthaber in Syrakus aufgestiegen war.<br />

Nach Rückkehr von seiner ersten sizilischen Reise gründete Pl<strong>at</strong>on (mit einigen verwandten Zügen<br />

zum Modell des pythagoreischen Bundes) 387 oder 386 seine Philosophenschule im Hain des Heros<br />

‚Hekademos‘ (= Akademie) vor den Toren von Athen. Sie bestand mit zwar wechselnden Lehraussagen,<br />

aber institutionell kaum unterbrochen bis zum Jahr 529 nach Christus, in dem sie als zentrale<br />

heidnische Bildungsstätte durch den christlich-römischen Kaiser Iustinianus verboten wurde.<br />

Schon vor Gründung der Akademie und vor seiner ersten sizilischen Reise scheint Pl<strong>at</strong>on Dialoge<br />

publiziert zu haben. Zu diesen frühen literarischen Werken könnte z.B. gut die ‚Apologie des Sokr<strong>at</strong>es‘<br />

gehören. Jedoch läßt sich die Abfassungszeit der in neun Tetralogien überlieferten Dialoge und Briefe<br />

Pl<strong>at</strong>ons nicht absolut und auch nur grob in rel<strong>at</strong>iver Chronologie bestimmen. 26-28 der 34 unter Pl<strong>at</strong>ons<br />

laufenden Dialoge sowie mindestens 3 der 13 Briefe (nämlich der 6., 7. und 8.) werden in weitgehender<br />

Übereinstimmung als echt angesehen. Am sichersten ist es, nur drei zeitlich unterschiedene<br />

Dialoggruppen anzunehmen: frühe, reife und späte Dialoge, und ihre Binneneinteilung eher nach<br />

them<strong>at</strong>ischen st<strong>at</strong>t zeitlichen Gesichtspunkten vorzunehmen. Neben der erwähnten Apologie könnte<br />

man in der frühen Gruppe unterscheiden zwischen (1) »Freundschaftsdialogen«, (2) »Tugenddialo-

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